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Schwemmholz

Schwemmholz

Titel: Schwemmholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Berndorfs Citroën aus der Unterführung kam. Dann hatte er den Gang eingelegt und den Citroën auf der Fahrerseite gerammt.
    Barbara atmete tief durch. Dann fuhr sie den Opel auf Berndorfs Parkplatz in der Tiefgarage, brachte ihr Gepäck in seine
Wohnung und stellte sich erst einmal unter die Dusche. Danach suchte sie heraus, was Berndorf in den nächsten Tagen brauchen würde und packte es in seine schwarze abgetragene Reisetasche, an der noch die Gepäckscheine der Air France hingen. Kurz überlegte sie, ob sie das Rasierzeug weglassen solle, damit er sich einen Bart wachsen lassen müsste. Schließlich fiel ihr ein, dass das Ergebnis ungewiss sein würde, und so packte sie den Rasierer dann doch noch ein.
    Nach einigem Suchen fand sie ein Reiseschach und einen CD-Player mit Kopfhörer, zu dem sie CDs mit Aufnahmen von Buddy Holly, Miles Davis und Fats Domino legte, dazu einige Streichquartette von Mozart. Das war sehr auf das Ungefähre herausgesucht, aber Barbara hatte es schon lange aufgegeben, sich in Berndorfs Musikgeschmack hineinzuhören. Außerdem nahm sie die Lichtenberg-Ausgabe mit und aufs Geratewohl einen Stapel von fünf oder sechs von Simenons Maigret-Romanen. Im Krankenhaus hatte sie ihn noch gefragt, ob sie ihm einen Flachmann Whisky besorgen solle, aber er hatte abgelehnt.
    »Ich glaube nicht, dass die das hier gerne sehen. Außerdem: Wenn ich hier schon eine Weile liege, kann ich mir das Zeug gleich mit abgewöhnen. In einem Aufwasch.«
    Es hat ihn wirklich mitgenommen, dachte sie. Es war Zeit für einen neuen Anfang. Er wusste es selbst.
    Die Klinik, in die Berndorf eingeliefert worden war, lag so nahe an seiner Wohnung, dass Barbara – wäre nicht die voll gepackte Reisetasche gewesen – auch zu Fuß hätte gehen können. Zu spät stellte sie fest, dass Hauptbesuchszeit war. Kein Parkplatz war frei. Schließlich fand sie doch einen, musste aber die Tasche einen ziemlichen Weg zurückschleppen.
    Als sie auf die Klinik zuging, schoss ein Wagen die Zufahrt hoch und wurde kurz vor dem Klinikeingang scharf abgebremst. Der Fahrer stellte den Wagen im Parkverbot und halb auf dem Gehsteig ab, stieg aus und warf die Wagentür zu.
    Es war eine hoch gewachsene schlanke Frau in Jeans und einer Tweedjacke. Sie war jung, und als sie sich umsah, fiel Barbara
ein schmales, fast herbes Gesicht unter dunklen Haaren ins Auge. Eine Pantherin, eine Amazone auf Kriegspfad, dachte Barbara. Klar doch. Seit wann scheren sich Pantherinnen um Parkverbote!
    Die Amazone blieb unerwartet stehen und sah Barbara an. »Entschuldigen Sie – sind Sie Professorin Stein?«
    Die Stimme klang ein wenig anders als am Telefon, der leichte Anklang des Schwäbischen schien verschwunden. Das also war Tamar. Barbara stellte die Tasche ab, und die beiden Frauen begrüßten sich. Tamars Augen waren wach, angestrengt, ernsthaft.
    Woran hat sie mich erkannt, überlegte Barbara. Er zeigt doch keine Fotos herum.
    »Sie haben seine Reisetasche dabei«, erklärte Tamar.
    Barbara lächelte zustimmend. Beiläufig registrierte sie, dass Tamar mit Berndorf doch sehr vertraut schien. Sie gingen durch die Eingangshalle zu den Fahrstühlen.
    »Ist das wahr«, fragte Barbara, »dass er im letzten Moment noch auf diesen Fahrer geschossen hat? Ich kann ihn mir mit einer Pistole gar nicht vorstellen.«
    »Ich eigentlich auch nicht«, antwortete Tamar und drückte auf den Kopf für den Fahrstuhl. »Aber wir haben heute Morgen den Lastwagen gefunden, und zwar auf dem Parkplatz am städtischen Friedhof.« Sie sah Barbara entschuldigend an. »Das ist nicht makaber. Das war einfach der nächste Platz, wo man den Lastwagen abstellen und mit einem zweiten Wagen verschwinden konnte. Der Lastwagen hatte in der Frontscheibe drei Einschüsse.«
    »Aber den Fahrer hat er nicht getroffen?«
    »Ich denke doch«, sagte Tamar. Der Fahrstuhl war gekommen, und sie stiegen ein. Sie waren allein. »Die Einschüsse waren sogar recht gut platziert, wenn man die Situation bedenkt. Und es gibt Blutspuren, sowohl auf dem Fahrersitz wie auch an der Tür. Zumindest wird der Fahrer einen Streifschuss an Schulter oder Oberarm abbekommen haben.«
    Das alles war kein Kino. Wieder musste Barbara es sich in
Erinnerung rufen. B. hatte nicht mit Platzpatronen geschossen, sein Citroën war wirklich zu Schrott gefahren worden, und es war um Tod oder Leben gegangen, um den richtigen Tod. Der Fahrstuhl hielt, und sie stiegen aus.
    »Dieser Polizist vor dem Krankenzimmer!«, sagte sie

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