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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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tun.«
    »Das glauben wir auch nicht. Wir möchten nur wissen, woher euer Freund das Video hat.«
    »Echt?«, fragte Fikrim.
    »Versprochen.« Große Jäger hielt dem Jungen die Handfläche hin, die Fikrim abklatschte. Dann streckte der Oberkommissar die offene Hand Yasin hin. Der Wortführer zögerte einen Moment und sah in die Runde der Freunde, als suche er dort Zustimmung. Schließlich schlug er Große Jägers Hand ab.
    »Okay. Halil ist bei Arda. Da ist er immer. Fast«, schob er hinterher und nannte den Polizisten eine Anschrift in der Augustenstraße.
    »Danke. Ihr habt einen gut«, sagte Große Jäger, aber Yasin winkte ab.
    »Vergiss es.«
     
    Die Augustenstraße verlief ein Stück nördlich des Vinetaplatzes in Ost-West-Richtung. Am Ende Richtung Werftstraße, die das Wohngebiet westlich begrenzte, lagen mehrere Häuserblocks quer zur Straße. In einem fanden sie die gesuchte Adresse.
    »Die könnten auch ein wenig Farbe vertragen«, stellte Große Jäger lakonisch fest, als sie die tristen Betonbauten mit dem verwitterten Putz sahen. Das galt auch für die arg ramponierte Haustür.
    Sie klingelten an einer Wohnung, aus der laut moderne Musik drang. Kurz darauf öffnete ein junges Mädchen in Jeans die Tür. Zu ihrem Pullover trug sie eine lange Kette mit lackierten Holzkugeln. Das hübsche Gesicht mit den großen ausdrucksvollen Augen wurde von einem Kurzhaarschnitt umrahmt.
    »Ja?«, fragte sie mit einer ausgeprägt norddeutsch klingenden Färbung in der Stimme.
    »Wir wollen zu Halil«, sagte Große Jäger.
    Das Mädchen stellte keine weiteren Fragen, sondern drehte sich um und rief in den Flur hinein: »Halil!«. Dann erklärte sie: »Der ist bei meinem Bruder.«
    Kurz darauf erschien ein Jugendlicher, auf dessen Oberlippe sich der erste zarte Flaum eines Bartes abzeichnete. Lüder schmunzelte in sich hinein. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis aus diesem Erstversuch ein beeindruckender Bart geworden war.
    Der junge Mann sah sie fragend an.
    »Halil Kayacik?«
    Lüder hatte weiterhin Große Jäger die Gesprächsführung überlassen.
    Der Jugendliche antwortete nicht, weder bejahend noch verneinend. Seine ganze Körperhaltung ließ aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie Halil gefunden hatten.
    »Polizei«, sagte der Oberkommissar.
    Halil reagierte blitzschnell. Plötzlich sprang er vor und versuchte, sich zwischen den beiden Beamten vor der Wohnungstür hindurchzuzwängen. Es war ein aussichtsloses Unterfangen.
    »He, he«, rief Große Jäger und hielt den Jungen an den Oberarmen fest, während Lüder das rechte Handgelenk ergriffen hatte.
    Der Oberkommissar ließ Halil sofort los, als er spürte, dass es eine Kurzschlussreaktion gewesen war und Halil die Spannung abbaute. Große Jäger hob beide Hände in die Luft, um zu zeigen, dass ihm nicht an Gewaltanwendungen gelegen war.
    »Ganz ruhig«, sagte er beschwichtigend. »Wir haben nur eine Frage.«
    Halil machte einen schuldbewussten Eindruck. »Das Video«, sagte er.
    Große Jäger nickte. »Woher hast du das?«
    »Gestern. Von einem Typen.«
    »Wie heißt der?«
    »Weiß ich doch nicht. Nie gesehen.«
    »So. Da kommt einer längs, fragt sich quer durch Gaarden, wo Halil steckt, und spielt ihm das Video aufs Handy.« Große Jäger zog mit dem rechten Zeigefinger das Augenlid herab. »Wenn ich so bescheuert wäre, wie du mich jetzt darstellst, hätte ich einen platten Hinterkopf, weil mein Vater mir ständig die Bratpfanne auf den Kopf geknallt hätte.«
    »Das war so.« Halil überlegte einen Moment. »Mensch, der ist doch nicht rumgelaufen und hat mich gesucht. Der ist mir zufällig begegnet.«
    »Wo?«
    »Drüben.«
    »In der Stadt?«, kürzte Große Jäger den Bereich der City ab.
    »Quatsch. Auf den Stufen am Germaniahafen. Wir haben da gefault.«
    »Gefault?«
    »Na – abgechillt – rumgehangen.«
    »Und da ist einer vorbeigekommen und hat gesagt: ›Ich hab was für dich.‹«
    »Exakt.«
    »Warum ausgerechnet du?«
    Halil zuckte die Schultern, als wüsste er die Antwort nicht. »Ich hab mein Handy als Schnellster draußen gehabt«, erklärte er.
    »Waren noch andere da?«
    »Logo. Die halbe Gang.«
    »Namen?«
    Halil tippte sich an die Stirn. »Wie bescheuert muss ich sein? Ich verpfeif doch keinen.«
    »Hör mal, Freundchen. Hier geht’s um brutalen, feigen Mord. Das ist kein Dummejungenstreich. Wir können auch das große Rambazamba veranstalten. Was meinst du, wie begeistert dein Vater ist, wenn ein ganzer Trupp Polizei

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