Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
Weg nach Opryland beschreiben zu lassen, und noch nicht zurückgekehrt.
Niemand im Hermitage erinnerte sich daran, Tristan Poulsen je gesehen zu haben, die gepflegte Version auf dem Foto zum High-School-Abschluss. Als sie die Angestellten baten, sich den jungen Mann mit langen Haaren und einem Bart vorzustellen, ernteten sie nur fragende Blicke.
Als sie sich gerade zu einer Fahrt durch die Music Row aufmachen wollten, kam Delaware hereinmarschiert. Er hatte sich in Schale geworfen, nach L.A.-Maßstäben: blauer Blazer, weißes Polohemd, Bluejeans, braune Halbschuhe. Er nahm die Sonnenbrille ab und nickte dem Concierge zu.
»Doktor«, sagte Baker.
»Gut, Sie haben meine Botschaft erhalten. Kommen Sie mit hoch, ich habe da etwas, das ich Ihnen zeigen möchte.«
Auf der Fahrt im Aufzug fragte Lamar: »Wie war es in Opryland?«
»Ah, Sie folgen meinen Spuren?«, sagte Delaware. »Es war doch ziemlich Disneyland-mäßig, aber bei einem Namen wie Opryland hätte ich nicht überrascht sein dürfen. Ich habe in dem Restaurant mit den riesigen Aquarien zu Mittagessen gegessen, und das war nicht schlecht.«
»Haben Sie Fisch gegessen?«
Der Psychologe lachte. »Ein Steak. Haben Sie Erfolg bei der Suche nach Jacks Mörder gehabt?«
»Wir arbeiten daran.«
Delaware gab sich Mühe, sein Mitgefühl zu verbergen.
Sein Zimmer war genauso picobello aufgeräumt wie beim letzten Mal. Der Gitarrenkoffer lag auf dem Bett.
Er öffnete eine Schublade im Schrank und zog ein paar Papiere hervor. Fax-Deckblatt des Hotels mit ein paar weiteren Blättern.
»Als Sie gegangen waren, fing ich an, über meine Sitzungen mit Jack nachzudenken. Etwas, das er mir erzählte, als der Flug näher rückte. Tote haben keinen Anspruch auf Schweigepflicht. Also bat ich meine Freundin Robin, die Akte durchzusehen und mir die entscheidenden Seiten zu faxen. Hier, bitte sehr.«
Zwei linierte Seiten, vollgeschrieben mit einer engen, scharf geneigten Handschrift. Nicht das deutlichste Fax. Schwer zu entziffern.
Delaware sah, wie sie die Augen zusammenkniffen. »Tut mir leid, Schönschreiben ist nicht meine Stärke. Möchten Sie eine Zusammenfassung hören?«
»Das wäre toll, Doktor«, sagte Lamar.
»Als der Zeitpunkt des Flugs näher kam, wurde Jacks Angst größer. Das war verständlich und vorherzusehen. Wir verdoppelten unsere Anstrengungen und arbeiteten an tiefer
Muskelentspannung, stellten genau die Stimuli fest, die seine Angst wirklich auslösten - im Grunde genommen setzten wir sie stark unter Druck. Ich dachte, wir würden gute Fortschritte machen, aber ungefähr vor einer Woche rief Jack mich mitten in der Nacht an, aufgeregt, unfähig zu schlafen. Ich sagte zu ihm, er solle vorbeikommen, aber er meinte, er würde bis zum Morgen warten. Ich fragte ihn, ob er sich sicher sei, und er sagte, das sei er, und versprach, um neun bei mir auf der Matte zu stehen. Er kam um elf und sah mitgenommen aus. Ich vermutete, es handele sich um das große Zittern vor dem Flug, aber er sagte, ihm gingen andere Dinge durch den Kopf. Ich ermutigte ihn, über alles zu reden, was ihn beschäftigte. Er machte einen Scherz darüber - etwas in der Art wie: ›Ist das erlaubt? Das gute altmodische Psychologengeplauder anstatt kognitiver magischer Bewusstseinsveränderung?‹«
Er setzte sich aufs Bett und legte die Hand auf den Gitarrenkoffer. »Das war von Anfang an ein Thema. Jack wollte keine Psychotherapie. Er meinte, davon hätte er während seiner verschiedenen Rehabilitationsmaßnahmen genug gehabt, und dass er beim Klang seiner nörgeligen Stimme kotzen könnte.«
»Fürchtete er sich vor irgendwas?«, fragte Baker.
»Tun wir das nicht alle?« Delaware zog sein Jackett aus, faltete es ordentlich und legte es aufs Bett. Überlegte es sich anders, stand auf und hängte es in den Schrank.
Er setzte sich wieder hin. »Diese Möglichkeit besteht immer. Was meine Berufskollegen als Käse bezeichnen, der sich vor der Schneidemaschine fürchtet. Aber ich nehme Leute bis zum Beweis des Gegenteils bei ihrem Wort, und ich schloss mich Jacks Wunsch an, keine anderen Themen zur Sprache zu bringen als das Fliegen. Wir hatten einen Termin einzuhalten, und ich wusste, wenn er nicht in dieses Flugzeug stieg, würde ich ihn nie wiedersehen. Aber jetzt hatte
er seine Meinung geändert und wollte reden. Ich will damit nicht sagen, dass das, was er mir erzählt hat, von gro ßer Bedeutung für Ihren Fall ist, aber ich dachte, Sie sollten es wissen.«
»Das wissen
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