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Schwemmholz

Schwemmholz

Titel: Schwemmholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Briefumschlag mit einer erheblichen Summe gefunden worden. Es handelt sich um einen Briefumschlag, wie er im Geschäftsleben längst unüblich geworden ist. Solche Briefumschläge werden aber von der Firma Gföllner noch benutzt. Der Umschlag, den wir bei Veihles Leiche gefunden haben, ist an seinem oberen Rand ausgebleicht. So, als ob er längere Zeit in einem offenen Karton aufbewahrt worden und dem Lichteinfall ausgesetzt gewesen sei.« Die Gesichter der drei Männer neben ihr ließen keine Reaktion erkennen.
    »Genau solche Umschläge finden sich in Gföllners Büro. Ich habe einen davon hier.« Sie zog den Briefumschlag heraus, den sie mitgenommen hatte, und reichte ihn Desarts. »Außerdem ist der Anschlag auf unseren Kollegen Berndorf mit einem Lastwagen aus dem Fuhrpark Gföllners verübt worden. Angeblich ist dieser Lastwagen gestohlen worden. Das ist
schon deswegen merkwürdig, weil die Firma einen eigenen, von scharfen Hunden bewachten Bauhof hat. Gföllner behauptet, es sei ein Fehler des Poliers gewesen, den Lastwagen draußen stehen zu lassen. Man wird sehen, was dieser Polier dazu sagt. Vielleicht ist es überflüssig anzumerken, dass sich in der Ablage des Lastwagens ebenfalls einer von diesen braunen Umschlägen gefunden hat. Unbeschriftet und leer.«
    Desarts blickte auf. »Ein brauner Umschlag, der am oberen Rand verblasst ist, ein gestohlener Lastwagen, der zuvor nicht in den Bauhof zurückgefahren worden war: ein bisschen dünn, finden Sie nicht? Bei der letzten Personalratswahl hatten wir auch solche Umschläge für den Stimmzettel. Irgendwie braun, aber verblasst. Was hätte denn Gföllners Motiv sein sollen?«
    »Mein Kollege Berndorf wollte sich heute beim Baudezernenten Klotzbach die Unterlagen für die Deponie Lettenbühl zeigen lassen. Die Firma Edim ist auch dort Schikanen ausgesetzt gewesen. Ich nehme an, Berndorf war im Begriff, schwerwiegende Unregelmäßigkeiten beim Betrieb der Deponie aufzudecken. Das musste verhindert werden. Wie es sich fügt, ist die Firma Gföllner einer der wichtigsten Anlieferer dort.«
    Tautkas zweites Auge zielte auf Tamar. »Sie sprechen da große Worte sehr gelassen aus, Frau Kollegin. Die Firma Gföllner ist in der Tat einer der wichtigsten Anlieferer. Aber nicht allein. Zusammen mit einer Firma, die dem Schwager des Ministerpräsidenten gehört. Nur beeindruckt das unsere junge Kollegin vermutlich kaum.«
    »Sie meinen, wenn die Verwandtschaft des Ministerpräsidenten beteiligt ist, darf ruhig ein Polizist über den Jordan gehen?«
    »Mäßigen Sie sich«, fuhr Englin entrüstet hoch.
    »Das meine ich durchaus nicht«, zischelte Tautkas Stimme. »Niemand darf ruhig über den Jordan gehen, wie Sie sich ausdrücken. Nur habe ich mir die Unterlagen angesehen, die Herr Klotzbach uns entgegenkommenderweise zur Verfügung gestellt
hat. Und ich kann Ihnen verbindlich sagen, dass es keinerlei Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gibt.«
    »Und die italienische Firma ist korrekt und einwandfrei behandelt worden, ja?«, warf Tamar höhnisch ein.
    »Herr Klotzbach räumt ein, dass es da Missverständnisse gegeben hat«, raschelte Tautka verbindlich. »Der Aufseher hat wohl Schwierigkeiten mit dem Fahrer der Edim SA gehabt. Sie kennen doch unsere Ulmer. Wenn man mit Ihnen noch nicht bekannt geworden ist, können sie sehr abweisend sein. Klotzbach wird dem Aufseher dazu noch das Nötige sagen.«
    Desarts sah bedauernd zu Tamar. »Tut mir Leid. Die Indizien tragen wirklich nicht sehr weit, und ein Motiv ist nach dem, was Herr Tautka sagt, nicht mehr erkennbar.«
    »Eben deshalb wurde Berndorf aus dem Verkehr gezogen«, sagte Tamar kühl. »Damit nichts herausgefunden wird.«
    »Sie gehen schon wieder zu weit.« Strafend tackerte Englins Augenlid.
     
    Das lippenstiftfarbene Opel-Cabrio bog von der Bahnunterführung auf die Straße ab, die zu dem Appartementblock mit Berndorfs Wohnung führte. Auf der Fahrbahn sah Barbara Kreidemarkierungen, sie hielt an und stieg aus. Auf der Höhe der Markierungen war die rechte Straßenseite von einem schmalen Gehsteig und einer Stützmauer begrenzt; darüber befanden sich Vorgärten. An der gegenüberliegenden Straßenseite erhob sich der Bahndamm. Auf dem von Unkraut überzogenen Bankett zwischen Fahrbahn und Damm waren einzelne Autos und Campingwagen geparkt.
    Allmählich bekam sie eine Vorstellung von dem, was passiert war. Der Lastwagen war auf dem Bankett nicht aufgefallen, der Fahrer hatte also in Ruhe abwarten können, bis

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