Schwemmholz
auf.«
»Red’ nicht so«, sagte Welf.
»Eigentlich schade, dass wir nicht mehr zusammen sind. Ich würde dir gerne dabei zusehen, wie du dich windest. Und wie es dir rasend peinlich ist, weil man es mit deiner Freundin gemacht hat. Wie du dein Spielzeug ganz schnell in den Mülleimer wirfst, weil andere Jungs es benutzt haben. Aber du hast das Spielzeug ja schon vorher abserviert.«
»Hör endlich auf«, sagte Welf.
»Ich fange ja erst an«, antwortete Judith. »Wir haben nämlich einiges abzuwickeln. Du, Stefan und ich. Wobei die Verhandlungen nur zwischen uns beiden laufen. Was du mit Stefan noch klären willst, musst du mit mir klären. Viel ist das nicht.«
»Ich verstehe kein Wort«, sagte Welf zornig. »Und was habe ich mit dir über Stefan zu reden? Wo steckt er überhaupt? Ich dachte, er sei in der Wohnung.«
»Da ist er nicht mehr.« Judith lächelte. »Er ist weg. Er hat kalte Füße bekommen. Wenn du wüsstest, was für kalte Füße! Wo er jetzt ist, weiß nur ich. Dumm gelaufen, wie? Du hast mich an Stefan abgeschoben, um mich loszuwerden. Aber jetzt haben wir uns zusammengetan. Er ist nämlich wirklich besser im Bett als du. Und jetzt wollen wir unseren Anteil. Du musst uns auszahlen. Ganz einfach.«
»Du bist verrückt«, erklärte Welf und fuhr zu den weiß und gläsern in den Berghang gebauten Appartementhäusern hinauf. »Du oder meinetwegen ihr wisst genau, dass das ganze Geld in die laufenden Projekte investiert ist.«
»Da seh ich kein Problem«, antwortete Judith. »Du wirst das Geld beschaffen. Bevor ein Brief an die Polizei geht, wird dir ganz sicher etwas Kluges eingefallen sein.«
Welf bremste scharf ab. »Du willst mir drohen? Du bist verrückt. Ihr hängt genauso drin wie ich.«
»Nein, mein Lieber«, antwortete Judith, »tun wir nicht. Stefan ist weg, weit weg. Von dort, wo er ist, holt ihn kein Polizist und kein Staatsanwalt. Und ich bin nur ein dummes Mädchen, das von nichts gewusst hat.« Sie öffnete die Wagentür. »Dass ich es nicht vergesse. Dieses andere Mädchen, das euch Kummer macht – also die heißt Vera Vochezer, ist verheiratet und wohnt in Gauggenried. Das ist irgendwo in der Pampa. Dieses Problem muss du jetzt schon selber lösen. Es gibt keine Drecksarbeit mehr, die dir Stefan abnehmen würde.« Dann stieg sie aus.
Pfeiffle zog behutsam den Bierwärmer aus dem Glas und legte ihn beiseite. »Es ist der Magen«, erklärte er Berndorf. »Ich darf es nicht mehr so kalt trinken.« Berndorf nickte und wartete. »Umsonst gibt es nichts. Nirgends«, fuhr Pfeiffle plötzlich fort, nachdem er einen behutsamen Schluck genommen hatte. »Sie wollen etwas von mir. Sie wollen, dass ich Ihnen diese Bilder da erkläre. Aber ich kann nicht erkennen, was Sie mir dafür geben wollen.«
»24 Stunden«, sagte Berndorf.
»Sie müssen schon entschuldigen, aber das verstehe ich nicht.« Pfeiffle griff nach seiner Brille, als ob er sie putzen wolle. Dann fiel ihm ein, dass er das erst vor einer Viertelstunde getan hatte. So begnügte er sich damit, die Brille zurückzuschieben.
»Der Politiker sind Sie, nicht ich«, antwortete Berndorf. »Aber ich stelle mir vor, dass ein Politiker in 24 Stunden einiges tun kann. Er kann zurückschicken, was er besser nicht entgegengenommen hätte. Er kann von sich aus öffentlich machen, was sich einen Tag später nicht mehr geheim halten lässt.«
Pfeiffles grauer Schnauzbart zuckte misstrauisch. »Welche Sicherheit habe ich, dass Sie sich an eine Vereinbarung halten?«
Berndorf sah ihn offen an. »Keine. Sie brauchen auch keine. Außerdem sind Sie im Irrtum. Ich will gar nichts von Ihnen. Sie brauchen mir auch nichts zu erklären. Sie sollen nur wissen, dass jemand einen Schneeball werfen wird. Und zwar auf einen Hang, auf dem ziemlich viel Schnee liegt.« Er trank sein Bier aus und stand auf. »Ich wünsche Ihnen weiterhin eine glückliche Hand bei den Karten.«
»Moment«, sagte Pfeiffle. »Darf ich fragen, zu wem Sie jetzt gehen?«
Berndorf schüttelte den Kopf. »Vielleicht spiele ich auch ohne sechs? Wenn es so wäre, würde ich es Ihnen nicht sagen.«
Vera saß in dem Verkaufsraum, den sie sich im Stadel eingerichtet hatte, und rechnete die Einnahmen nach. Im Auftrag für einige andere Bäuerinnen verkaufte sie Eier, Kartoffeln und Gemüse. Nur das Obst und die Obstschnäpse lieferte der eigene Hof. Inzwischen hatte sie sich eine Stammkundschaft aufgebaut; vor allem Hausfrauen aus Biberach, die das Geld und die Zeit
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