Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
Kollegen nicht durcheinanderbringen wollen.
»Mir gefällt deine Theorie, dass Minette mit Davida getrunken und ihr den Kopf weggepustet hat«, sagte sie. »Und ich würde auch schrecklich gern ihre Klamotten sehen. Leider reicht eine Theorie nicht aus, uns einen Durchsuchungsbefehl für ihre Wohnung zu verschaffen.«
Barnes spielte im Kopf eine Reihe von Möglichkeiten durch. Jetzt sah man, wie seine Kiefermuskeln hervortraten. »Wie wäre es damit: Minettes Wohnung ist auch Davidas Wohnung. Wir dürften keine Schwierigkeiten haben, eine das Opfer betreffende Anordnung zu bekommen. Falls wir zufällig blutige Kleidungsstücke und Gehirnmasse im Siphon des Waschbeckens finden … nun ja, so läuft es dann eben manchmal.«
»Es lebe der Zufall«, sagte Amanda.
»Der und Zapata«, erwiderte Barnes. »Er ist hier einer der Helden, stimmt’s?«
Als er sich seine Schlafanzughose anzog, dachte Will über die Sitzung im Rathaus und die Pressekonferenz nach. Amanda hatte die Ermittlungen besser zusammengefasst, als er das hätte tun können, hatte klar und einfach gesprochen, freundlich, aber knapp. Captain Torres hatte die Ängste und Befürchtungen der Bürgerschaft ganz gut beschwichtigt und unter einem Sperrfeuer von wohl überlegten und dummen Fragen seine Gelassenheit bewahrt.
Dann war er dran gewesen.
Er hatte mit dem leicht nervösen Stottern in der Stimme vor dem Mikrofon gestanden, das der Welt verriet, dass er
ein den Wichsern die Scheiße aus dem Leib prügelnder Idiot war. Der Schlips und die Gürtelschnalle halfen da auch nichts; er konnte ihre Verachtung förmlich spüren.
Dadurch sprach er noch schleppender, bis er sich schließlich anhörte wie Gomer Pyle auf Beruhigungsmitteln.
Was für ein - er brach ab. Selbstreflexion war etwas für Narren.
Das Telefon klingelte. Gut. Vielleicht Laura, deren neues Verhältnis schon den Geist auf - Torres’ Stimme drang an sein Ohr. »Sie erinnern sich an die Durchsuchungsanordnung, die Sie für Davidas Wohnung haben wollten?«
»Ich hab sie noch nicht beantragt, Cap.«
»Das können Sie lassen, Sie werden sie nicht brauchen. Minette Padgett hat vor rund zwanzig Minuten die Notrufzentrale angerufen. Die ganze verdammte Bude ist auf den Kopf gestellt worden.«
»Sie haben mich erwischt, als ich gerade zur Tür reinkam«, sagte Amanda. »Wie war’s bei dir?«
»Ich war gerade dabei, ins Bett zu gehen.«
Amanda machte ein verdrießliches Gesicht. »Ich war nicht mal in der Nähe meines Betts. Diese Pendelei ist mörderisch. Ich sollte wirklich umziehen.«
»Du solltest nicht mal arbeiten«, erwiderte Barnes. »Mann, wenn ich ein Tausendstel deines Geldes hätte, würde ich Segeln gehen oder Golf spielen oder -«
»Willie, wenn du bei der Polizei aufhören würdest, wärst du den ganzen Tag schlecht gelaunt.«
»Ich bin jetzt schon den ganzen Tag schlecht gelaunt!« Barnes blickte sich in dem Wohnzimmer um, das ein einziges Chaos war. »Was für ein unglaublicher Scheißhaufen.«
»Das ist die schlechte Nachricht«, sagte Amanda. »Die gute Nachricht ist, wir können uns jetzt nach Beweisen gegen Minette umsehen, ohne dass sich irgendwelche Nackenhaare
sträuben. Also hör auf zu grinsen, Kumpel, und geh an die Arbeit.«
Barnes holte einen Fotoapparat aus der Tasche und begann Bilder zu machen. Wäre das Wohnzimmer aufgeräumt gewesen, hätte es mit den riesigen Panoramafenstern und der hohen Decke einen großzügigen Eindruck gemacht. Aber es war fast unmöglich, über das Chaos hinwegzusehen. Sitzmöbel im Craftsman-Stil waren umgedreht worden, Madras-Kissen lagen auf dem Boden verstreut. Eichenregale waren geleert worden, und zwei billige Glasvasen - von der Art, in denen Blumen angeliefert werden - waren zerbrochen.
Der einzige Bruch, der zu sehen war. Die offene Raumaufteilung gestattete Barnes, die Küche einzusehen. Aufgerissene Schranktüren, aber das Geschirr in den Schränken nicht angetastet. Andererseits war der Inhalt der Küchenschubladen auf den Boden gekippt worden.
Die Detectives gingen so vorsichtig wie nur möglich, versuchten kein Beweismaterial unter den Sohlen ihrer in Papierüberzügen steckenden Schuhe zu zerquetschen. Die Eigentumswohnung hatte drei Schlafzimmer - ein großes und zwei kleinere Gästezimmer, die die gleiche Größe hatten. Das eine Gästezimmer war in ein Arbeitszimmer umgewandelt worden, der Boden des anderen wurde von Fitness-Geräten eingenommen.
Wenn man über die Unordnung hinwegsah, war das
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