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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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und sie nun ein gutes Versteck brauchten, wo es dann gefunden werden sollte.«
    »Aha.« Nikolaus atmete hörbar aus. »Das klingt aber eigenartig. Erst austauschen, dann verstecken und schließlich wiederfinden. Irgendwie widersinnig.«
    »Ich hab’s auch nicht verstanden. Es klang aber so, als ob das Verstecken heimlich geschehen sollte und das Wiederfinden dann mit großem Brimborium und Tamtam.«
    »Ach so. Es sollte etwas ganz Besonderes gefunden werden. Damit es für die anderen Leute als glücklicher Zufall erschien, sollte zur rechten Zeit am rechten Ort gesucht werden. Und dann sollte Trier wieder berühmt und mächtig wie in den Tagen von Konstantin dem Großen werden.«
    Elise schaute Nikolaus nur mit großen Augen an.
    »Waren alle Freunde aus Konstantins Truppe daran beteiligt?«
    »Sie wussten wohl alle Bescheid, aber das mit dem Verstecken haben nur Konstantin, Crispus und Thomas mit dem Herrmann besprochen.«
    Jetzt war Nikolaus an der Reihe, ungläubig zu gucken. »Der tote Zimmermannsmeister Herrmann Albrecht?«
    Sie nickte.
    »Der wusste von der Sache?«
    »Klar.«
    Aufgeregt stand Nikolaus auf. Die Bande umfasste also nicht nur die sechs Ratsherrensöhne, sondern auch einen Italiener, der etwas Wichtiges besorgen konnte, und einen Zimmermannsmeister. Da die Gruppe um Konstantin aber sonst eine in sich geschlossene Truppe bildete, waren die beiden anderen nur aufgrund dieses speziellen Vorhabens akzeptiert worden. Die waren nicht aus Trier beziehungsweise entsprachen nicht ihrem Stand. Ein reines Zweckbündnis. Welchen Nutzen hatte Herrmann Albrecht haben können? Ein alternder, verschuldeter und erfolgloser Handwerksmeister?
    Nein, die Gruppe war noch größer. Die Väter der Burschen wussten auch Bescheid. Sie hatten bisher alles getan, damit die Wahrheit nicht ans Licht kam. So wie Meuren erzählt hatte, wünschte sich Theodor Junk doch schon seit Langem, der Stadt wieder zu der gleichen Blüte zu verhelfen wie in vergangenen Tagen. Trier sollte dadurch Reichsstadt werden und sich mit Köln, Lübeck und Augsburg vergleichen können. Und Helena war die Belohnung dafür gewesen, dass Albrecht bei dieser Betrügerei mitgeholfen hatte.
    Was wusste die junge Witwe? Wahrscheinlich nichts. Sie war das ungeliebte Stiefkind, das nach Belieben verschachert werden konnte.
    »Und du bist von Finken entführt worden, wie ich gehört habe.«
    Elise wiegte ihren Kopf hin und her. »Eigentlich nicht. Der Peter kam gestern Mittag und fragte mich, ob ich mit ihm zu sich nach Hause gehen würde.«
    »Hat er das schon öfter gemacht?«
    »Er zahlt gut. Dafür hat er aber immer ein paar ausgefallene Wünsche. Und er mag dieses Zimmer hier nicht. Das ist ihm zu schmuddelig, sagt er. Deswegen gehen wir dann in sein Haus. Aber gestern war es anders. Kaum waren wir in seiner Kammer, hat er mich schon gefesselt und geknebelt und in eine Kiste gesperrt. Auf einem Fuhrwerk hat er mich dann weggebracht. Ich habe mir überall blaue Flecken geholt. An den Armen, den Beinen, am Rücken und am ... hinten.«
    »Und was wollte er von dir?«
    Sie biss auf ihrer Lippe herum und zupfte verlegen an ihrer Decke. »Ich ... ich ... bin schwanger.«
    Nikolaus zog die Augenbrauen hoch. »Aha.« Er verstand den Zusammenhang noch nicht.
    »Bitte sag es dem Wirt noch nicht. Sonst schmeißt er mich gleich raus.«
    »Mach ich nicht. Wer ist denn der Vater?«
    Elise zögerte wieder einen Moment. »Ich ... ich ... weiß es nicht. Ich habe immer aufgepasst und mich genau an die Anweisungen meiner Mutter gehalten. Es ging ja auch immer gut. Die ganzen vier Jahre, seitdem der Wirt mich meiner Mutter abgekauft hat. Aber nun ...« Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie schniefte mehrfach laut. »Ich weiß nicht, wer der Vater ist. Es kann jeder Beliebige gewesen sein.«
    »Und weswegen hat dich der Viehhändler dann entführt?«
    »Ich sollte so lange eingesperrt bleiben, bis ich bezeuge, dass das Kind von Konstantin ist. Und damit wollte er dann zum alten Junk, um ihm Geld aus den Rippen zu leiern.«
    Nikolaus atmete tief durch. Die Entführung hatte also doch nichts mit dem Tod Herrmann Albrechts zu tun. Lustlos fragte er: »Kann Konstantin denn der Vater sein?«
    Sie nagte wieder an ihrer Unterlippe. »So gut wie jeder andere.«
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Gottfried platzte herein. »Wir haben den Italiener. Wir haben ihn erwischt, als er heimlich das stille Örtchen verlassen wollte. Er war schon halb auf der Mauer, da habe ich ihn

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