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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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zulächelte, dann setzte sie sich in einen Sessel und massierte mit schmerzerfüllter Miene ihre verzogenen Gelenke. Ich wusste, dass ihr Blick auf mich gerichtet war, doch ich wich ihm aus und starrte auf den Saum ihres Kleides.
    »Vielleicht sollte mich einmal jemand darüber aufklären, was hier vor sich geht. Vor einer Weile habe ich eine Abteilung der Garde gesehen, die mit einem anderen Schotten das Anwesen
verließ. Hat das möglicherweise etwas mit dieser ganzen Geschichte zu tun?«
    »Ja, Mylady«, antwortete ich widerstrebend und weigerte mich immer noch, den Blick aufzuschlagen.
    Ich hörte, wie sie gereizt seufzte.
    »Dann erklärt es mir bitte, mein Kind.«
    »Dieser Schotte ist mein Ehemann, Mylady. Man beschuldigt ihn fälschlich des Mordes an Eurem...«, stotterte ich.
    »Meinem Mann? Ihr meint, er ist dieses Individuum, das Euch entführt hat?«
    »Er hat mich nicht entführt«, stellte ich richtig. »Nun ja, wenn man so will, schon. Aber ich bin freiwillig mitgegangen.«
    »Warum?«
    Ich beschloss, sie anzusehen. Diesen Moment hatte ich so sehr gefürchtet, doch ich hatte keine andere Wahl mehr. Ich musste ihr die Wahrheit sagen.
    »Weil ich ihn... getötet habe.«
    Millie weinte noch lauter, und ihr Schluchzen hallte von den kalten Wänden der Eingangshalle wider. Lady Catherine starrte mich mit offenem Mund an und schwankte in ihrem Sessel. Meine Kehle war wie ausgetrocknet. Ich hätte alles darum gegeben, in diesem Moment tausend Meilen weit fort zu sein!
    »Ihr? Aber Winston hat mir doch versichert, er habe gesehen, wie dieser Schotte das Zimmer verließ.«
    »In Wahrheit hat er in jener Nacht mich gesehen. Es tut mir furchtbar leid, Mylady«, flüsterte ich mit erstickter Stimme. »Er hat Euch angelogen und diese ganze Maskerade ins Werk gesetzt, um...«
    Um Himmels willen! Wie sollte ich ihr das erklären?
    »Lord Dunning hat Dinge mit mir getan... ich musste ihn aufhalten...«
    »Ihr braucht nichts weiter zu sagen, mein Kind«, fiel sie erschüttert ein.
    Sie sah mich eindringlich an. Merkwürdig, dass die gleichen Augen, die bei dieser Frau so schön, so warmherzig und voller Mitgefühl waren, bei ihrem Sohn so kalt und berechnend blickten.

    »Ich hatte so etwas vermutet«, fuhr Lady Catherine fort. »Ich hätte mir nur gewünscht, Ihr hättet Euch mir aus freien Stücken anvertraut, denn ich wollte Euch nicht zwingen, Caitlin. Dieser Mann war ein Ungeheuer. Ich hatte seine perversen Praktiken schon zu spüren bekommen, und als ich dann krank wurde...«
    Sie unterbrach sich und sah in die Ferne; dann schüttelte sie den Kopf und schloss die Augen.
    »Millie, was weißt du über diese Sache?«, fragte sie und drehte sich zu der jungen Frau um, die laut schniefte. »Warum musstest du meinem Sohn Schweigen geloben?«
    »Mylady! Ich flehe Euch an, Lord Dunning hat gedroht, mich ...«
    »Sprich!«, fiel die Witwe hart ein.
    »Caitlin hat die Wahrheit gesagt«, stammelte Millie. »In jener Nacht war ich mit einem Mann zusammen... Vergebt mir, Mylady.«
    Sie wurde puterrot und ließ den Kopf hängen. Die Atmosphäre war gespannt. Die Arme sah ständig zur Treppe vor lauter Angst, Winston könnte plötzlich dort auftauchen.
    »Und?«
    »Ich war mit Douglas zusammen, Mylady, einem der Soldaten, der in dieser Nacht hier war. Man hat ihn von mir weggeholt, um eine spezielle Arbeit zu tun... Ich kann es nicht erzählen, es ist zu schrecklich«, quietschte sie aufgeregt.
    »Sprecht weiter, Millie«, befahl Lady Catherine.
    Millie warf uns verzweifelte Blicke zu.
    »Douglas hat... Mein Gott! Euer Sohn kam in mein Zimmer, um ihn zu holen, und hat ihm befohlen, ihm zu folgen. Er hat ihm die schreckliche Aufgabe aufgetragen, den Mord noch grausamer aussehen zu lassen. Danach ist Douglas wieder zu mir gekommen. Er war zutiefst erschüttert und hat mir alles erzählt. Mr. Winston hatte ihm gedroht, mich fortzuschicken und ihn wegen Diebstahls anzuzeigen, wenn er ihm nicht gehorchte. Er hatte keine andere Wahl und hat... es getan. Dann ist er fortgegangen. Ich habe ihn nicht mehr wiedergesehen, bis man ihn ertrunken aus dem Dighty gezogen hat. Und dabei konnte er schwimmen wie ein Fisch...«
    Das Dienstmädchen fing wieder zu weinen an. Lady Catherine
saß tief bestürzt da. Die drei Männer schwiegen verlegen. Alles war gesagt.

    Gegen Abend erreichten wir Edinburgh. Ich war auf Stoirm geritten und hatte unterwegs kein Wort gesagt. Donald und Niall kehrten zu ihrer Herberge zurück, um die Pferde zu

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