Schwert des Aufruhrs
Die Vereinigten Sonnen würden noch früh genug im Krieg gegen die Konföderation Capella stehen. Seine Aufgabe war es, diese Konfrontation so weit wie möglich hinauszuzögern.
Die Spannung im Salon hatte sich nicht gerade gelöst, aber Julian war mit der Situation jetzt ganz zufrieden. Der Ritter hatte sich weder entschuldigt, noch vom Auftreten des Champions provozieren lassen. Er hatte sich taktvoll zurückgezogen, ohne sich geschlagen zu geben.
»Den Berichten zufolge, die ich gelesen habe«, erklärte Julian mit einem Nicken hinüber zu Colonel Tonis, »hat Liao Partisanen auf Neuhessen abgesetzt. Söldner. Möglicherweise Freibeuter.«
Raul Ortega schüttelte den Kopf. »Falls dem so ist, sind sie besonders gut organisiert und diszipliniert. Vor acht Tagen kam es zu einem Scharmützel zwischen ihnen und meinem Trupp. Die Capellaner haben sich unter Beschuss gut gehalten.«
Tonis akzeptierte die Einschätzung des Ritters. »Also Söldnerveteranen oder Konföderationstruppen, die sich als Söldner getarnt haben.« Er zuckte die Achseln. Ihm war das gleich. »Sie haben das Gebirge westlich von Meiling besetzt. Zerklüftetes Gebiet. Schwer, sie von dort zu vertreiben.«
»Aber nicht unmöglich.« Julian streckte die Hand zum Schachbrett aus und zog einen Liao-Bauern vor. Er spielte eine Weile mit beiden Seiten des Bretts, dachte nach, stellte die Steine in klassischen Angriffs- und Verteidigungsmustern auf. »Die konventionellen Regeln der Kriegsführung sagen uns, dass wir nicht über die erforderlichen Truppen verfügen, um die Capellaner dort anzugreifen, wo sie am stärksten sind. Nicht ohne schwere eigene Verluste. Und falls wir sie nicht bald angreifen, gestatten wir ihnen, neue Angriffe weit über die Grenze ins Gebiet der Republik vorzubereiten.«
Oder tiefer ins Innere der Vereinigten Sonnen hinein.
Ortega beugte sich über Julians Spiel und studierte das Brett. Seine dunklen Augen verfolgten jede Bewegung: »Mein Trupp ist im Grunde nur für eine bewaffnete Erkundung ausgerüstet. Aber er bringt ein paar zusätzliche Steine aufs Brett. Ich kann Ihnen einen Legionär und eine starke SturmLanze anbieten.«
»Ohne das entsprechende Personal nicht viel wert.« Julian stellte den schwarzen König ins Schach. »Was wohl bedeutet, dass Sie auch sich und Ihre Leute mit ins Spiel bringen?«
»So funktioniert es am besten.«
Julian zog den Davion-König aus dem Schach und musterte sein Gegenüber. »Was, wenn ich mich dagegen entscheide? Dann erzwingen Sie es und wir enden in einem Dreierkonflikt?« Erneutes Schach, erneuter Rückzug.
Ortega runzelte die Stirn und sah nach unten. »Sieht nicht so aus, als böte dieses Brett Platz für drei Spieler. Überhaupt scheinen Sie sehr gut allein zurechtzukommen.«
»Trotzdem könnte ein zusätzlicher Ritter nicht schaden«, bemerkte Tonis. Natürlich hatte auch der Colonel bei dieser Verhandlung etwas beizutragen. Immerhin waren es seine Leute, die ihr Leben aufs Spiel setzen mussten.
Und Faust wollte keinen Ärger mit der Republik. »Ich denke, wir können zu einem Arrangement kommen.«
Schach, Figurenopfer. Schach. Rückzug.
Schachmatt.
Raul Ortega betrachtete das Brett, als Julian den zweiten schwarzen Turm, einen Vollstrecker, beiseite stellte. Er streckte die Hand aus und schnippte den Davion-König um. »Netter Sieg«, stellte der Ritter fest.
Julian sah ihm ihn die Augen. »Spielen Sie?«
»Sieht aus, als müsste ich.«
Region Deutschland, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
Die Sonne stand hoch am Himmel und strahlte auf das weiße Steingebäude herab. Von einem Balkon im zweiten Stock ließ Conner Rhys-Monroe den Blick über die weiten Ländereien der Senatorin Lina De-rius am Rand von Darmstadt schweifen. Exakt geschnittener Rasen. Dichte Waldstücke aus Mahagoni und Eichen. Ein prämierter Rosengarten von fast einem Hektar Größe, dessen Duft über Steinwege und Marmorspringbrunnen zog. Eine Residenz der Reichen und Mächtigen.
Die Art Palast, in der er zu Hause war.
Privilegien und Möglichkeiten. Eine enge Verbindung, hatte sein Vater immer gesagt.
Conner hatte sich noch immer nicht an die Vergangenheitsform gewöhnt.
»Darf ich Ihnen irgendetwas bringen lassen?«, fragte Lina Derius hinter ihm und trat näher. Sie kümmerte sich mit der Effizienz und Freundlichkeit einer wohlhabenden Gastgeberin um ihn.
Seine Anwesenheit war eine Behinderung. Und er wusste es. Conner schüttelte den Kopf.
»Noch einen Drink?«
Auf der
Weitere Kostenlose Bücher