Schwerter und Rosen
Und ein weiteres Mal bestätigte das Zittern, das schon nach wenigen Augenblicken des ungezügelten Liebesspiels krampfartig durch ihren Körper lief, seinen Ruf als einer der besten Liebhaber des Landes.
Jerusalem, Moslemisches Viertel, September 1189
Elegant wie ein Vogel glitt der helle Körper der christlichen Sklavin durch die Tiefen des Kaltwasserbeckens. Salah ad-Din hatte sich an diesem lauen, von einer angenehmen Brise erfrischten Abend von einer Abordnung Mamelucken ins städtische Hamam begleiten lassen, das seit seiner Ankunft ihm und den hohen Staatsbeamten vorbehalten war. Da die Zitadelle nicht über solch ein Bad verfügte, hatte er beschlossen, auch einen Teil seines Harems in dem ausladenden, von einer hohen Mauer umgebenen Bau, unterzubringen, dessen blumenförmige Fenster mit blickdichten Scheiben verglast waren. Seit der Eroberung der Stadt hatte die Zahl der christlichen Sklavinnen rapide zugenommen, und einige der zarteren Blüten waren in Salah ad-Dins Harem aufgenommen worden. Nach der Bezahlung des Lösegeldes, mit dem sich die Einwohner Jerusalems hatten freikaufen können, waren siebentausend Männer und achttausend Frauen und Kinder übrig geblieben, denen es nicht möglich war, diese immense Summe aufzubringen. Er dachte an das Entsetzen auf den Gesichtern der jungen Frauen zurück, als diese von seinen Soldaten zusammengetrieben worden waren. Zwar hatte einer seiner Chronisten sein Bestes getan, die Schändungen mit blumigen Worten zu schönen. Aber die Erinnerung an die Schreie und das Wehklagen hinterließ immer noch einen schalen Geschmack in seinem Mund.
Philippa, die behauptete, die Tochter eines deutschen Herzogs zu sein, war in den vergangenen Monaten seine Lieblingsgespielin geworden. Trotz ihrer Jugend besaß sie eine angeborene Intelligenz und Weisheit, die Salah ad-Din manchmal mit heimlicher Ehrfurcht für die hochgewachsene, beinahe schockierend blonde junge Frau erfüllte. Nicht nur genoss sie im Gegensatz zu manch anderer Sklavin das Liebesspiel mit ihm, es hatte sich auch mehr und mehr zu einem Kräftemessen zwischen den beiden so unterschiedlichen Partnern entwickelt. Furchtlos musterten ihn die eisblauen Augen, als das Mädchen mit leicht geröteten Wangen an den Rand des Beckens schwamm. »Sei mir gegrüßt, Herrscher des Ostens«, frotzelte sie respektlos und strich sich eine nasse Strähne aus den Augen. Er wusste nicht, warum er ihr immer wieder Dinge durchgehen ließ, für die er jede andere auf das Strengste bestrafen lassen würde. Doch eines wusste er: Es war etwas Besonderes, das von ihr ausging, etwas, das ihn immer und immer wieder in seinen Bann zog. Manchmal ertappte er sich dabei, wie er sich wünschte, sie von morgens bis abends an seiner Seite zu haben. Doch dann hob die Vernunft den tadelnden Zeigefinger und ermahnte ihn, dass sie eine Frau und kein Berater oder General war. Mit einem leisen Seufzen schlug er die Beine unter und stützte das Kinn in die Handflächen. Er liebte es, sie beim Schwimmen zu betrachten, einer Fertigkeit, die er selbst – wie so viele Mauren – nicht besaß. Er nickte kurz und bedeutete ihr mit einer Geste, sich durch ihn nicht stören zu lassen. Kraftvoll stieß sie sich vom Beckenrand ab und tauchte einige Meter, bevor sie elegant an die Oberfläche schnellte und scheinbar unermüdlich dem Zeitvertreib nachging, der ihr – so hatte sie ihn schmunzelnd wissen lassen – das Gefühl gab, eine Zeit lang frei und ungebunden zu sein wie einer der Falken, die zur Jagd vom Handschuh des Falkners geworfen wurden. Während ihre gleichmäßigen Bewegungen ihn mit tiefer Ruhe erfüllten, grübelte er über das nach, was ihm seit Tagen den Schlaf raubte.
Etwas, das er nicht so recht festmachen konnte, nagte an ihm. Zuerst hatte er vermutet, es habe mit der Nachricht von dem anrückenden Kreuzfahrerheer oder der Belagerung Akkons zu tun. Doch als er an diesem Morgen die Miniatur seines Bruders al-Adil in der Hand gehalten hatte, war ihm klar geworden, was ihn beschäftigt hatte. Lange hatte er die Anwesenheit des jungen Tempelritters, den er aus einer Laune heraus begnadigt hatte, zu verdrängen versucht. Aber als er die vom Schlaf müden Augen über al-Adils Züge hatte wandern lassen, war ihm klar geworden, was ihn zu dieser inkonsequenten Handlung verleitet hatte. Als der Mameluck, der den jungen Mann hatte hinrichten sollen, dessen Kopf zurückgerissen hatte, um ihn zu enthaupten, hatten Salah ad-Din für den
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