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Schwelbrand

Schwelbrand

Titel: Schwelbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Brücke hatten sich trotz der frühen Stunde zahlreiche Schaulustige eingefunden. Die beiden Beamten wurden mit Fragen bedrängt, und es kostete sie Mühe, sich durch den Pulk zu zwängen. Auch Christophs Auto wurde umlagert, und erst nachdem ein uniformierter Polizist einschritt, konnte Christoph die Sackgasse im Rückwärtsgang verlassen. Er fuhr durch das stille Rödemis, in dem nur vereinzelt ein paar Fußgänger unterwegs waren, unterquerte die Eisenbahn und bog in die Poggenburgstraße ab. Dort lag das Gebäude der Polizeidirektion. Zahlreiche Fenster waren hell erleuchtet, mehr als sonst zu dieser frühen Stunde. Vor dem gegenüberliegenden Bahnhof standen Menschen in Gruppen. Fahrgäste, vermutete Christoph, deren Zug ausgefallen war und die auf Informationen warteten.
    Die Straße führte sie in einem für Ortsfremde nur schwer zu durchschauenden System rechts-links-rechts-links-rechts entlang, bis sie kurz nach dem »Einstein«, das zu Deutschlands bester Whiskykneipe gewählt worden war, in den Marienhofweg abbogen. Entlang der Straße standen zahlreiche Blocks mit Mehrfamilienhäusern. Die Wache der Freiwilligen Feuerwehr Husum, deren Mitglieder im Augenblick einer unerfreulichen Tätigkeit nachgingen, lag auch an dieser Straße.
    Beim Abbiegen in die Herzogin-Augusta-Straße tauchte man in eine andere Welt ein. Hier war ein Neubaugebiet mit lauter schmucken Einfamilienhäusern entstanden. Im Sommer mussten die sorgfältig gepflegten Anwesen mit den hübschen Gärten eine Augenweide sein. Dazu trug auch die Verkehrsberuhigung bei. Die Emma-Carstensen-Straße war so schmal, dass ein Begegnungsverkehr nicht möglich war. Fußwege gab es keine, dafür aber lauter in die Straße hineingebaute Schikanen.
    Christoph wunderte sich über das viele Grün und die zahlreichen Bäume, während Nathusius Ausschau nach dem Haus hielt. Die Sackgasse öffnete sich am Ende zu einem kleinen gepflasterten Platz, der von Reihenhäusern gesäumt wurde, die aber nicht in schlichter Kettenbauweise, sondern trotz hoher Verdichtung mit einem individuellen Charme gestaltet waren.
    »Dort muss es sein«, sagte der Kriminaldirektor. Sie stiegen aus und näherten sich dem Haus, neben dessen Tür ein handgefertigtes Keramikschild verkündete, dass hier »Familie Asmussen« wohnte. Nathusius zögerte ein wenig, bevor er seinen Finger auf die Klingel legte. Als wenn jemand hinter der Tür auf Besuch gewartet hätte, wurde sie geöffnet. Eine Frau mit schmalem Gesicht und hochgesteckten blonden Haaren stand ihnen gegenüber. Sie sah übernächtigt aus. Als sie die beiden Männer sah, hielt sie erschrocken ihre Hand vor den Mund. Sie hatte Nathusius erkannt.
    »Mein Gott«, stammelte sie.
    »Dürfen wir hereinkommen?«, fragte der Kriminaldirektor. Sie nickte und gab die Tür frei. Dann führte sie die beiden Beamten in die kleine Küche und zeigte auf die Klappstühle, die um den Tisch herumgruppiert waren.
    Der Kriminaldirektor nahm Platz, während Christoph im Türrahmen stehen blieb. Rieke Asmussen hatte sich gegen die Spüle gelehnt.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«, fragte Nathusius.
    Sie schüttelte stumm den Kopf und sah abwechselnd den Kriminaldirektor und Christoph an.
    Nathusius räusperte sich. »Der Beruf des Polizisten ist kein gewöhnlicher«, begann er vorsichtig. »Er erfordert viel persönliches Engagement, vom Beamten und seiner Familie. Wer sich dafür entschieden hat, weiß, welche Belastungen auf ihn zukommen. Und er ist mit Gefahren verbunden.«
    »Jörg?«, fragte Rieke Asmussen und sah Nathusius mit angstgeweiteten Augen an.
    Der Kriminaldirektor nickte stumm. »Es war ein Unfall.«
    »Ist er … ist er schwer verletzt?«
    Traurig schüttelte Nathusius den Kopf. »Er hat nicht leiden müssen. Das ist aber für uns alle kein Trost.«
    Vor Christophs Augen zogen die Bilder vom Bahndamm vorbei. Man musste nicht viel Phantasie haben, um sich ausmalen zu können, was Asmussen in seinen letzten Augenblicken durchlebt hatte. Es gab Situationen, da war die Lüge gnädiger als die Wahrheit.
    Rieke Asmussen stand wie zur Salzsäule erstarrt. Ohne Lidbewegungen starrte sie auf den Kriminaldirektor. Dann zuckte es um ihre Mundwinkel. Sie drehte sich um und begann, mit fahrigen Bewegungen ein Gefäß mit Reis aus den Hängeschränken herauszuholen, öffnete die Dose und sah hinein, bevor sie es wieder zurückstellte. Das Gleiche geschah mit zwei weiteren Dosen, bis ihr eine Packung mit Hörnchennudeln aus der Hand fiel und

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