Schwerter der Liebe
strahlenden Farben erfüllt war. Wenn sie sich im Spiegel betrachtete, wenn sie ihre schmale Taille und den vollen Busen sah, dann verwirrte sie das zwar ein wenig, doch zugleich regte sich in ihr ein Instinkt, der sich auf eine köstliche Weise wollüstig und sogar ein bisschen wild anfühlte.
Ihre Schwester, Daspit und selbst ihre Mutter waren davon überzeugt, dass das Ehebett nichts für sie war. Sie glaubten, sie könnten ihr Angst davor machen, aber sie ahnten nicht, dass sie dadurch eine bis dahin ungekannte Neugier weckten, die gestillt werden wollte.
Sie war von ihren Pflichten im Kloster entbunden worden, Pflichten, die sie niemals hätte übernehmen sollen. An die Stelle dieser Pflichten rückte nun die Pflicht zu heiraten, und davor schreckte sie nicht zurück. Um diese Pflicht erfüllen zu können, benötigte sie einen Bräutigam, und Paulette befand sich im Irrtum, wenn sie glaubte, Juliette fürchte sich davor, einen solchen Bräutigam anzunehmen.
Angeboten worden war ihr Nicholas Pasquale, und ihn würde sie nehmen wollen, wenn es ihr möglich war. O ja, sie würde ihn nehmen.
Juliette verließ ihr Schlafzimmer und begab sich in den Salon. An einer Wand stand ein großer Sekretär mit einer lederbezogenen Schreibfläche, kleinen Fächern für das Briefpapier, für Federhalter und Tinte. In einem aufgesetzten Glasschrank waren Bücher untergebracht, damit sie nicht verstauben konnten. Sie nahm vor dem Sekretär Platz, stellte sich das Tintengläschen hin, zog den Korken heraus, wählte einen Federhalter und überprüfte die Spitze. Einen Moment lang saß sie nur da, das Ende des Federhalters gegen ihr Kinn gedrückt, und dachte nach. Schließlich tauchte sie die Feder in die Tinte und begann zu schreiben.
Es war später Nachmittag, als die Türglocke läutete, die nahe dem Fuß der Treppe befestigt war. Juliette fühlte, wie ihr Herz schneller und heftiger zu schlagen begann. Als Valara zur Tür ging, legte Juliette das Nähzeug zurück in den Korb neben ihrem Sessel, dann sprang sie auf und lief zum Spiegel zwischen den beiden Fenstern, die zur Straße hinausgingen. Ihr Haar hatte sie zu einem Wust aus Locken auf ihrem Kopf hochgesteckt, anstatt es so wie Spanielohren zu tragen, wie es gerade Mode war. Sie fand, es sah so gut aus, und prompt wurden ihre Wangen rot. Rasch presste sie ihre Lippen zusammen, damit die mehr Farbe bekamen, anschließend eilte sie zum Sofa und korrigierte den Sitz ihrer Röcke, als sie auf der Treppe bereits Schritte hörte.
Ganz eindeutig waren das die Schritte eines Mannes. Nicholas Pasquale hatte auf ihre Nachricht reagiert. Es musste einfach so sein.
Dann ging die Tür auf und er kam herein. Seine breiten Schultern füllten die Türöffnung fast ganz aus, sein Lächeln ließ den Raum gleich freundlicher und wärmer erscheinen. Einen Moment lang fühlte sich Juliette ein wenig schwindelig vor Erleichterung darüber, dass er tatsächlich gekommen war. Es musste daran liegen oder an dem ungewohnten Druck, den das enge Korsett auf ihren Brustkorb ausübte, denn es konnte nicht sein, dass der bloße Anblick dieses starken und eleganten Fechtmeisters so etwas bei ihr auslöste.
»Monsieur«, sagte sie und hielt ihm die Hand entgegen, während er zu ihr kam. »Es war sehr freundlich von Ihnen, dass Sie so schnell herkommen konnten.« Im gleichen Au-genblick sah sie, wie Valara mit Hut und Stock des Gentlemans den Raum verließ. Ohne Zweifel würde sie Juliettes Mutter über den Besucher unterrichten, damit sie sich aus Gründen des Anstands zu ihnen gesellen konnte. Doch mit etwas Glück würde sie bis dahin Gelegenheit haben, mit ihm einige Momente unter vier Augen zu verbringen.
»Keineswegs. Sie müssen wissen, dass ich in den letzten Tagen sehnlichst auf Ihre Einladung gewartet habe.« Er verbeugte sich, sein Händedruck war sogar durch seine Handschuhe hindurch warm.
»Ich habe nicht ... das heißt, ich war mir nicht sicher, wie ich diese Angelegenheit zwischen uns handhaben sollte.«
»Anders als per Depesche?« Seine Miene war amüsiert.
Ein zaghaftes Lachen kam über ihre Lippen, und sie entspannte sich ein wenig. »Zweifellos.«
»Dann haben Sie entschieden, dass Ihnen die Ehe letztlich genehm ist? «
»Das habe ich. Das heißt, wenn Sie nicht ... ich wollte sagen, wenn Sie sich auch sicher sind, dass wir heiraten sollten.«
»Dessen bin ich mir sicher. Warten Sie bitte einen Augenblick.« Er verließ kurz das Zimmer, dann kehrte er mit einem Korb
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