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Schweizer Ware

Schweizer Ware

Titel: Schweizer Ware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Schulter. »Machen Sie weiter, Baumer«, rief er jovial. Er hob die Hand zum Gruß weit über seinen Kopf und ging endlich davon.
    Rötheli und der Adjutant huschten hinterher. Beide fuhren die Ellenbogen aus und drängelten sich um den Sonnenplatz an der Seite des Regierungsrates.
    Als die kleine Prozession vorbei war, stakte Baumer in den Eingangsbereich des Spiegelhofs, dort wo ein Kaffeeautomat war. Er setzte sich auf eine freie Bank daneben, nahm sich aber keinen Becher heraus. Diesen Plastikkaffee trank er nur, wenn er mit Heinzmann unterwegs war. Allein würde er sich nie eine solche Brühe hinunterkippen.
    Baumer zog sein Handy aus der Tasche, schaute aufs Display. Keine Nachricht eingegangen. Er seufzte tief, dann versuchte er abermals mit Anna in Verbindung zu treten. Es piepste in der Leitung, die Elektronik versuchte, eine Verbindung aufzubauen. Wie bereits den ganzen Tag über, als Andi sich bemüht hatte anzurufen, kam nach sechsmaligem Summton eine Computerstimme.

    This service is temporarily unavailable. Please call back later.

    Andi wollte nicht glauben, dass eine Verbindung unmöglich sei. Verkrampft hielt er das Telefon, hörte sich die Stimme mehrere Male an. Mit jedem Mal schien sie ihn stärker zu verhöhnen. Sie sagte: »Jetzt ist es zu spät, du dummer Bauer.«

    Immer wütender werdend, ließ Andi den Spott noch ein letztes Mal über sich ergehen. Dann biss er brutal auf seine Unterlippe und schlug wie wild mit seinem Zeigefinger auf die Taste mit dem roten Telefonsymbol. Wieder und wieder hackte er darauf. Dann rumpelte er sich aus seinem Stuhl hoch und hangelte sich zum Automat. Beide Krücken fielen scheppernd zu Boden. »Scheiße«, rief er laut und hielt sich mit beiden Händen oben am Selecta Automaten fest. Dann riss er seine Geldbörse aus der rechten hinteren Hosentasche, klaubte ein Zweifrankenstück daraus hervor und warf die Münze in den Geldschlitz. Er drückte eine Taste, dann noch eine andere. Voller Zorn schlug er diesen zweiten Knopf gleich mehrmals so kräftig, als wolle er ihn in den Automat hinein- und am anderen Ende wieder herausdrücken. Die Maschine kreischte wie von Schmerzen gepeinigt auf, heulte jaulend, und spuckte schließlich den gewünschten Kaffee aus.

    Kaffee schwarz.

    Extra Zucker.

12
    Sogleich nach dem Treffen im Café Fortuna hatte sich Danner mit seiner Redaktion in Zürich in Verbindung gesetzt. Er hatte den Chefredakteur verlangt und ihm berichtet. Natürlich hatte er nur so viel verraten, dass er an einem ganz heißen Fall dran war. Nichts weiter. Danner war ein Profi, und die Abmachung, die er mit Baumer hatte, galt. Er würde keiner Sterbensseele irgendetwas von ihrem Geheimtreffen berichten, oder von dem, was er da gehört hatte. Ihm war klar, dass er wählen konnte zwischen einer großen Geschichte oder einer Furzstory. Auf keinen Fall durfte er etwas in die Zeitung bringen, bevor die Machenschaften der Klinik recherchiert und nachgewiesen waren. Es gäbe sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit gerichtliche Unterlassungsklagen und Schadenersatzforderungen.
    Wenn er aber die Schnauze halten würde, bis alles abgesichert wäre, könnte er bei einem großen Coup dabei sein. Und »groß« hieß ein paar Tage tolle Titelseiten. Wenn die Medikamentenstory tatsächlich so abgelaufen war, wie Baumer dachte, würde er es ohne Zweifel mehr als drei Tage auf die Frontseite schaffen. Sieben Ausgaben wären genial. Dann aber wäre es sicherlich langsam vorbei, wie selbst die größte Welle auf Hawaii sich irgendwann bricht und ihre Kraft verliert. Alles was Danner, der in Basel stationiert war, an seine Heimatredaktion in Zürich also berichtete, war, dass er an etwas ganz Großem dran sei. Er brauche Handlungsfreiheit und Cash für Nachforschungen.
    »Wie viel?«, war die einzige Frage des Chefredakteurs gewesen.
    »Weiß noch nicht genau. Ein paar Tausend sollten genügen«, hatte Danner geantwortet.
    »Okay. Ich erhöhe das Limit auf deiner Kreditkarte. 15.000 Franken pro Tag. Sag es, wenn du mehr brauchst.«
    »Danke«, antwortete Danner.
    »Zeit?« Damit meinte der Chefredakteur, wann sein Reporter liefern würde.
    »Kann ich nicht sagen. Kann schnell gehen.«
    »Okay. Ab sofort täglicher Bericht, was Stand.«
    »Klar, geht in Ordnung.«
    »Okay. Ciao.«
    »Ciao.«
    In der Leitung knackte es.
    15.000 pro Tag. So viel war Danner auf den Franken genau Wert. Er selbst hatte zwar gewusst, dass er beim Chefredakteur einen Stein im Brett hatte. Sein letzter

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