Schweinehunde / Roman
Arnes Schreibtisch, ohne das Gespräch zu beenden.
»Ich glaube, wir haben die Endstation unseres Kleinbusses.«
Er zeigte auf das Handy.
»Nimm es mit, Arne. Du musst nach Frederiksværk, und zwar schnell.«
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45
K onrad Simonsens Anweisung, so schnell wie möglich Beweise für einen Tatbestand der Pädophilie zu beschaffen, breitete sich wie Ringe auf dem Wasser über das ganze Land aus. Trotz der deutlichen Verärgerung zahlreicher Beamter über die Wochenendarbeit mahlten die Mühlen der Polizei effektiv, so dass Resultate nicht ausblieben. Poul Troulsen hatte die Aufgabe, die Ergebnisse zusammenzufassen. Gerade zurück vom Dagbladet, wusste er über alle Ermordeten Bescheid. Hatte er das Gefühl, ausreichend Beweise für eine pädophile Orientierung eines Opfers zu haben, ging er zu seinem Chef. Konrad Simonsen wartete in seinem Büro, dort hing jetzt auch die Übersicht über die Ermordeten, die Arne Pedersen angefertigt hatte. Der nächste rote Haken wurde hinter Jens Allan Karlsen aus Århus gemacht, alias Herr Südwest. Poul Troulsen erläuterte:
»Kistenweise Videos im Kriechkeller, außerdem Disketten mit Allan Ditlevsens Fingerabdrücken, dem Imbissbudenbesitzer aus Middelfart. Außerdem hat er bei KidsOnTheLine.dk gestöbert. Es hat mindestens vier Treffen mit seinen kleinen, virtuellen Bekanntschaften gegeben, und das waren leider sehr konkrete Begegnungen. Dazu kommt noch, dass er bei den dänischen Pfadfindern als unerwünschte Person geführt wird. Willst du die dazugehörige Geschichte?«
Konrad Simonsen schüttelte den Kopf und hakte ihn ab.
Peder Jacobsen, der zu Beginn unter dem Namen Herr Südost geführt worden war, war ungleich schwerer als Pädophiler auszumachen. Niemand in seinem Bekanntenkreis wollte sich zu diesem delikaten Thema äußern oder ihn als pädophil bezeichnen. In seinen Hinterlassenschaften fand sich nichts, das auf eine derartige sexuelle Neigung hindeutete. Die Polizei arbeitete lange hart, ohne zu einem Ergebnis zu kommen, bis es in einer Burgerbar in Brabrand plötzlich zu einer Wende kam: An einem Fenstertisch saßen ein etwa 14-jähriger Junge und ein Mann von ungefähr Mitte vierzig. Zwei Polizisten in Zivil kontrollierten den Laden, und einer von ihnen hielt dem Mann seinen Ausweis vor die Nase.
»Hau ab!«, fauchte er.
Der andere Polizist nahm den Mantel des Mannes, warf ihn ihm auf den Schoß und befahl: »Stehen Sie auf!«
Der Mann gehorchte, ohne zu protestieren, und die zwei Beamten setzten sich.
»Wann hast du zuletzt etwas zu essen bekommen, Tommy?«, fragte ein Beamter nun in ruhigem Ton.
»Gestern, glaube ich.«
»Was willst du haben?«
»Ein Cheeseburger wäre klasse.«
»Wir kaufen dir zwei Cheeseburger, wenn wir gehen.«
Der Polizist, der neben dem Jungen saß, zog eine Fotografie aus seiner Innentasche, die sich zu einem Röhrchen zusammengerollt hatte, sodass er sie ein paarmal über den Tisch ziehen musste, um sie zu glätten.
»Kennst du den?«
Der Junge warf flüchtig einen Blick auf die Fotografie.
»Das ist einer von denen, die ermordet worden sind, oder? Ich habe darüber in der Zeitung gelesen. Stimmt das, was die schreiben?«
»Ja, das stimmt. Kennst du ihn?«
»Vor ein paar Jahren habe ich ihn getroffen, jetzt bin ich zu alt. Er hat lieber die Kleineren. Versuchen Sie mal mit Jørgen oder Kasper zu reden, oder mit Schniefsofie.«
»Ist der pervers oder gewalttätig?«
»Nee, keine Spur, straight forward, rein, raus und fertig.«
Die Beamten nickten sich zu. Das musste reichen. Der Ältere sah den Jungen voller Bedauern an. Er hatte selbst einen Sohn in seinem Alter, doch der spielte Videospiele, stand im Tor einer Fußballmannschaft und wurde rot, wenn man das Thema Mädchen ansprach.
»Hast du einen Platz, wo du heute Nacht schlafen kannst?«, fragte er.
»Nee, dafür haben Sie ja gerade gesorgt.«
»Wie wäre es, wenn ich dich zu deiner Mutter fahren würde? Sie würde sich bestimmt freuen, dich zu sehen. Wenigstens für ein paar Tage.«
Der Junge dachte über den Vorschlag nach, er war Freundlichkeit ohne Hintergedanken nicht gewohnt.
»Nein danke, aber nett von Ihnen, dass Sie gefragt haben.«
Er sagte ihnen aber nicht, warum er nicht nach Hause wollte. Die zwei Beamten erhoben sich und kauften auf dem Weg nach draußen zwei Cheeseburger und ein Glas Saft.
Zehn Minuten später machte Konrad Simonsen einen roten Haken hinter Peder Jacobsen.
Auch Palle Huldgård, Herr Nordost, bereitete Probleme. Der
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