Schwert und Laute
Insubordination bestrafen«, sagte er und küsste meine Schulter. »Ich brandmarke dich mit meinem Siegel...«
Bei diesen Worten spürte ich einen entsetzlichen Schmerz, der meine Schulter durchfuhr, und zugleich stieg mir der widerliche Gestank verbrannten Fleisches in die Nase. Ich schrie und wand mich, doch er hielt mir den Mund zu, so dass ich keine Luft mehr bekam. Mein Blick richtete sich auf den fleckigen Rock auf dem Sessel. Der Fleck schien immer größer zu werden. Er breitete sich über das abgeschabte Leder aus, floss über den Teppich und stieg an den Wänden hoch, bis er alles verschlungen hatte. Um mich wurde es schwarz.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich rücklings auf dem Schreibtisch, und meine Röcke waren bis zur Taille hochgeschoben. Lord Dunning stand zwischen meinen Beinen und traktierte mich mit brutalen Stößen, die jedes Mal seinen Bauch erbeben ließen. Er hatte die Augen geschlossen, und Schweißperlen standen auf seinem aufgedunsenen, rot angelaufenen Gesicht. Er stöhnte und grunzte wie ein aufgeregtes altes Wildschwein. Seine Finger bohrten sich in meine Schenkel und zerkratzten mir die Haut. Verzweifelt tastete ich nach etwas Schwerem, mit dem ich ihn schlagen konnte. Ich musste ihm Einhalt gebieten, ich konnte nicht mehr. Dann stieß meine Hand auf etwas Kaltes. Es war der kleine Dolch, mit dem er seine Briefe öffnete.
Immer noch mit geschlossenen Augen stieß mein Peiniger mir immer heftiger in den Bauch. Er näherte sich seinem Höhepunkt. Er begann zu stöhnen und zu ächzen und grub die Finger noch fester in meine Schenkel, und als er den Gipfel seiner Lust erreichte, packte ich den Dolch, hob ihn hoch und stieß ihn mit aller Kraft in seinen weichen, aufgedunsenen Hals.
Sofort erlahmten die rhythmischen Bewegungen. Sein lustvolles Stöhnen wandelte sich zu einem langgezogenen Schmerzenslaut. Er öffnete die Augen, sah mich ungläubig an und riss den Mund zu einem letzten Schrei auf, der niemals kam. Das Blut schoss stoßweise aus der Wunde und bespritzte mich.
»In der Hölle sollt Ihr schmoren, Helfershelfer des Satans«, stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Das ist der einzige Ort, an den Ihr gehört.«
Seine Augen brachen im Tod, und dann sackte er mit seinem ganzen Gewicht über mir zusammen.
Eine Empfindung tiefsten Ekels überkam mich, als ich spürte, wie sein heißes Blut über meinen Hals lief. Es kostete mich alle Kraft, die ich noch besaß, um mich unter seinem leblosen Körper hervorzuwinden. Mit einem dumpfen Knall fiel er schlaff auf das Parkett.
Einen Moment lang war ich vor Schreck und Entsetzen wie erstarrt. Mein ganzer Körper war ein einziger Schmerz. Mühsam stand ich auf und zog meine blutbespritzten Kleider zurecht. Mein Haar fühlte sich klebrig an. Der Gestank und der Anblick all des Blutes drehten mir den Magen um, und ich erbrach mich.
Schweißüberströmt und vor Kälte zitternd hob ich mein Schultertuch auf und bedeckte mich damit. Lord Dunnings Leiche lag in einer merkwürdigen, verrenkten Drehung am Boden. Mund und Augen waren offen, und das Gesicht war im Tod zu einer Grimasse verzogen. Ein gewisser Körperteil, der aus seiner Hose ragte, ließ keinen Zweifel daran, was er vor seinem Tod zuletzt getrieben hatte.
3
Die Flucht
Ich versuchte, ein wenig Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Mehrere Male holte ich tief Luft und stand dann langsam auf. Ich hatte Schmerzen, und das Zimmer drehte sich um mich. Die hohen Wände schienen mich einschließen zu wollen wie die Mauern eines Gefängnisses, das ich nie wieder verlassen würde. Ich stützte mich auf den Sessel, um nicht zu fallen. Ich musste aus diesem Haus flüchten. In meinem Kopf überschlug sich alles, und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich musste fort, aber wohin? Du steckst wirklich in einer misslichen Lage, Caitlin, dachte ich. Damit bist du reif dafür, am Ende eines Stricks zu baumeln.
Ich vermied es, Dunnings Leiche anzusehen, trat um ihn herum und ging zitternd zur Tür. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, schloss ich sie hinter mir. Im Flur war es dunkel, er wurde nur von einem blassen Mondlicht erhellt. Ich betete darum, dass Rupert sich schon hingelegt hatte, denn sonst hatte ich angesichts des vielen Bluts, das an mir klebte, keine Aussicht, nicht festgehalten zu werden.
Wie ein Schatten drückte ich mich an den Wänden entlang und stieg in die Halle hinunter. Dort war niemand. Ich musste nachdenken, rasch einen Ausweg finden. Natürlich hätte
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