Schweizer Ware
dem eingebildeten Kranken hingehen und hören, was der wollte.
Firsov brauchte nur ein paar Sätze von Baumer zu hören, um zu merken, dass der nicht wirklich ein Problem hatte. Immer wieder drehte er sich zum Durchgang hin, der von der Aufnahme in die Klinik führte. Dort stand Heinzmann, die eine Hand an der Wange und den Ellenbogen an eine Wand angelehnt, die andere locker auf dem Griff der Pistole. Er unterhielt sich mit einer hübschen Schwester. Die lächelte ihn an und quatschte fröhlich mit dem Wachtmeister. Offenbar gefiel ihr der Mann. Vielleicht beeindruckte sie auch nur die Uniform.
Der Russe entschuldigte sich kurz angebunden bei Baumer und ging zügig zu der redseligen Krankenschwester hin. »Schwester Monika. Kann ich Sie sprechen, bitte?« Sein Gesicht hatte er zusammengezogen, als hätte ihm ein übler Gestank in die Nase gestochen.
Heinzmann beendete das Gespräch willig und ließ den Arzt und die Schwester allein, so als ob er nicht im Weg sein wollte. Als er zu Baumer hinging, zwinkerte er ihm lächelnd zu.
Wenig später kam der Krankenwagen. Kommissar Baumer versicherte, dass es ihm doch schon besser ging. Die Transportliege sei nicht mehr nötig. Also wurde er von Heinzmann und einem Pfleger gestützt zum Auto hingeführt, wo man ihm half einzusteigen.
Firsov behielt seine beiden unerwünschten Gäste genauestens im Auge, suchte weiterhin nach Erklärungen, was die beiden hier bei ihm wollten. Seine Hände hatte er in die Taschen seines Arztkittels gesteckt. Er nahm sie erst heraus, als Heinzmann auf ihn zukam und ihm seine Hand hinstreckte.
»Danke für Ihre Hilfe«, verabschiedete sich der Wachtmeister. »Ich glaube, es geht Herrn Baumer jetzt doch schon besser. War offenbar nur ein großer Schreck.«
»Ja, hoffen wir, dass es war nur das«, sagte Firsov grimmig, der sein Misstrauen kaum mehr verstecken konnte.
Der Basler Wachtmeister stieg hinten in den Wagen zu Baumer. Der Fahrer der Ambulanz schloss hinter ihm die Schwenktür, stieg dann selbst vorne auf der Fahrerseite ein. Er startete den Motor und fuhr Richtung Kantonsspital. Heinzmann, der auf der Sitzbank neben Kommissar Baumer saß, sah hinten aus dem Fenster in der Tür hinaus.
Der Russe stand mit zerknautschtem Gesicht und verschränkten Händen da und starrte dem grüngelben Krankenauto mit seinen himmelblauen Leuchtstreifen nach. Dann drehte er ab, rieb sich mit einer Hand das Kinn, so als ob er nicht sicher sei, was er als Nächstes tun müsse. Noch einmal blickte er zurück zum Wagen, zupfte sich nun unschlüssig am Ohrläppchen.
Kaum waren sie außer Sichtweite, rief Heinzmann dem Fahrer Anweisungen zu, wie er zu fahren habe.
Der Sanitäter war verblüfft, maulte, aber der Wachtmeister ließ keinen Zweifel aufkommen, dass nur er bestimme, wohin die Reise gehen werde. An die Heuwaage!
»Dies ist ein Notfall, Mister«, sagte der stämmige Heinzmann zum Sanitäter und lachte dann Baumer an. »Der Meier ist sicher schon gewaltig genervt.«
»Oh.« Baumer schlug sich an den Kopf. »Den habe ich völlig vergessen.«
Heinzmann stellte das Funkgerät wieder an, das er im Spital ausgeschaltet hatte und rief seinen Patrouillenkollegen.
Meier meldete sich im Funkgerät mit einem Schwall an Flüchen und Verwünschungen.
»Ich liebe dich auch«, frotzelte Heinzmann.
Aber der seit zwei Stunden verschmähte Meier fluchte weiter wie ein Rohrspatz.
Ein paar Minuten später hielten sie neben dem Gefreiten an. Der wunderte sich, warum Heinzmann und Baumer in einem Rettungswagen vorfuhren.
Der Führer der Ambulanz jedoch hatte sich schon in sein Schicksal ergeben und fragte Heinzmann, wie es jetzt weiterginge.
»Fahr den Mann hier Richtung Aeschenplatz, aber lass mich und den Kranken zuerst hier raus.«
»Kein Problem, Chef, das machen wir doch gerne«, antwortete ihm der Fahrer, während er die Augen verdrehend seinen Kollegen ansah, der auf der Beifahrerseite saß und in der Nase bohrte.
»Was ist eigentlich los, hier?«, brummte Meier, als die Tür hinten am Auto aufging. Der Ärger war ihm ins Gesicht geschrieben.
Heinzmann versuchte, ihn zu beruhigen, während er ausstieg und Baumer half, aus dem Wagen zu kommen. »Meier, fahr mit meinen neuen Freunden hier zum Mercedes. Er steht in der Hagenbachstraße.« Damit der junge Gefreite nicht wieder losfluchte und machte, was Heinzmann ihm auftrug, schob er schnell noch eine Entschuldigung nach. »Sorry, dass du warten musstest, Meier«, sagte er. »Du hast was gut bei
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