Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
Schlafzimmer ein toller Raum - großzügig und luftig, mit einem umwerfenden Blick auf die Stadt da unten und die Bucht dahinter. Davidas Zuflucht am Ende eines hektischen Tags?
Die derzeitige Atmosphäre des Zimmers war reines Chaos: Kleidungsstücke auf den Boden geworfen, Schubladen ausgekippt, Bettbezüge von der Matratze gerissen.
Das erste Wort, das Barnes in den Sinn kam, war »inszeniert«.
Zahllosen Filmszenen zum Trotz durchwühlten Diebe nicht aufs Geratewohl Wohnungen und Häuser, weil Unordnung das Auffinden von Wertsachen erschwerte.
Er nickte Amanda zu, und sie verstand ihn, ohne dass er ein Wort sagen musste. Die beiden gingen hinüber zum Arbeitszimmer und warfen durch die Tür einen Blick auf den Papiersturm. Das gleiche Chaos, nachdem Schubladen ausgekippt und Aktenordner durch den Raum geschleudert worden waren, Bücher und Videos auf dem Boden, der Drehstuhl hinter dem Schreibtisch auf eine Weise umgedreht, die auf Berechnung schließen ließ. Barnes große Füße schafften keinen Babyschritt, ohne etwas unter den Sohlen zu zerdrücken, und er zog sich wieder zurück.
»Jemand hat seinem Affen wirklich Zucker gegeben«, sagte Amanda.
»Bei dem ganzen Durcheinander sollen Teller und Tassen intakt geblieben sein? Es ist verdammt viel leichter, in Papieren Ordnung zu schaffen und Couchs und Stühle wieder richtig hinzustellen, als zerbrochenes Porzellan aufzuräumen.«
»Warum sollte Minette das hier inszenieren?«
»Könnte sie gewesen sein oder jemand, der sie reinlegen will.« Die Gedanken in Barnes Kopf überschlugen sich. »Oder es war vielleicht doch echt. Als ich Dr. Kurtag gegenüber Harry Modell erwähnte, hat sie mir erzählt, dass Davida keine Angst vor ihm gehabt hätte, weil sie bestimmte Dinge über ihn wusste.«
»Was für Dinge?«
»Das hat sie Kurtag nicht erzählt. Wenn jemand verrückt ist, wer weiß dann schon, was er tun wird.«
Darüber dachte Amanda nach. »Vielleicht, aber es ist ziemlich konstruiert. Solange wir nicht wissen, dass Modell hier in der Stadt ist, steht er unten auf der Liste.«
»Und Minette steht oben?«
»Auf jeden Fall. Ich frage mich, wo sie ist.«
»Torres hat ihre Anzeige aufgenommen und sie wieder gehen lassen.«
»Nimmt Torres inzwischen Anzeigen entgegen?«
»Bei der Lebensgefährtin eines prominenten Opfers schon«, sagte Barnes. »Sie wohnt ein paar Tage bei irgendwelchen Freunden. Was mir gut gefällt. Wir können uns hier alles in Ruhe ansehen, ohne dass sie sich einmischt.«
Amanda musterte das Durcheinander. »Wie lange werden wir deiner Ansicht nach brauchen, bis wir das ganze Material gesichtet haben?«
»Den größten Teil der Nacht«, sagte Barnes. »Wann geht unser Flug nach L.A.?«
»Morgen früh um sieben.«
»Ich frage mich, ob wir ihn auf elf verschieben können, ohne jemand vor den Kopf zu stoßen.«
Sie lächelte. »Willst du ein kleines Schläfchen einschieben?«
»Wir beide. Du kannst bei mir kampieren, wenn du willst. Dann brauchst du nicht über die Brücke zu fahren.«
»Ich dachte schon, du würdest nie fragen.«
12
Barnes’ Handy läutete genau in dem Moment, als die verzerrte Ansagerinnenstimme bekannt gab, dass nun mit dem Boarding begonnen werde. Er fischte das Telefon aus seiner Hosentasche. »Hat man gerade unseren Flug aufgerufen?«
Amanda blickte von ihrem Taschenbuch hoch. »Nein, Phoenix.«
»Wie verstehst du irgendwas von dem, was da gesagt wird? Es klingt wie atmosphärische Störungen.« Er drückte auf den grünen Knopf. »Barnes.«
»Entschuldigen Sie die Störung, Detective. Hier spricht Alice Kurtag.«
Barnes klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und griff sich sein Notizbuch. »Sie stören nicht, Dr. Kurtag. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich weiß nicht, ob es wichtig ist oder nicht, aber Sie baten mich, Sie anzurufen, falls mir noch irgendwas einfallen sollte.«
»Was liegt an?«
»Wie ich Ihnen bereits sagte, war meine Beziehung zu Davida fast ausschließlich beruflicher Natur. Ich kannte Minette kaum, und die meisten ihrer Freunde kannte ich auch nicht.«
»Okay«, erwiderte Barnes.
»Ich bezweifle, dass dies wichtig ist, aber ich erinnere mich, dass Davida vor ungefähr einem Monat mit einer Freundin im Labor vorbeischaute - einer alten Freundin. Eine, mit der sie in die Schule und aufs College gegangen ist. Sie sahen …« Einen Moment lang entstand Schweigen. »Ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll. Sie sahen so aus, als fühlten sie sich in
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