Schwert des Aufruhrs
zurück. Das bot Yuri Gelegenheit, zu entkommen und ihre Deckung wieder aufzubauen. Sie wartete, während er die glänzende Schneide vergeblich nach einem Blutstropfen absuchte.
Frische Wut baute sich in Hatsuwes Blick auf. Die beiden Kontrahenten umkreisten einander misstrauisch.
Die wenige Arbeit, die während des Kampfes im übrigen Hangarraum stattgefunden hatte, kam völlig zum Erliegen. Zwei Samurai, Freunde Hatsuwes, beobachteten das Duell mit bemühter Neutralität, die Mienen wie aus Ferrostahl getrieben. Die Besatzung der Ryu Hokori war weniger geübt darin, ihre Gefühle zu verbergen. Ein Teil der Raummatrosen schien wegen der Verzögerung der Arbeiten sichtlich besorgt. Sie nahmen ihre Aufgaben sehr ernst. Die weitaus meisten jedoch verfolgten die Darbietung der beiden Samurai mit ängstlicher Faszination.
Und es gab noch einen Zeugen. Ein NovakatzenKrieger, der rund um den Hangar gelaufen war, als ihn die Samurai betraten. Er stand schweigend an der Seite, an den Fuß eines Kampftitan gelehnt, und beobachtete den Zweikampf mit scharfen, grauen Augen.
Einen nach dem anderen registrierte Yoris Geist und blockte sie aus, schob sie erneut jenem trancehaften Zustand entgegen, den nur eine absolute Klarheit der Absicht hervorbrachte. Sie war sich ihres Körpers sehr bewusst. Des kühlen Luftzugs durch die riesige Halle, der eine leichte Gänsehaut auf ihren Armen verursachte. Des dumpfen Pochens im linken Knie, seit sie sich beim ersten Schlagabtausch zu heftig weggedreht hatte.
Sie sah Hatsuwe nach demselben Geisteszustand streben und scheitern, weil sich ihm die Frau als ebenbürtig erwies. Für ihn spielte ihr Name keine Rolle. Sie hatte seinen Stolz verletzt und er wollte seine Ehre wiederherstellen.
Bis zum ersten Blut. So lautete die Vereinbarung. Aber der Mangel an Beherrschung ihres Gegenübers machte Yori Sorgen. Das mörderische Funkeln in seinen Augen.
Jetzt hielt er das Katana zurück und von ihr abgewandt, in der Stillen Position. Damit sie seinen Angriff nicht zu früh erkannte. Sie wartete, das Schwert niedrig vor sich haltend. Ruhend.
Hatsuwe tat einen Schritt nach links, sie konterte rechts.
Er wich zurück. Sie folgte.
Und er griff an, wie sie es vorausgesehen hatte, um sie bei einem Fehltritt zu erwischen.
Das Katana schnitt sauber durch die Luft, kam in einem hohen Bogen herum, der ihr den Arm hätte abtrennen können, hätte sie nicht die eigene Klinge rechtzeitig hochgerissen. Die Wucht des Schlages war beeindruckend. Genug, um Yoris Arm bis hinauf zur Schulter zu erschüttern und sie einen Schritt zurückzutreiben.
Ein weiterer Hieb folgte, diesmal niedrig und quer. Danach ein verzweifelter Ausfallschritt, als er dachte, sie hätte sich auf eine starke Abwehrhaltung festgelegt.
Yori parierte jeden Hieb und verließ sich - um sich gegen Hatsuwes größere Muskelkraft zu wehren - auf ihre Schnelligkeit. Jetzt wusste sie, woran sie bei ihm war. Wusste, dass - wenn es ihm gelang - er sie durchbohren würde oder ihr noch lieber den Kopf von den Schultern trennte. Natürlich würde er sich danach über und über beim Koordinator und bei Taishu Toranaga entschuldigen. Er würde Buße tun müssen. Aber sie wäre tot. Darauf kam es Hatsuwe an.
Das würde sie nicht zulassen.
Ein paar nasse Haarsträhnen klebten an ihrer Stirn. Der Schweiß tropfte ihr in die braunen Augen und brannte. Yori wich zurück, gab jetzt scheinbar nach, um Hatsuwe zu ermüden. Sollte er ruhig glauben, dass er sie in die Enge trieb. Ein erneuter Wirbel von Schlägen, lautes Klirren von Metall. Sie schlug zu, suchte nach einer Lücke, bremste ihren Hieb minimal, gerade so weit, dass er nur verwundete, nicht verstümmelte.
Er schlug ihr Katana hart beiseite. Und sie stolperte.
Genau wie vorhergesehen stieß er zu. Verließ sich zu sehr auf seine größere Reichweite und Muskelkraft, wie schon zweimal zuvor, als er eine Möglichkeit für ein schnelles Ende des Kampfes zu erkennen geglaubt hatte. Vergaß die Grundlagen der Kampfkunst, die verlangten, dass ein Krieger zu jeder Zeit die Kontrolle und das innere Gleichgewicht behielt.
Yori stolperte zur Seite, sie aber bewahrte ihr Wa, ihre Mitte.
Mit einer schnellen Bewegung des eigenen Schwertes lenkte sie seinen Hieb ab, stieß aufwärts, legte die Schneide des Schwertes an Hatsuwes Hals, knapp unter dem kräftigen Kinn. Er erstarrte, das Schwert seitlich ausgestreckt, blieb völlig reglos, als sie die Spitze der Klinge aufwärts zog. Nur eine winzige
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