Schwerter der Liebe
sogar zufrieden war. Er konnte es gar nicht erwarten, die Pflichten und Verantwortlichkeiten eines Ehemanns auf sich zu nehmen. Der bloße Gedanke an seine zukünftigen Aufgaben ließ sein Herz schneller schlagen, während sich sein Körper danach sehnte, dass es endlich so weit war.
Doch damit nicht genug. Jeder Drang, über einen anderen zu wachen und ihn zu beschützen, den er jemals verspürt hatte, wurde weit übertroffen von der Begeisterung, die ihn nun erfüllte. Er wurde gebraucht, und das genügte ihm.
Wider Erwarten war er ein zufriedener Bräutigam.
Drittes Kapitel
»Warum nur, Mam 'zelle?«, fragte Valara, die die Hände in die breiten Hüften gestemmt hatte und Juliette erwartete, als diese oben an der Treppe erschien. »Erklär mir das bitte. Ich weiß, du bist um deine Maman besorgt, aber es gibt andere Wege, um einen Mann kennenzulernen. Du hättest nicht den Erstbesten von der Straße mit ins Haus zerren müssen.«
»Das habe ich nicht gemacht, wirklich nicht«, antwortete Juliette und verzog das Gesicht. »Zu der Zeit schien es mir der richtige Mann zu sein.«
»Zut alors!« Die alte Zofe streckte hilflos die Hände in die Luft, ehe sie vor Juliette her zu einem abgeschiedenen Eckchen am anderen Ende des Laubengangs ging. »Komm, ich möchte alles hören, was sich zwischen euch abgespielt hat.«
Etwas anderes hätte Juliette auch nicht erwartet. Valara hatte stets alle Geheimnisse mit ihr geteilt und wusste im Gegenzug gute Ratschläge zu geben. Als sie die Geschichte von ihrem Gebet und den Folgen erzählt hatte, stand die Zofe, die einstmals das Kindermädchen der Zwillinge gewesen war, mit der Hüfte gegen das Geländer des Laubengangs gelehnt, da und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Schließlich nickte sie bedächtig. »Du hältst es für ein Wunder, dass dieser Pasquale vor der Kirche auftauchte und dir prompt einen Heiratsantrag machte?«
»Was hätte ich da sonst glauben sollen? Und doch ...«
»Und nun zweifelst du?«
Juliette seufzte leise. »Ich weiß es nicht. Mir war klar, dass Maman und Paulette über Monsieur Pasquale nicht glücklich sein würden, doch mit einem solchen Aufruhr hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.«
»Paulette würde sogar eine große Szene machen«, schnaubte Valara, »wenn du den heiligen Antonius persönlich mitgebracht hättest. Sie kann an nichts anderes mehr denken als daran, dass du vielleicht vor ihr heiratest und die Truhe dir vermacht wird. Dass es jetzt sogar tatsächlich so kommen könnte, macht sie so wütend, dass sie fast platzen könnte.«
»Ich verstehe nicht, warum das so sein sollte. Schon immer lief alles nur nach ihren Wünschen ab.«
»Eben deshalb, chere. Sie dachte, das würde immer so weitergehen und sie würde stets alles als Erste bekommen. Das hat sich jetzt geändert.«
»Durch dich hat es sich geändert, liebste Valara.«
»Ich konnte nicht zulassen, dass du wegen eines Fehlers ins Kloster gehst. Das wäre nicht richtig gewesen.«
Juliette sah ihrer Zofe in die Augen. »Und du bist dir absolut und zweifellos sicher, dass ich nicht als Zweite zur Welt kam?«
»Ich bin mir so sicher, wie es ein Mensch nur sein kann. Nein, unsere Paulette kam schreiend zur Welt, und sie schreit noch heute. Aber warum fragst du? Möchtest du lieber ins Kloster?«
Juliette strich sich über die Stirn, da hinter ihren Augen ein stechender Kopfschmerz eingesetzt hatte. Was wollte sie? So recht wusste sie das auch nicht mehr. »Ich glaube, alles wäre einfacher, wenn ich zu den Nonnen zurückkehre.«
»Du weißt, was dann passieren würde.«
Juliette hatte eine Ahnung, was in diesem Fall auf dasselbe hinauslief. Paulette würde Daspit heiraten, und gleich nach ihrem Hochzeitsschwur würden sie gemeinsam die Truhe öffnen - Paulette aus purer Neugier, Daspit aus Habgier und mangelndem Respekt vor der Familientradition. Wenn ihre Mutter davon erfuhr - was früher oder später geschehen musste dann würde sie am Boden zerstört sein. Maman war schon jetzt krank vor Sorge. Wenn es zum Schlimmsten kam und sich irgendeine Tragödie ereignete, dann würde sie glauben, dass sich die Prophezeiung erfüllt hatte, die jeden ereilte, der die Truhe entweihte. Und dann würde sie womöglich einen Herzanfall erleiden, von dem sie sich nicht mehr erholen sollte.
»Der Voodoo-Fluch wird sie ereilen«, erklärte Valara und nickte voller Überzeugung, um ihre Worte zu unterstreichen. »Das ist etwas sehr Mächtiges. Ich habe mit meinen eigenen
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