Schwerter der Liebe
glänzen und tauchte ihr Gesicht, ihren Hals und ihr Dekollete in ein goldenes Licht, während der weiße Satin in Gelb und Blau schimmerte. Sie wirkte so gefasst, so völlig ungerührt, was ihre mutmaßliche Entdeckung anging. Und sie wirkte so, als könnte das Fieber der Leidenschaft und des Verlangens ihr nichts anhaben.
Er wusste es besser. Er kannte die sanften Rundungen ihres Busens, die sich unter dem Mieder verbargen, ebenso gut wie den sinnlichen Schwung ihrer Taille und ihrer Schenkel. Die Zartheit und der Duft ihrer Haut waren in sein Gedächtnis eingebrannt, ihr melodisches Stöhnen hallte immer noch in seinen Ohren nach. Sie war eine Frau, die tiefes und zärtliches Verlangen verspürte, die auf die leiseste Berührung reagierte, die ihre Lust großzügig mit ihm teilte. Es gab noch eine Fülle weiterer erotischer Freuden, die er ihr bislang nicht gezeigt hatte, und er würde es sich nicht nehmen lassen, das zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.
Sie gehörte ihm, und nichts und niemand würde sie ihm wegnehmen können, weder Daspit noch der hysterische Aberglaube ihrer Mutter und auch nicht das verletzende Misstrauen, das sie seit dem Blick in die Truhe ihm gegenüber empfand. Das schwor er bei allem, was ihm lieb und teuer war.
Und was er schwor, das hielt er auch.
Neunzehntes Kapitel
Wut und Ungeduld machten Nicholas in gleichem Maß zu schaffen, als sie später zum Haus der Armants zurückkehrten. Noch nie zuvor hatte er Aufpasser für eine ältere Lady mit schwachem Nervenkostüm gespielt. Das Ausmaß an Accessoires, das Madame Armant für ihr Wohl für erforderlich hielt — Fächer, Kamm, Kissen, Riechfläschchen, Opernglas, Schal, Mantel, Bukett am Handgelenk —, war schon erstaunlich. Dreimal musste er ihren Fächer vom Gehweg oder aus dem Rinnstein auflieben, wobei er ihn beim dritten Mal einfach in seine Fracktasche steckte, damit er in Sicherheit war. Ebenso musste er sich in aller Ausführlichkeit alle Erwägungen anhören, die Monsieur Daspit durch den Kopf gegangen waren, als er plante, dass eine Mietdroschke seine Mutter und Paulette zum Theater und später wieder nach Hause brachte. Dieser eindeutige Wink war offenbar gegen ihn gerichtet, weil er nicht auf eine solche Idee gekommen war und er stattdessen die ältere Madame Daspit zu Fuß nach Hause eilen ließ, damit sie über das Familienessen wachen konnte, das sie für ihren Schwiegersohn und dessen Ehefrau hatte anrichten lassen. Juliette, die hinter seinem makellosen Äußeren wohl seine Verärgerung wahrnahm, lächelte ihn entschuldigend an, doch das konnte seine Verärgerung in keiner Weise lindern.
Ein spätes Abendessen erwartete die kleine Gruppe, als sie vom Theater heimkehrte. Es gab Schildkrötensuppe, kandierte Früchte, Konfekt und eine Auswahl an Desserts. Gäste waren nicht anwesend, nicht einmal die Jungs, die in ihren Betten lagen und fest schliefen, wie er und Juliet-te feststellen konnten, als sie nach ihnen sahen. Der Trinkspruch auf ihr Glück und ihre gemeinsame Zukunft kam ihrer Mutter offenbar nur sehr widerwillig über die Lippen, und es wirkte mehr wie ein Zugeständnis an die Tradition, nicht wie ein Herzenswunsch für ihre Ehe. Madame Armant konnte es kaum abwarten, dass das Essen vorüber war und sie sich in ihr Schlafzimmer zurückziehen konnte. Als Hochzeitsessen für ihn und Juliette war es alles andere als beeindruckend. Die mangelnde Rücksichtnahme auf seine Braut und das Desinteresse an ihrem Glück machten Nicholas wütend. Schlimmer wurde alles noch dadurch, dass es keinen Zweifel daran gab, wie unerwünscht und lediglich toleriert er in diesem Haus war.
Nicholas saß da und spielte mit seinem Weinglas, nachdem seine Schwiegermutter gegangen war, und beobachtete Juliette, die gemächlich ein paar Weintrauben aß. Den Blick hatte sie gesenkt, während sie die süßlichen Früchte in den Mund schob und anschließend die Kerne in ihrer Serviette sammelte. Das Verlangen, das sich in seinen Lenden regte, wurde stärker, und er fragte sich, ob ihr wohl klar war, was sie ihm da antat, konnte es sich aber nicht vorstellen. Diese Gedankenlosigkeit machte ihn nur noch mürrischer.
Dann endlich hatte sie aufgegessen. Er stand auf und zog ihren Stuhl zurück, damit sie sich mit ihren ausladenden Röcken erheben konnte. Als sie das Speisezimmer verließen, legte er eine Hand auf ihren Rücken, was sie mit einem kurzen Blick in seine Richtung reagieren ließ. Sie versuchte aber nicht, seiner
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