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Schwemmholz

Schwemmholz

Titel: Schwemmholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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sich auch im Neuen Bau herumgesprochen haben, dass die Mafia inzwischen
ihre Krakenarme bis an die Donau ausgestreckt hat. Zitat Ende. Gefällt Ihnen das stilistisch besser? Werden Sie das auch wegstecken, als ob es keine Bedeutung hat, wie die Polizei in der Öffentlichkeit dasteht?«
    »Der Hinweis auf die Mafia kann nur jemandem einfallen, der wirklich keine Ahnung hat«, gab Berndorf zurück. »Ich kann mir keine italienische Baufirma vorstellen, die das Schutzgeld nicht vorab geregelt hat. Und zwar so, dass es keinen Ärger gibt. Was den Hinweis auf Mafia-Aktivitäten in Ulm angeht, so ist das entweder ein alter Hut, oder das ›Tagblatt‹ ist über den angeblichen Killer aus Kalabrien informiert worden, von dem Sie selbst uns erst gestern berichtet haben.«
    Englin versuchte, ihn starr anzusehen. »Wenn ich Sie recht verstehe, wollen Sie also diese Vorwürfe« – er klopfte auf die Zeitung – »auf sich beruhen lassen?«
    »Wo sonst?«, fragte Berndorf zurück. Er legt es auf einen richtigen Krach an, dachte Tamar.
    Englin überlegte kurz. Dann zog er sich auf die Anweisung zurück, Berndorf solle in einer schriftlichen Erklärung zu den Vorwürfen des »Tagblatts« Stellung nehmen.
    Es ist wie bei den Pavianen, dachte Tamar. Wer dem anderen eine Aktennotiz abverlangen kann, ist der Oberaffe.
    »Außerdem«, fügte Englin hinzu, »wüsste ich gerne, ob und in welche Richtung Ihr Dezernat in der fraglichen Angelegenheit weiterermittelt. Nachdem Sie den Hinweis auf die Mafia ja offenbar als unerheblich ansehen.«
    »Es gibt Hinweise, dass der Baufirma erhebliche Schwierigkeiten gemacht worden sind«, sagte Berndorf.
    »Also doch die Mafia?«
    »Nein«, sagte Berndorf. »Die Schwierigkeiten sind von anderer Seite gemacht worden.«
    Er wandte sich an Blocher. »Ihr Dezernat hat mehrfach die Unterkunft der italienischen Bauarbeiter überprüft. Hatten Sie denn einen konkreten Anlass?«
    Blocher legte die massigen Hände auf den Konferenztisch und beugte sich zu Berndorf hinüber. »Wie bitte?«

    Berndorf wiederholte seine Frage. Blocher wandte sich an Englin. »Ich glaube nicht, dass ich meine Arbeit hier rechtfertigen muss. Schon gar nicht vor einem Kollegen, der eindeutig von eigenem Versagen ablenken will.«
    Tautka löste eines seiner beiden Augen von der imaginären Fliege über dem Konferenztisch und begann, Berndorf zu fixieren. »Ich muss auch sagen«, bemerkte er mit leiser, raschelnder Stimme, »dass ich die Frage des Kollegen Berndorf merkwürdig finde. Gelinde gesagt.«
    Englin gab sich einen Ruck, um die Initiative zurückzugewinnen. »Der Kollege Berndorf wird uns sicher erklären können, warum er das wissen will.«
    »Ich muss wissen, ob jemand gezielt Aktionen gegen die italienische Baufirma ausgelöst hat.« Er wandte sich an Tautka. »Das gilt auch für Ihr Dezernat. Sie haben dort mehrfach Kontrollen angesetzt. Welchen Anlass gab es dazu?«
    Das kalkige Gesicht blieb ungerührt. »Das wird immer toller.« Er sagte es halblaut, als ob er mit sich selbst spräche.
    »Kann ich jetzt Auskunft bekommen oder nicht?«
    »Ich werde in den Akten nachsehen«, antwortete Tautka und hielt wieder nach einer Fliege Ausschau. Seine linke Hand lag auf dem Konferenztisch. Auch die Hand war kalkfarben. Der Mittelfinger klopfte einen unhörbaren Takt. Am Ringfinger trug er einen Goldring mit einem großen blauen Stein.
    Berndorf sah zu Blocher. Dessen Kinnmuskeln arbeiteten. »Bitte sehr«, sagte er schließlich. »Wenn der Kollege gewährleistet, dass meine Informanten nicht verbrannt werden. Ich werde ihn dafür haftbar machen.«
    Berndorf schüttelte unwillig den Kopf. Eilig erklärte Englin, dass Berndorf die erbetenen Auskünfte erhalten werde. »Aber ich möchte Sie doch auch bitten«, fügte er hinzu, »der italienischen Spur ernsthaft nachzugehen.«
    Die übrigen Punkte der Besprechung betrafen Routinefälle, davon abgesehen, dass Blocher Verzögerungen ankündigte, die es bei einer von seinem Dezernat geplanten Aktion geben werde. »Nichts von Bedeutung«, fügte er teigig hinzu.

    Tamar horchte auf. Du hast doch was vergeigt, dachte sie. Englin beendete die Konferenz, bat dann aber Berndorf, noch einen Augenblick zu bleiben. Als sie allein waren, saßen sich die beiden Männer einen Augenblick lang schweigend gegenüber.
    »Ich glaube nicht, dass Sie sich klug verhalten«, brach Englin schließlich das Schweigen. »Sie wissen, dass es Vorbehalte gegen Sie gibt. Sie sollten sie nicht mutwillig

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