Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
ausgebrannt ist. Und zwar mitsamt seinem Insassen.
Ja, da könnte man sagen: Und, was geht das den Eberhofer an? Den Eberhofer geht das aber ganz und gar schon etwas an. Weil mutmaßlich die Brandleiche ausgerechnet der Küstner zu sein scheint. Zumindest ist er auf der Videoaufzeichnung von dem Parkhaus, wo der PKW entwendet wurde, ziemlich deutlich zu erkennen. Und wenn der Küstner nun also quasi in Schall und Rauch aufgegangen ist, dann kann der Moratschek wohl endlich wieder bei uns ausziehen und sich in seinen eigenen Betten wälzen.
Wenn das keine gute Nachricht ist.
Unsere Runde beenden wir in absoluter Bestzeit: einsfünfzehn. Wir sind quasi heimgeflogen, um die gute Nachricht nur ja schnell verkünden zu können.
»Und wenn das am Ende gar nicht der Küstner war?«, fragt der Papa gleich nach meinen Schilderungen.
»Genau«, sagt der Moratschek und schaut mich abwartend an.
|138| Ich bin zugegebenermaßen noch etwas außer Atem und schüttle erst mal den Kopf.
»Auf dem Video ist er glasklar zu erkennen«, hechel ich hervor.
Die zwei Alten schauen sich an.
Dann fährt das Auto vom Leopold in den Hof.
Der Ludwig drückt mir den Kopf gegen den Schenkel.
»Servus, miteinander«, ruft der Leopold, kaum dass er zur Tür drin ist. Offenbar gut gelaunt. Hinter ihm her kommt die Panida mit der Sushi. Die Kleine streckt mir gleich die Hände entgegen.
»Wans«, sagt das kleine Goldkind, und ich nehm sie auf den Arm. Sie klatscht mir die Hände ins Gesicht und lacht.
Dem Leopold seine gute Laune ist wie weggeblasen. Er hockt sich auf die Couch, verschränkt die Arme und schweigt.
»Panida, sei doch so gut und mach den Tisch zurecht«, schreit die Oma.
Die Panida geht an uns vorbei und streift der Sushi über die Wange. Und sie streift mir über die Wange. Dann geht sie und macht den Tisch zurecht. Der Leopold droht zu explodieren.
»Wans, Wans, Wans …«, jubelt der kleine Wonneproppen.
Ich könnte sie fressen.
»Jetzt ist es aber gut«, knurrt der Leopold und steht auf. Er entreißt mir das Kind mit roher Gewalt und drückt sie an sich.
Hat er sie nicht mehr alle?
Die Sushi fängt zu weinen an.
»Leopold!«, schreit die Panida. Nimmt ihm das Kind ab und beruhigt es erst einmal.
|139| »Ich weiß nicht, was sie immer mit ihm hat«, sagt der Gatte beleidigt und meint damit vermutlich mich.
Mir läuft es warm über den Buckel. Meine Nackenhaare stellen sich auf, und mein Bauch fängt an zu kribbeln.
Es ist wunderbar.
Der Zwerg Nase klebt am mütterlichen Busen und kleine Tränen trocknen auf den roten Backen. Ich schau sie an. Und prompt beginnt sie zu lachen. Sie kriegt einen Schluckauf. Die Panida drückt sie in meinen Arm und kümmert sich wieder um das Geschirr.
Die Stimmung beim Essen ist mäßig. Quasi nicht vorhanden. Weil jeder mit seinem eigenen Schicksal hadert. Den Leopold quält die Eifersucht. Der Moratschek wird von Panikattacken gerissen, weil er fürchtet, nach Haus zu müssen. Und das, obwohl der Küstner doch bloß mutmaßlich tot ist. Und der Papa suhlt sich im Abschiedsschmerz. Muss er doch den guten Freund gleich schon wieder ziehen lassen, wo der doch grade erst zurückkam. Die Panida füttert die Kleine, und die Oma saust ständig zwischen Esstisch und Herd hin und her, um nur ja alle hungrigen Mäuler zu stopfen.
Dann nehm ich den Zwerg Nase auf den Schoß und füttere sie weiter. Schließlich soll die arme Mutter auch etwas abkriegen. Wo sie doch sowieso ausschaut wie ein Schulkind. Was aber natürlich kein Wunder ist, wenn sie jedes Mal die Sushi füttern muss, während sich der Kindsvater den Ranzen vollschlägt.
»Der Moratschek bleibt heut Nacht noch mal da«, sagt der Papa in die Stille und schaut mich an.
Fast hab ich den Eindruck, er fragt um Erlaubnis.
Der Moratschek atmet auf.
»Bis morgen hast du das Foto von der Überwachungskamera gesehen. Wenn da eindeutig der Küstner drauf ist, |140| kann der Moratschek heim. Und wenn auch nur der geringste Zweifel besteht, bleibt er da. Ist das klar?«, sagt er weiter und tauscht einen Eintracht geschwängerten Blick mit seinem Busenkumpel.
»Logisch bleibt er heut noch da. Schließlich müsst ihr zwei ja noch Abschied feiern, gell«, sag ich und steh auf.
Ich seh es aus den Augenwinkeln, wie die beiden sich freuen. Wie die kleinen Buben, kann ich da nur sagen. Außerdem seh ich aus dem Augenwinkel, dass es den Leopold gleich zerreißt. Um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, werf ich die Sushi ein paarmal in
Weitere Kostenlose Bücher