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Schweizer Ware

Schweizer Ware

Titel: Schweizer Ware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Analysierung einer Wasserleiche nicht gemacht habe.
    Baumer versuchte sein Versäumnis zu erklären. »Wir haben nichts in der Hand.«
    » So what? «, mischte sich Heinzmann ein und schlug mit seinen flachen Händen platschend auf den Tisch. Er war direkt von der Nachtschicht gekommen und wurde nun langsam unruhig. »Wir holen uns die Leichen und analysieren sie. Dann ist alles klar. Zewa, wisch und weg! Und fertig.« Das Vorgehen schien ihm einleuchtend, ja absolut zwingend, also stand er auf und ging zur Theke hin und bestellte sich noch einen Kaffee. Der würde ihm zwar wie immer viel zu stark sein, aber das war ihm egal. Sein Koffeinspiegel war zu tief. Lieber einen starken Schwarzen schlürfen, als gar keinen Kaffee bekommen.
    Andi Baumer sprach zu Regazzoni. »Wir müssen es so machen, wie Heinzmann sagt. Es geht nicht anders.«
    »Warum keine offizielle Untersuchung?«
    »Weil ich sicher bin, dass Helen Amadio-Meier ermordet wurde, weil sie diesen Alpensonnenheinis auf die Spur kam. Aber ich weiß nicht, welchen Dreck genau diese feinen Pinkel an ihren Stiefeln haben. Vielleicht finden wir etwas in den Leichen der Alpensonnenpatienten, vielleicht auch nicht. Jedenfalls haben wir nicht genügend Verdachtsmomente, um die Untersuchung zu beantragen. Der Vorteil ist aber, dass wir so keinerlei Verdacht bei Freundlieb und seinem Russenfreund wecken. Besser nichts verraten.«
    »Richtig«, nickte Regazzoni.
    »Genau. Nur nichts verraten«, bestätigte Danner.
    Auch Heinzmann, der mit seinem Kaffee von der Theke zurückkam, hätte gerne zugestimmt. Aber momentan konnte er nicht sprechen. Er hatte sich an der Bar ein mächtiges Croissant gekrallt und es mit zwei Bissen schon zu vier Fünfteln in seinen Backen verstaut. Sein Gesicht sah aus wie das eines Hamsters nach der Fütterung.
    Baumer lehnte sich zurück, zufrieden und dankbar über die angebotene Hilfe seiner Freunde. Sie würden also Leichen ausbuddeln gehen. Das müsste still und heimlich geschehen. Vielleicht fänden sie Hinweise auf Drogenmissbrauch. Dann wären sie die Helden. Vielleicht war alles aber auch ganz anders. Daher dürften sie sich auf gar keinen Fall erwischen lassen, bevor sie einen Beweis für ihre Hypothese hatten. Denn sonst wären sie nur gewöhnliche Leichenschänder und würden in ganz kleine Stücke zerhackt werden.

    *
    Am Nachmittag war Baumer in seinem Büro. Er hatte eine ruhige Zeit vor sich. Die Theorie, dass die Frauen an Russendrogen verendet waren, schien ihm weiterhin die vernünftigste zu sein. Wenn sie falsch lägen, dann würde er nie mehr ein teures Designerhemd tragen können. Doch Baumer war Polizist mit Leib und Seele. Er musste den Mord an Amadio-Meier mit all seinen Hintergründen aufdecken. Und einen anderen Verdacht hatte er nicht. Er musste ihm nachgehen. Also musste er das Risiko tragen – egal wie hoch der Einsatz war.
    Nun waren alle Aufgaben verteilt. Danner würde sich ans Werk machen und das ganze Umfeld von Dr. med. Firsov erforschen. Er würde es methodisch machen und selbst den feinsten Staub sammeln, den der Assistenzarzt unter seinem weißen Kragen hatte. Regazzoni hingegen würde erst heute Nacht zum Einsatz kommen. Dann, wenn sie zusammen auf dem Friedhof Hörnli mit dem Spaten in der Hand eine kleine Runde drehen würden. Bis dann war noch Zeit.
    Baumer lehnte sich in seinem Drehsessel zurück. Endlich ein wenig Ruhe. Kaum hatte sich dieser Gedanken in seinem Kopf geformt, hörte er ein leichtes Rasseln, dann ein Röcheln, schließlich entwickelte sich ein herbes Schnarchen daraus. Er schaute über seine Schulter. Hinter ihm lag Heinzmann auf einer dünnen Matratze am Boden und schlief.

    Heinzmann, Stefan. Wachtmeister. 47 Jahre alt.

    47 lange Jahre alt, geschieden. Sein Zuhause? Das war die Straße. Seine Familie? Drogensüchtige und Bordsteinschwalben, Alkoholiker und brutale Machos. Neuerdings kamen Horden stockbesoffener Jugendliche hinzu, die er an Wochenenden immer öfter auflesen musste. Heinzmann war ständig im Dienst und auch letzte Nacht war er nicht in seiner Wohnung gewesen. Direkt vom Stoffero – das Prosciuttobrötchen noch nicht verdaut – war er zu einer Schlägerei gerufen worden.
    Seine Mannschaft hatte aus ihm selbst und dem Gefreiten Meier bestanden. Ihre Gegner waren zwei Muskelprotze mit tätowierten Oberarmen, beide etwa fünfundzwanzig und absolut überzeugt, dass sie diese Basler Polizisten zusammentrampeln könnten. Zu ihrem Team gehörten noch drei schrille Frauen

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