Schwert des Aufruhrs
Wort Teil ihres Vokabulars sein sollte. »Was auf Canopus geschieht, bleibt auf Canopus.«
Eine Anspielung auf die neueste Werbekampagne für canopische Freudenzirkusse, Usa Centrellas größten >Exportschlager<. Womit sich Callandre auch witziger zeigte als Caleb bereit war - nein!
»Sie ist hier«, stieß der Davion-Erbe aus, freudig schockiert und zugleich erschüttert. »Mason ...« Er suchte nach seinem Freund, aber Calebs Reisegefährte war schon wieder in der Menge verschwunden.
Also griff er stattdessen nach Julians Arm. »Julian. Sie ist gekommen.«
»Wer?«
»Danaü.« Die Frau, mit der Caleb über ganz Terra getänzelt war, wie zwei Feuermotten, die jeweils den Flammen der anderen auswichen. Ihr Haar war in einer hochmodernen Frisur zu einem breiten Fächer aufgesteckt, und sie hatte ihre Augen mit langem, auswärts gezogenem Lidstrich betont. Aber eine Verwechslung war unmöglich. Er zählte. »Die zweite ... dritte von hinten. Am Arm des capellanischen Sang-shao. Des Colonels!«
Gut, sie wohnte im capellanischen Kulturzentrum ... aber als Begleiterin eines Mitglieds von Daoshen Liaos Gefolge? Calebs Gedanken überschlugen sich. Er wusste, dass er ein paar Punkte in ihrem Spiel vergeben hatte, war sich seiner drohenden Niederlage aber noch nicht bewusst.
»Caleb!« Julian packte seinen Ellbogen. »Das ist Danai Centrella-Liao.«
Nikol Marik regte den Kopf. »Danai? Hat sie nicht vor zwei Jahren auf Solaris das Ishiyama Open gewonnen?«
»Und letztes Jahr war sie Favoritin auf den Titel des Champions«, bemerkte Callandre. »Aber wegen des Krieges hat sie die Teilnahme abgesagt.«
Ein Solaris-Champion? Eine MechKrieger-Legende? Caleb hatte aus der Leichtigkeit, mit der sie in den höchsten Kreisen verkehrte, auf Medienprominenz geschlossen. Aber das? Niemals.
Julian zerrte seinen Cousin zurück. Seine Finger gruben sich schmerzhaft in die Armbeuge, sein Atem flüsterte ihm heiß ins Ohr. »Soll das heißen, deine geheimnisvolle Schönheit ist Sun-Tzus jüngstes Kind? Die Schwester des Kanzlers? Hast du etwa ... waren deine Sicherheitsleute so nachlässig?« Julians Angst schien beinahe greifbar. »Sag mir, dass ihr zwei nicht...«
»Nein, haben wir nicht!« Caleb riss sich los. Sie hatten tatsächlich nicht miteinander geschlafen, obwohl er alles versucht hatte. Er nahm einen kräftigen Schluck Brandy und ließ sich die Stirnhöhle freibrennen. Daoshens kleine Schwester!
Eine Liao!
Nein! Nein ... nein ... nein ...
Julian starrte ihn immer noch an. »Da war nichts«, zischte er. »Frag Mason.«
»Mason? Wer ist...?«
Caleb schnitt ihm das Wort ab. »Es war ...« Was? Unschuldig? Kaum. »Locker.«
Die meisten in der jungen Gruppe hatten Julians Reaktion übersehen, ein paar blickten allerdings fragend herüber. Countess Campbell. Alaric Wolf. Plötzlich verspürte Caleb ein dringendes Bedürfnis, sich zu waschen, als hätte er sich bei einem Staatsempfang mit tiefschwarzen Fingernägeln erwischen lassen.
Sandra Fenlons Blick folgte weiter dem Rundgang des Kanzlers, der ihn an ihrer Empore vorbeiführte. Sie schauderte. »Ich habe gehört, capellanische
Truppen sind bis nach Tikonov vorgedrungen. In die Präfektur IV.«
Caleb hatte die Gerüchte zwar auch gehört, sich aber nicht die Mühe gemacht, sie zu überprüfen. Julian würde es vermutlich wissen. Countess Campbell möglicherweise auch. »Was kümmert das uns?«, fragte er mit abfälligem Ton und versuchte, nach diesem Schock wieder Boden unter die Füße zu bekommen.
Warum sollte es ihn auch interessieren? Die Vereinigten Sonnen hatten Tikonov nach dem Vierten Nachfolgekrieg ein paar Jahrzehnte kontrolliert, doch konnte man den Planeten kaum als traditionelle Da-vion-Welt bezeichnen. Tatsächlich gehörte er zu den meist-eroberten der letzten hundert Jahre. Calebs Vater war besser beraten, sich auf Systeme wie Mallory's World, Schedar und Caselton zu konzentrieren. Rio und Markab. Alte crucische Welten, die Devlin Stone bei der Gründung seiner Republik geschluckt hatte. Welten, von denen sich momentan viele unter der Kontrolle des Schwertschwurs befanden und möglicherweise einer erneuerten Davion-Herrschaft zuneigten, sagte Erik Sandoval-Gröll.
Wen kümmerte Tikonov? Oder Haus Liao, was das betraf?
Julian unterstützte natürlich Sandra.
»Um Tikonov anzugreifen«, erklärte er, und wich der Tatsache geschickt aus, dass er sicher wusste, ob das geschah oder nicht, »müsste Haus Liao eine enorme Menge Truppen und Nachschub
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