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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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’ne gehörige Abreibung ein.«
    »Sehr schlimm?«
    »Seitdem fehlen ihm einige Zähne. Aber wie ich die Tage gesehen habe, humpelt er auch. Hat wohl was am Knie abbekommen. Da kann er froh sein, dass er überhaupt noch laufen kann. Kein Wunder, dass er sich nicht mehr hierhertraut.«
    »Wann war das?«
    Sie dachte kurz nach. »So etwa vor zwei Monaten. Höchstens drei.«
    »Und wer war der leichtsinnige Mann?«
    »Der Monheimer Jakob.«
    »Wo kann ich ihn finden?«
    Plötzlich platzte der Italiener in den Lagerraum, ergriff Elises Hand und zog sie rüde zu sich herüber. »Komm endlich! Du schuldest mir einen Tanz.« Sein südländischer Akzent war unverkennbar. Und zu Nikolaus gewandt grunzte er: »Du solltest besser abhauen. Solche wie dich mögen wir hier nicht.«
    Aber Elise schüttelte ihren Galan ab: »Lass mich gefälligst los! Ich gehöre dir nicht! Warte gefälligst, bis ich so weit bin! Du bekommst noch früh genug, was du willst!«
    Sie stieß ihn so heftig zur Seite, dass er gegen den Türrahmen taumelte. Er funkelte Elise böse an, man hörte förmlich das Knirschen seiner Zähne. Das junge Mädchen hob nur stolz das Kinn und wandte sich dann demonstrativ wieder Nikolaus zu. Der Italiener eilte laut fluchend davon.
    Als der Freier hinaus war, atmete Elise tief durch: »Dann muss ich nachher wieder besonders nett sein. Sonst verprügelt er mich wieder.«
    Nikolaus entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten.
    »Nicht so schlimm. So was erlebe ich jeden Tag. Nichts Besonderes.«
    »Ich werde mich nun am besten verziehen. Du hast mir schon sehr geholfen.
    »Sorg nur dafür, dass Konstantin wiederkommt.«
    »Du magst ihn so sehr?«
    Sie nickte.
    »Ich versuche es. Danke und Lebwohl.«
    Er wollte schon gehen, als sie ihm die Hand auf den Arm legte und flüsterte: »Wenn du die Brotstraße vom Markt aus weitergehst, im letzten Haus auf der rechten Seite wohnt Jakob Monheim. Das Haus genau an der Stadtmauer.«
    Nikolaus bedankte sich für die Hilfe und betrat die Schankstube. Sie war noch voller und lauter als vorhin. Mehrere Männer grölten ein unanständiges Lied und schwenkten ihre Humpen über den Köpfen. Dass ab und zu Bier herausschwappte und dem Zecher oder seinem Nachbarn auf den Kopf tropfte, störte niemanden. Dazwischen lachten einige Frauen, die eindeutig nicht als Gäste hier waren und Männern am Hals hingen oder auf dem Schoß saßen. Der mürrische Italiener war gerade dabei, sich mit einem anderen Mädchen zu trösten.
    Nikolaus schaute sich noch einmal genauer um, aber er konnte Konstantins Freunde Heinrich von Buschfeld und Peter Kirn nicht mehr an ihrem Platz finden. Sie waren verschwunden. Ohne sich weiter um die wüste Gesellschaft zu kümmern, eilte er hinaus. Das Dunkel der Nacht legte sich gerade über die Stadt. Trier kam langsam zur Ruhe und machte sich bereit, zu Bett zu gehen. Nur aus den Schänken drang noch der Lärm feiernder Gäste. Und das schummrige Licht aus den Fenstern erhellte die Straße. Nikolaus war fast an der Ecke angekommen, wo die Brückenstraße in die Fleischstraße überging und man nach rechts in die Webergasse abbiegen konnte, in der Herrmann Albrechts Haus stand.
    Plötzlich lösten sich zwei Gestalten aus dem Dunkel einer Hofeinfahrt und kamen langsam zu ihm herüber. Wegen der Dämmerung waren ihre Gesichter nicht zu erkennen, sie sagten auch kein Wort. Aber Nikolaus wusste sofort, was dies zu bedeuten hatte. Das Herz schlug ihm bis in den Hals, seine Beine wollten nicht mehr weiter, und ihm wurde schwindelig. Er lehnte sich gegen die Hauswand, sonst wäre er höchstwahrscheinlich vor Schreck zu Boden gegangen.
    Die beiden Männer kamen näher. Noch ehe sich Nikolaus zur Flucht entschließen konnte, standen sie rechts und links vor ihm. Wegrennen war unmöglich geworden.
    »Was wollt ihr?«, fragte er mit heiserer, zitternder Stimme.
    Keiner sagte etwas. Seine Gegner standen still vor ihm und betrachteten ihr eingeschüchtertes Opfer.
    »Warum verfolgt ihr mich? Gestern, das wart ihr doch auch schon! Was soll das?«
    Anstatt eine Antwort zu geben, sprangen die dunklen Gestalten nun nach vorn und stürzten sich auf Nikolaus. Er wehrte sich, so gut er konnte. Er schlug mit den Fäusten um sich, versuchte zu treten, stemmte sich gegen die Angreifer, doch er hatte keine Chance, sie waren einfach zu stark. Als er schließlich um Hilfe rief, schlug ihm einer mit einer solchen Wucht in den Bauch, dass ihm die Luft wegblieb, er konnte nur noch stöhnen. Der

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