Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel
ihn an den verwitterten Wandreliefs störte: Irgendwie schienen alle Darstellungen mit Vögeln – vorwiegend Raubvögeln – zu tun zu haben und mit Menschen, die auf groteske Weise vogelähnlich waren; sie hatten Köpfe mit Schnäbeln, fledermausartige Flügel oder schuppige Arme und Beine.
Ein ganzes Fries solcher Wesen zog sich um die Schießscharten, und der vorspringende Stein, an dem sich sein Haken verfangen hatte, stellte einen Adlerkopf dar. Dieser seltsame Zufall ließ den Damm der Furcht in ihm zusammenbrechen und erfüllte ihn mit Erstaunen und Entsetzen und tilgte einen Teil seiner Wut über Kooskras häßlichen Tod. Zugleich fühlte er sich in gewissen vagen Vorstellungen bestätigt, die ihn schon während des Aufstiegs geplagt hatten.
Er sah sich um. Der schwarze Vogel schien sich in das Turminnere zurückgezogen zu haben, wo das schwache Mondlicht einen beschmutzten Steinfußboden und eine halb offene Tür offenbarte.
Fafhrd zog ein langes Messer und trat lautlos ein, verlagerte dabei sein Gewicht nur langsam von einem Fuß auf den anderen, um mögliche Unebenheiten und Schwächen des jahrhundertealten Gemäuers sofort zu erfühlen.
Es wurde ziemlich dunkel um ihn, bis sich seine Augen ein wenig an die Dämmerung gewöhnten. Der Boden unter seinen Füßen war schlüpfrig. In seine Nase drang der Geruch von Vögeln.
In unregelmäßigen Abständen war auch leises Rascheln zu hören. Er redete sich ein, daß es ganz natürlich war, wenn sich irgendwelche Vögel – vielleicht Tauben – in diesem verlassenen Bau einnisteten, aber eine düstere Vorstellung in seinem Unterbewußtsein beharrte darauf, daß seine ursprüngliche Annahme richtig war.
Er passierte eine Steinwand und erreichte die große obere Hauptkammer des Turms.
Das Mondlicht, das durch zwei Spalten in der hohen Decke hereindrang, enthüllte Wände mit Nischen, die sich undeutlich zu seiner Linken abzeichneten. Das Rauschen des Hlal drang nur gedämpft und irgendwie verändert, als werde es nicht durch die Luft, sondern durch das Gemäuer heraufgetragen. Nur noch wenige Schritte bis zur halb geöffneten Tür.
Er bemerkte eine winzige Öffnung darin mit einem Gitter, als handelte es sich um eine Zellentür. An der Längswand des Raumes erhob sich ein Steingebilde, das ein Altar zu sein schien, umgeben von undeutlichen Skulpturen. Und zu beiden Seiten, auf Terrassen, die den Abstufungen des Altars entsprachen, waren Reihen von kleinen schwarzen Punkten auszumachen.
Dann hörte er einen heiseren Falsettschrei: »Mensch! Mensch! Töten! Töten!« und sah, wie sich ein Teil der schwarzen Punkte in die Luft erhob, die Flügel ausbreitete und auf ihn losging.
Da er mit einem solchen Angriff schon gerechnet hatte, reagierte er sofort. Er zog sich seinen schützenden Umhang über den Kopf und ließ abwehrend sein Messer wirbeln. Auf diese Entfernung konnte er die Angreifer nun besser erkennen: schwarze Vögel mit scharfen Krallen, Artgenossen der beiden Tiere, gegen die Kooskra gekämpft hatte, eine krächzende Horde, die ihn wild aus allen Richtungen angriff.
Zuerst glaubte er sich wehren zu können, doch seine Gegner waren wie Schatten. Zwei- oder dreimal fand sein Messer ein Ziel, genau wußte er es nicht. Und er erlangte keinen Vorteil. Er spürte den scharfen Griff von Krallen am linken Handgelenk.
Da ihm nun kein anderer Ausweg blieb, sprang er durch die halb geöffnete Tür, schlug sie hinter sich zu, erledigte mit einem Messerstich den Vogel, der sich an seinem Handgelenk festgeklammert hatte, ertastete seine Wunden, stach mit dem Messer hinein und saugte das Gift heraus, das vielleicht an den Vogelkrallen gewesen war.
Seine Schulter drückte gegen die Tür, während er auf das verwirrte Schlagen und ärgerliche Krächzen lauschte. Eine Flucht von hier war nicht einfach; dieser Innenraum war tatsächlich eine Zelle, dunkel bis auf ein paar Lichtstrahlen, die durch die Gitteröffnung in der Tür hereindrangen. Er hatte keine Ahnung, wie er zu den Schießscharten durchbrechen und sich an dem Seil wieder hinablassen sollte. Selbst wenn er es bis dahin schaffte, war er den Vögeln beim Klettern ausgeliefert.
Er wollte dem Mausling eine Warnung zurufen, fürchtete jedoch, daß sein Schrei, der auf diese Entfernung unverständlich bleiben mußte, seinen Freund auch noch in die Falle locken würde. In seiner Unsicherheit trat er wutentbrannt nach dem toten Vogel.
Langsam beruhigten sich seine Nerven wieder. Auch die Vögel schienen
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