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Schwerter und Rosen

Schwerter und Rosen

Titel: Schwerter und Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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gemacht haben müsst.«
    Unwirsch schüttelte Curd den Kopf und begann, in die Richtung davonzugehen, aus der er gekommen war. »Ich kann mir selbst keinen Reim darauf machen«, bemerkte er wie zu sich selbst. »Ich weiß nicht, warum er ausgerechnet mir das Leben geschenkt hat.« Flink wie eine Ratte wieselte der kurzbeinige Kirchenmann hinter ihm her. »Aber Ihr könnt Euch in der Stadt frei bewegen – viel freier als sonst ein Christ!«, platzte er heraus, als er zu dem Deutschen aufgeschlossen hatte. Das stimmte. Ohne Schwierigkeiten war es dem Tempelritter möglich, von einem Viertel der Stadt in das nächste zu wechseln, ohne von den Wachsoldaten des Sultans aufgehalten zu werden – solange er sie nicht durch eines der vielen Tore verlassen wollte. Es war beinahe, als halte Salah ad-Din immer noch schützend seine Hand über den Gefangenen. Er blieb so abrupt stehen, dass der Andere beinahe mit ihm zusammengeprallt wäre. »Worauf wollt Ihr hinaus?« Seine Stimme hatte einen drohenden Unterton angenommen. Unwillkürlich trat der Kleinere einen Schritt zurück und wand sich unschlüssig, ehe er sich schließlich ein Herz nahm. »Es wäre ein Leichtes für Euch, die Befestigungsanlagen der Stadt auszukundschaften.« Bevor Curd ihm empört ins Wort fallen konnte, fuhr er schnell fort: »Vielleicht könntet Ihr, wenn Ihr Euch bemüht, sogar das Vertrauen Salah ad-Dins gewinnen und ihn in einen Hinterhalt locken.« Hätte Curd einen Kettenhandschuh besessen, hätte er ihn dem Mann ins Gesicht geschlagen. »Wie kannst du es wagen, du Hund?!«, knurrte er – außer sich vor Zorn – und wandte sich ab, um davonzustürmen, bevor er dem feigen Heuchler etwas antat. »Solltet Ihr es Euch anders überlegen, findet Ihr mich im alten Kloster«, schickte ihm der Mönch mutig hinterher, bevor er sich so schnell wie möglich aus dem Staub machte.
     
     
    London, White Tower, 12. September 1189
     
    »Ein bisschen schneller, oder soll ich dir Beine machen?!« Ungehalten versetzte sein neuer Herr Harold einen Tritt in den Allerwertesten, als der Junge es nicht auf Anhieb schaffte, den schweren Sattel auf den Rücken des stampfenden Hengstes zu wuchten. Obwohl ihm ein stechender Schmerz in den Rücken fuhr, verzog Harold keine Miene, versuchte es erneut und zurrte mit unsicheren Fingern den Sattelgurt fest. Dann schob er dem stampfenden Reittier die Trense ins Maul und streifte das Zaumzeug über die Ohren. Während er an den Steigbügeln herumnestelte, spürte er die drohende Präsenz des Earls in seinem Rücken. Und bei jeder Bewegung, die dieser machte, musste Harold sich davon abhalten, zusammenzuzucken. Der Teufel sollte ihn holen, wenn er sich seine Furcht anmerken ließ! Mit glühenden Ohren bückte er sich, um die Satteldecke ein letztes Mal nach Disteln oder Holzsplittern abzusuchen – froh darüber, den Pferdeleib zwischen sich und seinen Herrn zu bringen. Als sein Magen ein lautes Knurren von sich gab, verzog er das Gesicht und unterdrückte den in ihm aufsteigenden Hunger. Seit seinem Dienstantritt vor zwei Wochen hatte er kaum richtig geschlafen, geschweige denn genug gegessen. Ständig hielt ihn Robert de Mandeville, der Earl of Essex, auf Trab und gönnte ihm kaum eine freie Minute. Theoretisch teilte er sich mit Roland, dem mageren Pagen des Earls, eine winzige Kammer neben dem Gemach seines Herrn. Doch keiner der beiden Knaben wagte es, länger als ein paar Minuten die Augen zu schließen – aus Furcht, einen Befehl des nachtaktiven Adeligen nicht schnell genug ausführen zu können. Harold hatte bereits seit Tagen eine wunde Rückseite, da er schon kurz nach seinem Dienstantritt Bekanntschaft mit dem Gürtel des stiernackigen John of Littlebourne – eines der Männer des Earls – gemacht hatte, als er diesem nicht sofort die geforderte Auskunft hatte geben können. Wie wenig hatte es den Ritter mit der mehrfach gebrochenen Nase interessiert, ob Harold über den Aufenthaltsort seines Herrn informiert war oder nicht. Als dieser ihm nicht sofort geantwortet hatte, hatte er ohne viel Federlesens den breiten Gürtel von seinem Surkot gelöst und auf den Knaben eingedroschen, bis dieser am Boden gelegen hatte. Harold versuchte, die Erinnerung an diese Tracht Prügel zu vertreiben, aber sein schmerzender Rücken hielt ihn davon ab.
    »Das nächste Mal will ich nicht auf eine Antwort warten!«, hatte Littlebourne geknurrt, bevor er sich auf dem Absatz umgedreht hatte und aus dem Raum gestürmt war. Auch der Earl

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