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Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Titel: Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Nacht?«
    Sie blieb eine Weile still. Dann sagte sie: »Wo ich praktisch jede Nacht bin. Ich war hier im Labor und habe gearbeitet.«
    »Allein?«
    »Ja, allein. Wer sonst arbeitet um zwei Uhr früh?«
    Davida hatte um zwei Uhr früh an ihrem Schreibtisch gesessen. Diesen Gedanken behielt Barnes für sich. »Wann haben Sie das Labor verlassen?«
    »Hab ich nicht. Ich habe hier geschlafen.«
    »Wo?«
    »An meinem Schreibtisch.«
    Und Barnes dachte, er führte ein einsames Leben. »Schlafen Sie oft an Ihrem Schreibtisch?«
    »Nicht oft .« Alice warf ihm einen kalten Blick zu. » Gelegentlich.«
    »Falls ich Ihnen zu nahegetreten bin«, sagte Barnes, »lag das nicht in meiner Absicht. Ich muss heikle Fragen stellen, Doktor. Im Moment versuche ich, den zeitlichen Ablauf auf die Reihe zu kriegen. Also waren Sie die ganze Nacht hier?«

    Kurtag zeigte ihm ihr Profil. Schmale Lippen, zusammengekniffene Augen. »Die ganze Nacht«, sagte sie leise.
    »Allein.«
    »Das sagte ich Ihnen schon.«
    »Sind Sie sicher, dass niemand Sie hier gesehen hat?«
    Kurtags Lächeln hatte nichts Fröhliches an sich. »Das bedeutet wohl, dass ich kein Alibi habe.«
    »Hätten Sie was dagegen, wenn ich einen Test auf Pulverrückstände bei Ihnen durchführe? Nur einen Abstrich an den Händen?«
    »Ich habe etwas dagegen, weil ich ärgerlich finde, was Sie damit implizieren. Aber nur zu, machen Sie ihn trotzdem. Dann können Sie gehen.«

10
    Das Ronald Tsukamoto Public Safety Building beherbergte sowohl die Feuerwehr als auch das Police Department der Stadt Berkeley. Der zwei Stockwerke hohe Eingang war wie eine Garnrolle geformt, der man den unteren Teil abgehackt hatte. Das Gebäude war Art déco, und in jedes der beiden halbkreisförmigen Stockwerke waren große rechteckige Fenster eingelassen, die mit geometrischer Präzision übereinanderlagen. Der Anstrich war allerdings rein viktorianisch - naturfarben, abgesetzt mit hellem Blau und leuchtendem Weiß.
    Wer drinnen war und mit dem Berkeley PD zu tun hatte, wartete in einer Rotunde, von deren Decke vielfarbige abstrakte Mobiles herunterhingen. Eine Wendeltreppe mit einem spaghettidünnen Geländer wand sich in den ersten Stock empor. Die Polizeistation war angenehm und sauber, der Boden hatte ein Schachbrettmuster, und durch die großzügigen Fenster strömte sanftes, natürliches Licht herein.

    Der eigentliche Arbeitsbereich war eine schmucklose Polizeiwache: fensterlose beigefarbene Wände, Neonbeleuchtung, kleine Kabuffs mit wenig reizvollen, aber funktionalen Arbeitsplätzen. Die Ausstattung passte oft nicht zusammen, und einige der Computer waren erheblich veraltet. Das Mobiliar des Konferenzzimmers bestand aus weißen Plastiktischen und schwarzen Plastikstühlen. Karten des Bezirks, ein Kalender, ein Video-Bildschirm und eine Schiefertafel bildeten den Wandschmuck. Eine amerikanische Flagge stand in einer Ecke, der goldene Bär hielt Wache in einer anderen.
    Der Vormittag war für das Berkeley Police Department die reinste Hölle gewesen, aber auf dem heißen Stuhl hatte der Captain gesessen. Sechs Jahre von seiner Pensionierung entfernt, musste Ramon Torres nun dem Bürgermeister, dem Gouverneur und seinen ausgesprochen stimmgewaltigen Wählern erklären, wie es dazu kommen konnte, dass eine hochgeschätzte Abgeordnete in ihrem Büro fast enthauptet worden wäre und niemand auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, wer es gewesen war.
    Der Captain war klein und stämmig, hatte eine ledrige braune Haut und bohrende Augen, die eine Spur heller waren. Jeden Monat wurde die kahle Stelle auf seinem Kopf größer, und dass die wenigen verbliebenen Haare schwarz waren, bot ihm einen gewissen Trost. Er zuckte zusammen, als er die hasserfüllten Briefe las, die Harry Modell geschrieben hatte, Leiter von Familien in Gottes Hand.
    Torres legte die Briefe hin und schaute Isis und Barnes auf der anderen Seite des Konferenztischs an. Zwei seiner besten Detectives, und bis jetzt hatten sie nada in Erfahrung gebracht.
    »Offensichtlich sind sie von jemandem verfasst worden, der bigott und bösartig ist, aber ich sehe keine eigentliche Drohung und damit keinen Grund zum Einschreiten für uns.
Der erste Verfassungszusatz unterscheidet nicht zwischen höflich und barbarisch.«
    »Ich will nicht empfehlen, dass wir ihn strafrechtlich belangen, Cap«, sagte Barnes, »aber Amanda und ich sind beide der Ansicht, es wäre fahrlässig, wenn wir nicht wenigstens mit ihm reden.«
    »Er hat noch an andere

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