Schwert und Laute
teilte ihm in bissigem Ton mit, es gehe ihr ausgezeichnet. Mich überzeugte sie allerdings nicht.
»Also wirklich, das Gemüt der Frauen werde ich nie verstehen!« , seufzte Donald schulterzuckend. »Fuich !«
Er gab seinem Reittier die Sporen und übernahm zusammen mit Isaak die Spitze, so dass ich einen Moment lang allein mit Meghan zurückblieb.
»Hör mir zu, Meghan«, begann ich. »Wir brauchen nicht so zu tun, als wären wir keine Feindinnen. Aber wenn es meine Anwesenheit ist, die dich in diese Stimmung versetzt, kann ich jederzeit nach Carnoch zurückkehren.«
In der Tat hatte ich die größte Lust, sie einfach zurückzulassen und wieder ins Tal zu reiten, aber ich dachte an Effie und zwang mich, freundlich zu der intriganten Person zu sein, in der Hoffnung, ein wenig ihr Vertrauen gewinnen zu können. Eine Haarsträhne hing auf ihre Wange, und sie hielt den Blick starr auf ihren Sattelknauf gerichtet. Kurz hob sie das Gesicht zu mir, so dass ich ihre niedergeschlagene Miene erkennen konnte, während sie sich krampfhaft die Hände rieb. Ganz offensichtlich trieb sie etwas um, und Effie verließ sich darauf, dass ich versuchte, es herauszufinden. Doch das versprach schwierig zu werden.
»Es liegt nicht an dir... Ich kann dir nicht davon erzählen, du würdest es nicht verstehen.«
»Du könntest es wenigstens versuchen.«
Sie schüttelte den Kopf und wandte den Blick zur Eilean Munde. Dann holte sie tief Luft.
»Wie könntest du mich verstehen, Caitlin? Du weißt nichts über mein Leben. Und außerdem gibt es niemanden, der etwas für mich tun könnte.«
Sie riss den Kopf ihres Pferdes herum und galoppierte die Straße entlang, unserer Eskorte hinterher.
Ich konnte Meghan nicht besonders gut leiden, aber etwas in ihrem Blick hatte mich angerührt. Ihre Verzweiflung war nicht
vorgetäuscht, das spürte ich. Lag es daran, dass Liam immer noch nicht zurück war? Oder daran, dass meine Abreise, die ich unbewusst immer weiter hinausschob, auf sich warten ließ? Ich hatte keine Möglichkeit, das zu beurteilen.
Ballachulish war ein kleines, belebtes Dorf und erhob sich wie ein Wachposten an der Mündung des Loch Leven, wo sich das Wasser des letzteren mit dem des Loch Linnhe mischte. Mehrere Schiffe ankerten im Hafen, in dem reges Treiben herrschte. Hafenarbeiter verluden Kisten mit Schiefer, der aus den Steinbrüchen in den hinter uns liegenden Bergen stammte, und entluden diverse Waren, deren die Bewohner der Gegend bedurften.
Als ich sie beobachtete, spürte ich einen kleinen Stich im Herzen. Es wäre so einfach gewesen, mich sofort einzuschiffen... Ich spürte Meghans Blick im Rücken und wandte mich um. Ihr Blick glitt von mir zu den Schiffen und richtete sich dann wieder auf mich. Ein boshaftes Lächeln lag auf ihren Lippen.
»Suchst du immer noch nach einem Schiff, das nach Irland segelt, Caitlin?«, stichelte sie.
Ich schützte Gleichgültigkeit vor.
»Die Blue Dolphin liegt am Kai. Sie wird sicherlich mit einer vollen Ladung Schiefer auslaufen und die Westküste in Richtung Süden herunterfahren. Vielleicht fährt sie ja bis nach Irland?«
Sie sah mich nachdenklich an.
»Soll ich vielleicht Erkundigungen für dich einziehen?«
Ich warf einen Blick zu Donald, der einige Meter hinter uns mit einem kleinen, dicklichen Mann disputierte. Isaak hielt sich im Hintergrund. Keiner der beiden achtete auf uns.
Sie betrachtete mich immer noch auf diese leicht herablassende Weise, die mich irritierte. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Liam sich von einer solchen Schlange angezogen fühlte, und spürte den unwiderstehlichen Drang, ihr ein für alle Male den Mund zu stopfen.
»Das wird nicht nötig sein«, versetzte ich in unbekümmertem Ton. »Ich werde nicht nach Irland fahren.«
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich in voller Absicht so boshaft zu ihr war. Um mein Schuldgefühl zu besänftigen, sagte
ich mir, dass es die Wahrheit war. Ich hatte ihr allerdings verschwiegen, dass ich trotzdem die Absicht hegte, das Dorf zu verlassen. Sie erbleichte, und ihre Augen wurden groß vor Überraschung. Ihr Mund klappte auf und schloss sich dann wieder, wobei ihre Zähne hörbar klackten. Mit fliegenden Röcken fuhr sie herum und ging zu den Männern. So, das hatte ich gut gemacht!
Donald hatte seinen Auftrag ausgeführt, wir hatten die Besorgungen für Effie erledigt und gingen jetzt in Richtung Markt, um vor unserem Aufbruch ein paar frische Lebensmittel zu kaufen, als wir von einer
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