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Schweizer Ware

Schweizer Ware

Titel: Schweizer Ware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Baumer gestresst.
    »Geh ich zu schnell?«, sorgte sich der Wachtmeister.
    »Nein, nein. Aber warte bitte.«
    »Mit dem Berichten?«
    »Nein«, wurde Baumer fast ein wenig ärgerlich. »Ich will einfach eine Pause machen. Die Reise war lang. Ich will noch an die Bar hier«, erklärte Baumer und deutete mit dem Kopf in Richtung der Kaffeebar, die am Ende des Korridors lag. Sie bediente die Leute, die im Ankunftsbereich des Flughafenpavillons auf ihre Verwandten oder ihre Freundin, ihre Enkelkinder, die Schwester oder ihren Onkel oder ihren Geliebten aus Berlin – der ohne Hund – warteten. Ein einzelner Mann, der verloren an der Bar saß, wartete wohl nur darauf, dass er auch diesen arbeitslosen Tag endlich hinter sich gebracht haben würde und wieder nach Hause gehen könnte, um die Tagesschau zu sehen und dann noch viele andere Sendungen bis in alle Nacht.
    »Wir sind doch gleich zu Hause. Was willst du noch an dieser Bar?«, bemerkte Heinzmann und wusste doch schon, was Baumer sagen würde.
    Baumer sagte: »Espresso!«
    »Du bist süchtig, mein Lieber.«
    »Ja. Das weiß ich«, wurde der Kommissar ärgerlich. Trotzdem. Er brauchte einfach wieder einmal einen richtigen Kaffee. Der Morgenkaffee in Griechenland war ihm zu dünn gewesen. Der von ihm selbstgebraute, von dem er so viel erwartet hatte, hingegen fast zu stark und auch bitter und zu säuerlich und gar nicht schmackhaft und nur wenig aromatisch und billig und überhaupt insgesamt eine grandiose Enttäuschung.
    Beim Gedanken an den griechischen Kaffee kam ihm Anna wieder in den Sinn. Wie es ihr jetzt wohl ging? Baumer machte sich Sorgen, ob es ihr gelungen war, ihr Hotelzimmer wieder zurückzubekommen. Immerhin hatte sie – nein, er! – das Zimmer aufgegeben. Hoffentlich würde die Person an der Rezeption kein Theater machen und sie wiederaufnehmen. Baumer war sich klar, dass er sie so schnell als möglich würde anrufen müssen. Sich vielleicht entschuldigen? Sicherlich entschuldigen.

    Mindestens!

    »Und sonst?«, bat er Stefan, ihm weitere Informationen zu den laufenden Ermittlungen zu geben, nachdem sie sich an der Bar eingerichtet und bestellt hatten.
    »Sonst läuft das Routineprogramm«, gab dieser zur Antwort, während er gleichzeitig den Kopf leicht zur Seite knickte und die Schultern hob. »Du kannst es dir vorstellen. Unsere Leute von der Putztruppe haben noch nichts Auffälliges gefunden.«
    Baumer hatte das erwartet. Es gab keine blutigen Fußabdrücke, die man hätte verfolgen können. Es schien auch nichts gestohlen worden zu sein. Die Wohnung war nicht durchwühlt und auch in den Schränken war kein Chaos angerichtet worden. Also gab es auch keinen Junkie, der sein Diebesgut noch am selben Abend am Claraplatz verramscht hätte, nur um sich ein winziges Couvert mit weißem Pulver zu besorgen. Dem Pülverchen, das ihm half, sich endlich wieder als »the Greatest« zu fühlen.
    Dass von der Spurensicherung bisher noch keine konkreten Hinweise auf einen möglichen Täter gefunden worden waren, freute Andreas Baumer, Mittvierziger und höherer Beamter des Kriminalkommissariats Basel, insgeheim. So war der Fall noch offen und er konnte selbst ermitteln. Er war sowieso überzeugt, dass die Routine nichts bringen würde. Mit Routinearbeit kann man Mörder in Beziehungsdelikten aufspüren, die nach der Tat abgehauen sind und sich auf versifften Raststätten verstecken. Mit Routine findet man Hehlergut, das sich bis ans Ende der Welt verflüchtigt hat. Den Mann oder die Frau, die einer netten alten Dame rostfreien Stahl zwischen zwei Nackenwirbel schiebt, findet man damit eher nicht.
    Dass die Aufklärung des Mordfalls ohne konkrete Spuren ein wenig länger dauern könnte, stellte allerdings eine echte Gefahr für seine Beziehung zu Anna dar. Diese Beziehung, die nur noch am seidenen Faden hing. Je schneller sie den Mörder hatten, umso größer waren seine Chancen, dass er sie wieder kitten könnte. Aber dieser Mordfall war für ihn kein gewöhnlicher Mordfall, dessen Aufklärung er einem anderen überlassen konnte. Für ihn war es etwas Persönliches. Er hatte Helen Amadio-Meier gekannt, als sie noch lebte. Er hatte mit der agilen alten Frau gesprochen und es hatte ihm gutgetan. Sie hatte bei ihm am Krankenhausbett gesessen und mit ihm geplaudert. Er hatte nicht viel dabei reden müssen, sondern gespannt den Erzählungen der lieben alten Dame zuhören können. Es war für Andi genauso schön, wie damals, als ihn seine Großmutter aus dem

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