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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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warf es beiseite.
    Mittlerer Dave seufzte. Er legte großen Wert auf Klassensolidarität, aber manchmal ging ihm Katzenauge auf die Nerven.
    »Es sind Eigentumsurkunden«, erklärte er. »So was ist besser als Geld.«
    »Papier soll besser sein als Münzen?« brachte Katzenauge hervor. »Ha, was man verbrennen kann, taugt nichts. Das ist meine Meinung.«
    »Warte mal«, sagte Hühnerdraht. »Ich weiß, was es damit auf sich hat. Die Zahnfee hat Grundbesitz?«
    »Irgendwie muß sie Geld auftreiben«, sagte Mittlerer Dave. »Einen halben Dollar für jeden Zahn unterm Kissen.«
    »Und wenn wir das Zeug stehlen – geht es dann in unser Eigentum über?«
    »Ist das eine Fangfrage?« Katzenauge grinste hämisch.
    »Nun, zehntausend ist nicht mehr viel, wenn man das hier sieht.«
    »Bestimmt vermißt er nichts, wenn wir…«
    »Meine Herren…«
    Sie drehten sich um. Kaffeetrinken stand in der Tür.
    »Wir… äh… wir tragen nur was zusammen«, sagte Hühnerdraht.
    »Ja. Ich weiß. Ich habe euch dazu aufgefordert.«
    »Genau«, erwiderte Hühnerdraht dankbar. »Stimmt. Das hast du tatsächlich.«
    »Und es ist eine ganze Menge«, fügte Kaffeetrinken hinzu und lächelte. Katzenauge hüstelte.
    »Es müssen Tausende sein«, meinte Mittlerer Dave. »Und was ist mit all den Urkunden? Sieh nur, diese hier betrifft den Pfeifenladen im Honigfallenweg von Ankh-Morpork! Dort kaufe ich meinen Tabak! Der alte Fingerhut klagt immer über die viel zu hohe Miete!«
    »Ihr habt also die Kassetten geöffnet«, sagte Kaffeetrinken freundlich.
    »Nun, ja…«
    »Gut, gut«, fuhr Kaffeetrinken fort. »Zwar habe ich euch keine entsprechende Anweisung erteilt, aber im Prinzip gibt es nichts dagegen einzuwenden. Wie kommt die Zahnfee an ihr Geld? Na, was glaubt ihr? Arbeiten Gnome und Wichte in irgendeiner Mine für sie? Benutzt sie vielleicht Feengold? Aber das verwandelt sich am nächsten Morgen in wertloses Zeug!«
    Er lachte. Hühnerdraht lachte. Selbst Mittlerer Dave lachte. Und dann griff Kaffeetrinken an, trieb ihn unaufhaltsam zurück, bis er an die Wand stieß.
    Etwas bewegte sich schemenhaft, und Mittlerer Dave blinzelte, und plötzlich brannte Schmerz in seinem Lid.
    Kaffeetrinkens gesundes Auge war ganz nahe – wenn man es »gesund« nennen konnte. Die Pupille war ein winziger Punkt. Die rechte Hand des Mannes schwebte in unmittelbarer Nähe vor Mittlerer Daves Gesicht.
    Sie hielt ein Messer. Und die Spitze der Klinge konnte nur den Bruchteil eines Zentimeters vom rechten Auge des Mittleren Dave entfernt sein.
    »Die Leute sagen, daß ich sie töte, sobald ich sie ansehe«, hauchte Kaffeetrinken. »Und eigentlich sollte ich dich töten und mich nicht damit begnügen, dich nur anzusehen, Blütenweiß. Du stehst in einem Schloß aus Gold und hast vor, ein paar Cent zu stehlen. Meine Güte. Was machte ich nur mit jemandem wie dir?«
    Er entspannte sich ein wenig, aber die Hand mit dem Messer verharrte vor dem rechten Auge des Mittleren Dave.
    »Du glaubst vielleicht, daß Banjo dir helfen wird«, sagte Kaffeetrinken. »So ist es immer gewesen, nicht wahr? Aber Banjo mag mich. Im Ernst. Er ist mein Freund.«
    Es gelang dem Mittleren Dave, an Kaffeetrinkens Ohr vorbeizublicken. Sein Bruder stand einfach mit ausdrucksloser Miene da, schien auf einen neuen Befehl oder ein Licht in der dunklen Leere seines Selbst zu warten.
    »Ich wäre sehr traurig, wenn ich annehmen müßte, daß du schlecht von mir denkst«, sagte Kaffeetrinken. »Ich habe nicht mehr viele Freunde, Mittlerer Dave.«
    Er trat zurück und lächelte glücklich. »Sind wir jetzt alle Freunde?« fragte er, als Mittlerer Dave in sich zusammensackte. »Hilf ihm, Banjo.«
    Sofort setzte sich Banjo in Bewegung.
    »Er hat das Herz eines kleinen Kindes«, meinte Kaffeetrinken. Das Messer verschwand irgendwo in oder unter seiner Kleidung. »Ich glaube, das gilt auch für mich.«
    Die anderen standen wie erstarrt, hatten sich seit dem Angriff nicht von der Stelle gerührt. Mittlerer Dave war ein kräftig gebauter Mann und Kaffeetrinken so dürr, daß er fast ausgemergelt wirkte. Trotzdem hatte er den Mittleren Dave so mühelos angehoben, als wäre der nicht schwerer als eine Feder.
    »Was das Geld betrifft…« Kaffeetrinken setzte sich auf einen Sack mit Silbermünzen. »Damit kann ich nichts anfangen. Es hat keine Bedeutung für mich. Teilt es unter euch auf, wenn ihr wollt. Oh, bestimmt zankt ihr euch deswegen und versucht, euch gegenseitig übers Ohr zu hauen. Meine Güte.

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