Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
sagte Amanda. »Ich liebe meinen Job.«
Die Zahl von Lucilles Besuchern hatte abgenommen, aber in der Villa herrschte wegen der Nachzügler immer noch reges Treiben. Nachdem sie sich ein paar Minuten unters Volk gemischt hatten, fanden Amanda und Barnes Jane in der Küche, wo sie Appetithappen mit Gurken, Kresse und Eiersalat auf einem Tablett anordnete. Sie blickte hoch und machte weiter mit dem Arrangement.
»Wir müssen uns noch ein bisschen unterhalten«, sagte Barnes.
»Worüber?« In ihrer Stimme lag eine forcierte Leichtigkeit.
Barnes legte ihr eine Hand auf den Arm. Sofort wurden Janes Augen feucht. Barnes flüsterte: »Lucille hat es uns erzählt.«
Tränen schnitten eine mäandernde Spur durch Janes Grundierungscreme. »Was hat sie euch erzählt.« In ihrem Tonfall lag kein Fragezeichen.
»Von dir und Davida.«
Jane starrte den Kühlschrank an.
Barnes sagte: »Sie hat es uns erzählt.«
»Was weiß schon eine alte Frau?«
»Davida hat ihr alles erzählt.«
»Das glaube ich nicht.«
»Lucille möchte damit an die Öffentlichkeit gehen.«
Janes Gesicht nahm Farbe an. Mehr als ein Erröten - der tiefe Farbton, der von einem heftigen Schlag herrührt. »Aber warum sollte sie …« Sie schüttelte den Kopf. »Können wir uns darüber nicht später unterhalten?«
»Leider nicht«, sagte Amanda.
»Die einzige Möglichkeit, wie wir an deine Version der Geschichte rankommen, besteht darin, dass du sie uns erzählst«, sagte Barnes.
Jane wischte sich die Hände an einer Serviette ab und hob das Tablett hoch. Amanda nahm es ihr ab und stellte es außerhalb ihrer Reichweite hin. Diese Geste - ihrer Aufgabe beraubt zu sein - bewirkte, dass Jane die Schultern hängen ließ.
»Meine Version der Geschichte.« Mattes Lächeln.
»Seit wann waren du und Davida ein Paar?«, fragte Barnes.
»Bitte, Will.« Jane sah ihn flehend an. »Kannst du es nicht einfach auf sich beruhen lassen? Meine Mutter ist hier. Sie weiß nichts davon, und ich verstehe wirklich nicht, warum sie es jetzt noch rausfinden soll, wo Davida tot ist.«
»Ich rede nicht mit deiner Mutter, Janey, ich rede mit dir. Seit wann waren du und Davida ein Paar?«
Janes Augen flatterten zwischen Amanda und Barnes hin und her, bevor sie auf dem Kühlschrank zur Ruhe kamen. Amanda folgte ihrem Blick. Auf dem alten Kasten war nichts zu sehen. Keine süßen, kitschigen Magneten, keine persönliche Note. Die Küche war so steril wie ein Operationssaal.
»Seit ich meine Scheidung eingereicht habe«, sagte Jane. Ihre Schultern senkten sich noch einen Zentimeter. »Parker drehte durch, nahm noch mehr Drogen und wurde ein absoluter psychotischer Scheißkerl ! Ich bat Davida um Unterstützung, weil … ich weiß nicht, warum … sie war schon immer für mich da gewesen, wenn ich am Boden zerstört
war … vor all den Männern, und sie war wieder für mich da, wurde der wichtigste Mensch für mich. Weil Mutter null Verständnis für meine Klagen über Parker hatte - manchmal denke ich, dass sie Parker mir vorzog: Er widersprach ihr nie, zog sich korrekt an. Und dann geht er hin und verwandelt sich in einen solchen Scheißkerl ! Aber das ist natürlich mein Fehler, die verzogene Janey jammert über einen weiteren Mann, der ein übler Typ geworden ist. Parker legte es darauf an. Schrecklich mir gegenüber und höflich zu ihr. Mutter ist nicht nur eine Klatschtante, sie ist außerdem die oberflächlichste Person, die ich kenne. Neben ihr wirkt Minette wie Gandhi - falls Davida nicht für mich da gewesen wäre, hätte ich einen totalen Nervenzusammenbruch gehabt!«
Sie hörte plötzlich zu sprechen auf und schnappte nach Luft. Weinte und machte sich nicht die Mühe, sich die Tränen abzuwischen.
Amanda nahm eine Serviette und tat es.
Jane schien es nicht zu registrieren.
»Hatten Sie eine gemeinsame Zukunft geplant?«, fragte Amanda.
»Wir haben gar nichts geplant! Nichts war geplant, es ist einfach passiert! Auch als wir uns wieder häufiger sahen, habe ich Davida gesagt, ich sei mir nicht sicher. Davida hat mich bestimmt nicht unter Druck gesetzt. Sie war eine viel beschäftigte Frau. Sie hatte andere Dinge als Sex im Kopf.«
»Sie wissen von der Gonorrhö. Ich nehme an, Sie haben sich untersuchen lassen.«
Jane richtete den Blick auf ihre Füße. »Ich nehme derzeit Antibiotika. Ich hatte offenbar keine Symptome.«
»Wissen Sie, bei wem Sie sich angesteckt haben?«
Sie lachte bitter. »Das könnte eine ganz schön lange Liste sein …
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