Schwemmholz
sind die Leute, die uns die Landschaft mit dem Aushub von eurem bescheuerten Flughafen zuschütten.«
»Dieser bescheuerte Flughafen«, antwortete Pfullinger mit würdiger Stimme, »ist nichts Geringeres als das Tor Baden-Württembergs zur Welt des 21. Jahrhunderts. Originalton unseres Ministerpräsidenten. Ich ruf dich zurück.«
Berndorf wandte sich wieder seinem Text zu. Es klopfte und Tamar kam herein, und es schien, als bringe sie den Abglanz einer Welt mit, in der die Übelkrähen noch nicht einmal mehr auf der roten Liste standen, so ausgestorben waren sie.
»Wie war Ihr Mittagessen mit Hannah?«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Woher wissen Sie?«
»Man sieht es Ihnen an.«
»Das höre ich gern«, antwortete sie vergnügt. »Außerdem ist es nicht nur ein schöner Tag, sondern auch ein lustiger.« Sie erzählte ihm von ihrem Gespräch mit Kuttler und von dem Dialog, den Krauser übersetzt hatte. »Der Hund hat Flöhe. Ich nehme an, Englin lässt die Abschrift ans LKA schicken,
damit sie es dort dechiffrieren.« Berndorf sah sie nachdenklich an. »Das Gespräch, von dem Sie mir erzählen, ist von dieser Trattoria in der Schäfflergasse aus geführt worden?«
»Ich wusste nicht, dass Sie die Protokolle schon gesehen haben«, meinte Tamar ein wenig enttäuscht.
»Hab ich nicht. Ich hab es mir nur ausgerechnet.«
Tamar neigte ihren Kopf ein wenig. »Yeah, Mr. Holmes.«
Das Telefon flötete. Berndorf nahm ab und meldete sich.
»Ich hätte es mir gleich denken können«, sagte Pfullinger.
»Jetzt kann ich dir aber gerade nicht folgen«, meinte Berndorf.
»Tu nicht so. Du bist doch wieder dabei, eine größere Scheiße anzurühren. Höre: Teilhaber der Arge Echterdingen sind erstens die Firma Gföllner, Ulm und zweitens die Firma Schwellien & Partner, Tuttlingen. Was sagst du nun?«
»Erst mal nichts. Die Ulmer Firma ist mir dem Namen nach bekannt, die andere nicht.«
»Ach Gott«, sagte Pfullinger. »Wie weit hinter dem Mond seid ihr eigentlich in Ulm? Bei Schwellien & Partner handelt es sich um eine Straßenbaufirma, bestens mit allerhand Vorfinanzierungen im Geschäft, wobei es den Herrn Schwellien schon lange nicht mehr gibt, wohl aber den Partner, einen Herrn Ströhle, und wenn du nicht weißt, dass das der Schwager des Herrn Ministerpräsidenten ist, dann ist dir auch nicht zu helfen. Und nun ermittle mal schön!« Pfullinger legte auf.
Berndorf warf einen nachdenklichen Blick auf das Telefon. »Es ist wirklich ein lustiger Tag«, sagte er schließlich.
Eine Stunde später hatte Berndorf seinen Bericht fertig. Er las ihn noch einmal durch, und mit besonderer Sorgfalt den letzten Absatz. »Die Schwierigkeiten, denen die Firma Edim SA ausgesetzt war, lassen sich nur schwer als eine Häufung unglücklicher Zufälle erklären. Auf jeden Fall ist diese Häufung so auffällig, dass eine Aufklärung des Brandanschlags nur dann möglich sein wird, wenn zugleich beantwortet werden kann, ob der Anschlag im Zusammenhang mit den vorhergegangenen Schwierigkeiten der Edim SA steht oder nicht.«
Ob Englin das versteht, überlegte Berndorf. Wenn er es tut, wird er im Viereck springen.
Das Telefon meldete sich. Es war Englin. »Kommen Sie bitte in mein Büro. Sofort. Ich muss Sie dringend sprechen.« Seine Stimme klang noch panischer als sonst. Berndorf ließ seinen Bericht ausdrucken. Es waren vier Seiten, er unterschrieb auf der letzten und machte sich auf den Weg in das Chefbüro.
Englin blickte ihm strafend entgegen. Chamäleonesk hockte Tautka neben ihm. »Ich hatte um Ihr sofortiges Erscheinen gebeten«, sagte der Kriminaloberrat.
»Ich habe Ihnen noch meinen Bericht ausdrucken lassen«, antwortete Berndorf und legte ihm die Blätter auf den Tisch.
»Das hat jetzt keine Bedeutung«, antwortete Englin. »Sie haben heute auf der Deponie Lettenbühl ermittelt?« Berndorf nickte. »Ist Ihnen eigentlich klar, dass solche Ermittlungen in die Kompetenz des Kollegen Tautka fallen?« Berndorf sah seinen Kollegen an. Eines von dessen Augen blickte zurück, als ob es Berndorfs Tauglichkeit zum Verzehr prüfen wollte.
»Aber das nur nebenbei.« Englin war noch nicht fertig. »Außerdem liegt eine massive Beschwerde gegen Sie vor. Der Herr Baudezernent Klotzbach hat sich auf das Schärfste dagegen verwahrt, dass Sie sich ohne Rücksprache mit den Verantwortlichen Zugang auf das Deponiegelände verschafft und einen der Mitarbeiter dort mit völlig grundlosen, aber äußerst schwerwiegenden Vorwürfen überzogen
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