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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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herumgeschwirrt waren wie Fliegen um einen Topf Honig. Ich hatte immer den Verdacht gehegt, dass Matthew ein Faible für die jüngere der beiden, Isobel, gehabt hatte. Ob er sie wohl geliebt hatte? Hatten sie sich einander versprochen? Wie auch immer, ihr Idyll war abrupt zu Ende gegangen, als wir nach Schottland ins Exil gegangen waren.
    »Finde wieder zu dir selbst, Matt. Lass die anderen vergessen, was du verloren hast, indem du dich dessen bedienst, was du besitzt. Ein Mann ist nur kein Mann mehr, wenn er kein Herz mehr hat, um zu lieben und zu vergeben. Vergib dem Leben, und es wird es dir vergelten. Wenn man von einem Schicksalsschlag getroffen wird, hat man eine ganz einfache Wahl. Entweder gibt man sich auf und versinkt, oder man holt tief Luft und setzt sich damit auseinander.«

    Matthew betrachtete mich einen Moment lang, dann nahm er meine Hand und lachte leise.
    »Ich habe das Gefühl, unsere Mutter zu hören. Ich hoffe, dieser Macdonald weiß, was er an dir hat«, murmelte er. »Wenn ich erfahre, dass er dich nicht korrekt behandelt, dann schlage ich ihm mit der einen Hand, die ich noch habe, die Zähne ein.«
    Sein müdes Gesicht wurde von einem Lächeln erhellt, das ihm ein wenig von seinem einstigen Charme zurückschenkte. Vielleicht wohnte ja doch noch ein Fünkchen Hoffnung in seiner Seele...

    Bei meiner Rückkehr zu Mrs. Hay erwartete mich ein Päckchen aus Dunning Manor. Ich legte es auf meinen Nachttisch und rührte es mehr als eine Stunde lang nicht an, als hätte ich Angst, mich daran zu verbrennen. Ich hatte die elegante Handschrift von Lady Catherine erkannt. Was es wohl enthalten mochte? Irgendein Geschenk, um mich Winstons schreckliche Schandtat vergessen zu machen? Geld? Einen Brief voller Eingeständnisse und oberflächlicher Entschuldigungen? Aufgeregt ging ich auf und ab und strapazierte das Parkett und meinen Kopf in dem Versuch, den Inhalt des geheimnisvollen Pakets zu erraten. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, und ich wog es in der Hand und drehte es, um es aus allen Blickwinkeln zu untersuchen, bevor ich mich entschloss, es zu öffnen. Lady Catherine schickte mir ihr kostbares Exemplar des Macbeth von Shakespeare, das ich so gern mochte, begleitet von einer Notiz, die ich vorsichtig entfaltete.
    Meine liebe Caitlin,
    niemals werde ich die Sünden tilgen können, die mein Gatte und mein Sohn begangen haben, möge Gott ihnen vergeben. Doch ich kann versuchen, das Unrecht wiedergutzumachen, das sie Euch und Eurem Mann zugefügt haben. Was da geschehen ist, zerreißt mein Mutterherz.
    Ich habe Winston zu mir gerufen und ihm ein Ultimatum gestellt. Er soll Euren Gatten von den unberechtigt erhobenen Anschuldigungen entlasten, andernfalls werde ich ihm die Verfügung über unseren Besitz entziehen und ihn vielleicht sogar vollständig enterben. Ich habe ihm einige
Stunden Zeit gegeben, um seine Entscheidung zu treffen. Das ist alles, was ich im Moment für Euch tun kann. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Gott ihm den richtigen Weg zeigt.
    Klammert Euch an die Hoffnung, mein Kind. In wenigen Tagen solltet Ihr neue Nachrichten erhalten.
    Herzlich,
    Lady Catherine Dunning
    Ich legte den Brief, auf den eine Träne von mir getropft war, langsam auf meine Knie. Liams Schicksal lag jetzt in Winstons Händen. Was hatte ich von ihm zu erwarten? Rache? Wiedergutmachung? Schwer zu sagen. Ich wusste, dass Winston geldgierig und machtbesessen war, doch er war auch sehr stolz und durchtrieben. Ein paar Tage warten... Die Hoffnung war alles, was mir noch blieb.

    Seit meinem Wiedersehen mit Matthew und dem Brief von Lady Catherine waren zwei weitere Tage vergangen. Liam war immer noch im Gefängnis, doch er hatte noch nicht vor dem Schwurgericht erscheinen müssen. Noch war nicht alles verloren.
    Mr. Kerr war in der vergangenen Nacht verstorben. Mrs. Hay wartete darauf, dass die sterbliche Hülle des Unglücklichen abgeholt wurde. Da er keine Familie besessen hatte, die Anspruch auf ihn erhob, blieb ihr nichts anderes übrig, als seine Leiche der Universität von Edinburgh zu vermachen, wo, wie es hieß, die Studenten einen sinnvollen Gebrauch dafür hatten. Daher brach ich allein zum Tolbooth-Gefängnis auf, in der vagen Hoffnung, dass man mich endlich zu Liam lassen würde. Er befand sich jetzt schon länger als eine Woche dort.
    Ich drängte mich durch die morgendliche Menschenmenge in der Highstreet, als ich beinahe von einer Kutsche umgefahren wurde. Der Kutscher beschimpfte mich

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