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Schweizer Ware

Schweizer Ware

Titel: Schweizer Ware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Aeschbacher
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Baum anfressen würde.
    Markus Schläfli kam auf Baumer zu. Er hielt ihm die Hand hin, aber winkte sogleich wieder ab, weil Baumer ja an den beiden Stöcken ging. »Ach, lassen Sie nur. Es geht auch ohne Händeschütteln!«
    »Grüezi«, sagte Baumer zu Schläfli und sah dann tatsächlich auch Rötheli kurz an, der ihn mit einem Ciao begrüßte, das so zerquetscht war wie der alte Gummiknochen eines hungrigen Kettenhundes. Den Pilz an Schläflis Seite ignorierte Baumer. Sein Blick kreuzte den Schläflis erneut.
    »Baumer, wir haben uns getroffen, um den Stand der Dinge im Mordfall Amadio-Meier zu besprechen«, klärte der Regierungsrat seinen Untergebenen auf.
    Eigentlich hätte es umgekehrt sein müssen. Baumer hätte berichten müssen, was er herausgefunden hatte, aber Schläfli war kein Prinzipienreiter. Schläfli wusste, dass sein Kommissar alles in allem ein guter Fahnder war. Er hatte schon viele vertrackte Fälle gelöst. Oft gelang ihm das, weil er einfach zuhörte. Er behandelte seine Kunden manchmal besser als seine Freunde. Sein Untergebener stand zwar immer knapp vor dem Rausschmiss wegen seiner Eigenmächtigkeiten. Aber vielleicht gelang es ihm auch dieses Mal, den Fall zu lösen. Wenn er, der Regierungsrat, dafür einmal die Rollen tauschen musste, egal. Also berichtete Schläfli weiter seinem Kommissar und fütterte ihn mit Informationen.
    »Wir haben einige interessante Hinweise bekommen. Es gibt eine Menge Leute, die überprüfenswerte Beobachtungen gemacht haben. Leider war einiger Verkehr in der Rotbergerstraße um diese Zeit. So ganz genau können wir uns noch nicht auf ein mögliches Täterbild festlegen.«
    Das war Baumer schon klar. Genau das hatte er erwartet. Je mehr Leute Rötheli fragen würde, umso mehr mögliche Täterprofile würde er bekommen. Die Rotbergerstraße stößt an den Rütimeyerplatz, wo der 34-er Bus hält. Gegen Abend, als der Mord passierte, waren von der Bushaltestelle sicherlich viele Pendler zurück ins Bachlettenquartier geströmt. Jeder davon würde als Verdächtiger in Frage kommen.
    »Detektiv Rötheli ist nahe dran«, sagte Schläfli und jetzt sprach ganz der Politiker. »Ich habe volles Vertrauen in ihn.«
    Kommissar Baumer sagte nichts, musste auch nichts sagen. Es war alles klar zwischen Schläfli und ihm.

    No problem.

    Rötheli hingegen hatte eine überhebliche Haltung angenommen. Seine Mundwinkel schauten nach unten, zwar nur minim, doch umso herablassender. Seine leicht zusammengekniffenen Augen verstärkten den arroganten Eindruck zusätzlich. Das ganze Gesicht sagte: »Na, Baumer, Du Arschloch. Wer ist hier der Macker?«
    Andreas Baumer hätte Beat Rötheli in die Fresse hauen können. Der hatte eindeutig zu viele dumpfe Machos im Schundfernsehen geschaut. Wären sie allein gewesen, hätte Baumer kurzen Prozess gemacht und ihm die Schnauze poliert. Irgendwann war einfach genug. Zwar war der Zivilfahnder früher akzeptabel gewesen, fand Baumer. Er machte seine Arbeit. Das erkannte er an. Aber in letzter Zeit hatte Rötheli sich immer mehr an der eigenen Macht erregt. Kam dazu, dass der karrieregeile Zivile zwar intelligent war, aber nicht wirklich gescheit, dafür umso giftiger. Diese spezielle Kombination von Halbwissen und aggressivem Machtstreben kotzte Baumer an.
    Dieser Rötheli brauchte dringend eine Abreibung. Die stellte sich Baumer in allen blutigen Einzelheiten vor.
    Schläfli unterbrach Baumer in seinen Mordphantasien. Er beugte sich zu ihm hin und führte seinen ausgestreckten Zeigefinger der rechten Hand bis an den Solarplexus von Baumer heran. »Und was gibt es Neues von Ihnen?«
    »Leider nichts.«
    »Keine Spur? Gar nichts?«
    Andi Baumer schüttelte den Kopf und bemühte sich, nicht erneut in Röthelis Visage schauen zu müssen. Er hätte sich nicht beherrschen können.
    Der Regierungsrat wich einen Schritt aus und ging an Baumer vorbei, der unbeweglich in seinen Stöcken hing. Er klopfte ihm auf die Schulter und sagte deutlich, so dass es seine Begleiter hörten. »Schon recht, Baumer, machen Sie nur weiter.«
    Der Kommissar antwortete nicht, starrte auf den Boden.
    Fast schon vorbei, trat Markus Schläfli ganz nah an ihn heran, schob seinen Mund bis auf wenige Zentimeter an sein Ohr. »Ich will Resultate sehen, Baumer«, flüsterte er ihm aus verkniffenem Mund zu. »Ihr Schätzeli kann warten. Ich nicht.«
    Baumer roch ein scharfes Rasierwasser.
    Dann löste sich Schläfli wieder von ihm, drückte ihm seine Hand nochmals auf die

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