Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel
erschreckt.«
Das Mädchen befreite sich sanft aus seinem Griff.
»Ich möchte nur etwas über die Käfige hängen«, erklärte sie. »Die Augen der Vögel erinnern mich an sie.« Und sie erschauerte leicht unter ihrer dünnen Tunika.
Als der letzte Singvogel im Dunkeln verstummt war, kehrte sie zu Muulsh zurück und setzte sich auf sein Knie.
Langsam wich die Angst aus der Stadt. Doch viele reiche Frauen trugen auch weiterhin ihre silbernen Kopfkäfige, eine Mode, die sich noch lange hielt und erst nach einiger Zeit einem Faible für weiche Silbermasken wich.
Einige Zeit war ins Land gegangen, als der Mausling sich an Fafhrd wandte und sagte: »Da gibt es etwas, das ich dir noch nicht gesagt habe. Als Atya in den Hlal sprang, schien der Mond. Und doch verlor ich sie im Fall irgendwie aus den Augen, und ich habe überhaupt kein Aufspritzen gesehen, obwohl ich mir fast die Augen aus dem Kopf schaute. Als ich dann wieder aufsah, zeichnete sich das Ende der Vogelprozession vor dem Mond ab. Und ich hatte den Eindruck, als folgte ihnen ein übergroßer Vogel nach, ein Tier, das kräftig flatterte.«
»Und du meinst ...«, sagte Fafhrd.
»Nun, ich meine, Atya ist im Hlal ertrunken«, sagte der Mausling.
IV. Basar des falschen Zaubers
Bazar Of The Bizarre (1963)
Die unheimlichen Sterne der Welt Nehwon glitzerten über den dunklen Dächern Lankhmars, zwischen denen Schwerterklirren fast so oft zu hören war wie das Klimpern von Münzen. Ausnahmsweise herrschte kein Nebel.
Auf dem Platz der Dunklen Freuden, der sieben Häuserblocks südlich vom Marschtor liegt und sich zwischen dem Brunnen der Dunklen Fülle bis zum Schrein der Schwarzen Jungfrau erstreckt, wetteiferten die Lichter der Läden kaum mit dem Schimmer der Sterne. Denn hier waren die Drogenverkäufer am Werk und die Kuriositätenhändler und die sonstigen Pläneschmieder und Vermittler, und sie erhellten ihre Stände und fensterlosen Hinterzimmer mit Kerzen, Glühwürmchen und Feuertöpfen und gingen ihren Geschäften so lautlos nach wie die Sterne.
Im nächtlichen Lankhmar gibt es viele Orte, an denen die Fackeln hellauf glühen, an denen großer Betrieb herrscht, doch nach uralter Tradition sind auf dem Platz der Dunklen Freuden leises Geflüster und ein angenehmes Halbdämmer die Regel. Oft finden sich dort Philosophen ein und meditieren, Studenten, die träumen wollen, und fanatische Theologen, die abstruse Theorien über den Teufel und andere dunkle Mächte hervorbringen, die das Universum beherrschen. Und wenn sie dabei ein paar verbotene Vergnügen am Rande mitnehmen, so sicherlich nicht zum Schaden ihrer Theorien und Träume und Dämonologien.
Heute jedoch gab es eine auffallende Ausnahme von der bekannten Dunkelheit. Aus einer niedrigen Türöffnung, die frisch in eine alte Mauer geschlagen worden war, ergoß sich helles Licht auf den Platz. Wie ein monströser Mond erhob sich die Türöffnung über dem Pflaster, leuchtend im Widerschein einer ungeheuerlichen Sonne, und löschte die Sterne der anderen Händler fast völlig aus.
Unheimliche, fremdartige Waren ergossen sich mit dem Licht ein kleines Stück auf den Platz, während neben dem Eingang eine spitznasige Gestalt hockte, nach einer Mode gekleidet, wie sie auf Land oder See völlig unbekannt war ... jedenfalls in Nehwon. Der Mann trug einen Hut wie einen kleinen roten Eimer, weite Hosen und seltsam rote Stiefel mit hochgeneigter Kappe. Seine Augen waren adlerscharf, doch sein Lächeln war so zynisch und lasziv einschmeichelnd wie das Lächeln eines legendären Satyrs.
Von Zeit zu Zeit sprang er auf und stolzierte herum, fegte immer wieder mit einem langen Besen über die Pflastersteine, als wollte er den Weg bereiten für einen phantastischen Herrscher, und oft hielt er in seinem Tanz inne und verbeugte sich tief und unterwürfig, doch stets mit nach oben gewandtem Blick, erwies der Menge seine Referenz, die sich in der Dunkelheit um die Tür versammelt hatte. Und er schwenkte seine Hand aus ihrer Richtung zum Innern des neuen Ladens herüber – eine bescheidene und zugleich unheimliche Einladung.
Noch hatte niemand den Mut gefunden, in den hellen Schein zu kommen und den Laden zu betreten oder auch nur die wohlfeilen Dinge zu betrachten, die so achtlos und doch verführerisch auf dem Pflaster vor der Tür aufgestellt worden waren.
Doch die Zahl der faszinierten Zuschauer nahm mit jeder Minute zu. Ein paar Stimmen äußerten sich flüsternd, kritisierten die neuen Verkaufsmethoden,
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