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Schwemmholz

Schwemmholz

Titel: Schwemmholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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die Telefonüberwachung zu sprechen. »Die Auswertung der Protokolle hat ergeben, dass bei unseren italienischen Freunden etwas im Gange ist. Es gibt deutliche Hinweise, dass die Mafia irritiert ist. Sie bereitet etwas vor. Die Aktion läuft – Moment – unter dem verschlüsselten Namen ›Fragezeichen‹.«
    Blocher, die Hände vor dem Bauch gefaltet, sah hoch. Sein Gesicht verzog sich ungläubig. Aber er sagte nichts.
     
    In der »Walser Post« gab es Wildentenbrust mit Reis und Gemüse, und Kugler unterhielt die Gesellschaft mit den Details über die polizeiliche Einvernahme des Bauunternehmers Gföllner. Im »Tagblatt« hatte bisher nichts davon gestanden.
    »Übrigens«, fuhr Kugler fort und wandte sich spitzzüngig an Chefredakteur Dompfaff, der neben ihm im Gedünsteten stocherte, »weiß Ihre Zeitung nicht nur nicht, dass Gföllner einvernommen wurde. Sie weiß auch nicht, dass es wegen des Unfalls war, in den einer der Kommissare aus dem Neuen Bau verwickelt wurde, und schon gar nicht weiß Ihre Zeitung, dass dieser Kommissar dabei zur Schusswaffe gegriffen und das Feuer auf den anderen Fahrer eröffnet hat.«

    Dompfaff schwieg. Kaufferle schaute ungläubig auf Kugler. »Das ist ja wohl nicht wahr?«
    »Wohl wahr«, erwiderte Kugler und deutete unerbittlich auf Dompfaff. »Wenn Ihre Redakteure zur Abwechslung mal recherchieren wollten, statt die deutsche Sprache zu misshandeln, brächten sogar sie es heraus. Der wackere Schütze ist der Leiter des Dezernats Kapitalverbrechen höchstselbst.«
    »Du meinst Berndorf, nicht wahr?«, fragte Welf. »Ich habe ihn kennen gelernt. Mir kam er ganz zurechnungsfähig vor. In Maßen, aber doch so weit ganz klar.«
    »Ich hab ihn immer für einen Amokläufer gehalten«, antwortete Kugler. »Und das hat sich jetzt bestätigt. Wenn das Schule macht, sollte man um autofahrende Polizisten einen weiten Bogen machen.«
    Er verstehe nicht, sagte Kaufferle, was das alles mit Gföllner zu tun habe.
    »Da gibt es wohl eine paar dumme Zufälle«, meinte Kugler. »Der Lastwagen, der an dem Unfall beteiligt war, gehört Gföllner und war gestohlen worden. Deswegen auch hat der Fahrer nach der Schießerei das Weite gesucht.«
    »Und es gibt keine Zeugen?«, wollte Welf wissen.
    »Ein Pfarrer hat es angeblich gesehen«, antwortete Kugler. »Angeblich bestätigt er Berndorfs Version. Pfarrer haben eben einen Hang zu übersinnlicher Wahrnehmung.«
    »Noch mal zu Gföllner«, insistierte Kaufferle. »Wie ernst ist der Ärger, den er hat?«
    »Kann ich wirklich nicht beurteilen«, meinte Kugler. »Wenn diese Vorwürfe von Berndorf kommen, dann bin ich überzeugt, dass nichts dran ist. Außerdem muss Gföllner nur in Stuttgart anrufen, und die im Neuen Bau präsentieren das Gewehr. Eigentlich traurig, dass es so ist. Aber so ist es.«
    »Weiß ich nicht«, widersprach Kaufferle halblaut. »Es soll dort Leute geben, die scheuen neuerdings den bösen Anschein wie der Teufel das Weihwasser.«
    Kugler sah belustigt auf. »Seit Ihrer Rom-Visite verstehen Sie sich auf das Thema, wie?«

    Dompfaff wagte sich wieder aus der Deckung. »Nur kein Spott. Unser Banker liegt nicht ganz falsch. Durchaus nicht.«
    Welf runzelte die Stirn und warf einen fragenden Blick auf Kaufferle. Der Banker senkte ganz leicht die Augen.
    Beim Kaffee kam Dompfaff auf den Kosovo-Krieg zu sprechen und dass er gezeigt habe, wie wenig kampfbereit die NATO wirklich sei. »Zum Glück haben wir das jetzt gesehen. Jetzt können wir daran noch etwas ändern.«
    »Dass das ganze Scheibenschießen nichts weiter als ein Testlauf für die Rüstungsindustrie war, weiß sowieso jedes Kind«, warf Welf ein.
    »So kann man das natürlich nicht sagen«, antwortete Dompfaff staatstragend. »Selbstverständlich steht der humanitäre Gesichtspunkt im Vordergrund.«
    Welf bestellte sich einen Espresso und sah Kaufferle an. Der hatte die Hände gefaltet und starrte geduldig an die Decke. Dompfaff hatte seinen morgigen Zeitungsartikel vorgetragen und verabschiedete sich. Kugler folgte ihm. Wenig später waren Welf und Kaufferle allein.
    »Ich sehe Ihre Lage unverändert als schwierig an«, begann Kaufferle. »Als sehr, sehr schwierig. Und wenn ich jetzt, in diesem Augenblick, zum Ergebnis kommen sollte, wir müssen die Kredite kündigen, dann ist das Baugeschäft Haun & Nachfolger heute Nachmittag im Konkurs. Unweigerlich.«
    »Und? Kommen Sie zu diesem Ergebnis?« Welf gab sich ungerührt.
    »Warten Sie es ab«, sagte Kaufferle und sah

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