Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei
abrang, den er auf Lager hatte, und ihr bedeutete, daß sie ihr Ziel erreicht hatten, fuhr sie heftig zurück und schlug eine Hand vor den Mund.
»Grauer Mausling«, flüsterte sie leise, und in ihren Augen stand ein ängstlicher und zugleich flehender Ausdruck. »Ich hätte dir gleich ein Geständnis machen sollen, das ich jetzt nachholen muß. Durch einen schlimmen Zufall, wie sie in Quarmall immer wieder vorkommen, hast du als dein Versteck die Kammer ausgesucht, in der ...«
Ein Glück für den Grauen Mausling, daß er Ivivis' Blick und Tonfall nicht einfach abtat, sondern daß er von Natur aus wachsam und mißtrauisch war. Außerdem machte sich an seinen Knöcheln ein leichter Luftzug bemerkbar, der unter dem Vorhang hervorstrich. Ohne Vorwarnung zuckte in diesem Augenblick eine Faust mit einem spitzen Dolch aus dem Vorhangschlitz. Die Klinge sollte seine Kehle treffen.
Mit der linken Hand, die der Mausling gehoben hatte, um Ivivis ihr Liebesnest zu zeigen, schlug er den Arm, der in einem schwarzen Ärmel steckte, zur Seite.
Das Mädchen schrie unterdrückt auf: »Klevis!«
Mit der rechten Hand packte der Mausling das Handgelenk, das an ihm vorbeischnellte, und drehte es herum.
Mit der gespreizten Linken versetzte er seinem Angreifer gleichzeitig einen kräftigen Hieb in die Achselhöhle.
Doch der Griff des Mauslings, hastig angesetzt, glitt ab, und er verlor ein wenig das Gleichgewicht. Klevis war nicht so ungeschickt, sich zu widersetzen und einen ausgekugelten oder gebrochenen Arm zu riskieren. Er hechtete sich in einen Salto, der der Bewegung des Mauslings folgte.
In der Folge verlor Klevis seinen Dolch, der dumpf auf den mit Teppichen bedeckten Boden polterte, machte sich vom Mausling frei, landete nach zwei weiteren Purzelbäumen elegant auf den Füßen, fuhr sofort herum und zog sein Kurzschwert.
Inzwischen hatte auch der Mausling sein Rapier gezückt. Seinen Dolch Katzenklaue hielt er auf dem Rücken bereit, den Blicken seines Gegners entzogen. Vorsichtig griff er an, täuschte Angriffe vor, wich wieder zurück. Wenn Klevis nachdrängte und ihn an eine Wand zu manövrieren versuchte, gab er nach, ließ dem Gegner Platz und parierte die Hiebe erst im letzten Augenblick, so daß die Klinge des Gegners immer wieder dicht an ihm vorbeizischte.
Nun stürmte Klevis immer mächtiger gegen den kleinen Mann an. Der Mausling parierte, diesmal mit hohem Schlag und ohne sich zurückzuziehen. Sofort standen die beiden Männer Körper an Körper, und ihre hochgereckten Schwerter lagen dicht an den Griffen überkreuz.
Der Mausling drehte sich ein wenig und stoppte Klevis' Knie, das ihm in den Unterleib fahren sollte. Gleichzeitig stach er mit seinem Dolch, den der andere übersehen hatte, von unten zu. Katzenklaue drang unter Klevis' Brustbein ein und verschwand bis zum Griff im Körper des Mannes.
Der Mausling ließ seine Waffe los, stieß den Mann von sich und wandte sich um.
Ivivis starrte die beiden Kämpfer an, Klevis' langen Dolch zum Stoß erhoben.
Der Tote fiel dumpf zu Boden.
»Wen wolltest du erstechen?« fragte der Mausling.
»Ich weiß es nicht«, antwortete das Mädchen tonlos. »Wahrscheinlich dich.«
Der Mausling nickte. »Bevor wir unterbrochen wurden, wolltest du sagen: ›Die Kammer, in der ...‹ Wie geht der Satz weiter?«
»... in der ich mich oft mit Klevis getroffen habe, um bei ihm zu sein«, erwiderte sie.
Wieder nickte der Mausling. »Du hast ihn also geliebt, und ...«
»Halt den Mund, du Narr!« unterbrach sie ihn. »Ist er tot?« Wut und Kummer schwangen in ihrer Stimme mit.
Der Mausling wanderte langsam an dem Toten entlang, bis er neben dem Kopf stand. Er betrachtete das Gesicht und sagte: »Ein hübscher Jüngling.«
Einen langen Augenblick starrten sie sich an wie Raubtiere, die Leiche zwischen sich. Dann wandte Ivivis ihr Gesicht ein wenig ab und sagte: »Versteck den Körper, du Narr! Es zerreißt mir das Herz, wenn ich ihn hier so liegen sehe.«
Der Mausling nickte, bückte sich und rollte den Toten unter den Vorhang auf der anderen Seite des Ganges. Mit dem Fuß schob er Klevis' Schwert hinterher. Dann zog er Katzenklaue aus der Wunde, die nur wenig blutete. Er säuberte die Klinge an dem Vorhang, den er dann zurechtzupfte, bis der Tote nicht mehr zu sehen war.
Er richtete sich auf, riß dem Mädchen Klevis' Dolch aus der Hand und warf ihn ebenfalls unter den Vorhang.
Vorsichtig öffnete er nun den Vorhangspalt vor seinem Zimmer, nahm das Mädchen bei der
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