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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Autoren: Fritz Leiber
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von Haus zu Haus, so daß man sich nur mit Mühe unter den überdachten Vorbauten der Häuser hindurch an der Menge vorbeidrücken konnte. Alle Schichten der lankhmarschen Gesellschaft waren vertreten – Lumpen und Hermelin; nackte Füße und juwelenbesetzte Sandalen; Söldnerbewaffnung und Philosophenstäbe; Gesichter mit kostbarem Make-up und staubbedeckte Gesichter; Augen, in denen der Hunger stand, aber auch solche der Sättigung; Augen, in denen ein wahnsinniger Glaube funkelte und Augen mit einer Skepsis, hinter der sich Angst verbarg.
    Bwadres, der nach der Langen Litanei etwas außer Atem war, stand am Straßenrand gegenüber dem niedrigen Eingang des Hauses, in dem der gefesselte Fafhrd seinen Rausch ausschlief. Seine bebende Hand ruhte auf dem Kasten, der unter dem Schutz des Knoblauchbeutels Altar und Schatzkästchen zugleich war. Die Gläubigen hatten sich so dicht herangedrängt, daß ihm kaum Bewegungsraum blieb – vorn saßen die überzeugtesten Jünger seiner Religion, die mit untergeschlagenen Beinen oder auf den Knien dahockten und der kommenden Dinge harrten.
    Der Mausling hatte Wiggin und Quatch mitten auf der Straße neben der umgestürzten Karre eines Fischhändlers postiert. Dort genossen die beiden den Inhalt des Steinkrugs, den Quatch mitgenommen hatte, sicher auch deswegen, um ihren übelriechenden Standort erträglicher zu machen – und der Mausling hatte bei jedem Blick, den er den beiden Trinkern zuwarf, wieder das Gefühl, daß hier in okkulter Hinsicht etwas ganz und gar nicht stimmte.
    Pulg hatte sich neben dem flachen Torbogen vor Fafhrds Haus postiert, wenn wir es einmal so nennen wollen. Er hatte Grilli bei sich behalten, während der Mausling in der Nähe hockte, nachdem seine Vorbereitungen nun abgeschlossen waren. Pulgs Juwelenmaske fiel in der Menge gar nicht auf; mehrere Frauen hatten einen ähnlichen Schutz angelegt, und auch einige Männer – leere Farbflecke im Meer der Gesichter.
    Und dieses Meer war erheblich in Bewegung. Ein Großteil des Publikums schien erzürnt zu sein über die Abwesenheit des hochgewachsenen Priestergehilfen (daher auch die Buhrufe während der Litanei). Sogar die fanatischen Issek-Anhänger vermißten die Leier des Nordlings und seine hübschen Tenorgeschichten und stellten ärgerliche Fragen und äußerten Vermutungen. Es genügte, daß nun jemand »Wo ist der Gehilfe?« brüllte, und prompt skandierte das halbe Publikum lautstark: »Wir wollen den Gehilfen sehen! Wir wollen den Gehilfen sehen!«
    Bwadres brachte seine Zuhörer zum Schweigen, indem er starr die Straße entlangblickte und die Hand über die Augen legte, als sähe er jemanden kommen. Dann deutete er dramatisch in diese Richtung, als wollte er das Herannahen des Mannes anzeigen, auf den alle warteten. Während sich die Menge die Hälse verdrehte und in Bewegung geriet, um zu sehen, was Bwadres zu erblicken vorgab – wobei das Protestgeschrei verstummte –, begann der alte Priester seine Predigt.
    »Ich will euch erzählen, was aus meinem Gehilfen geworden ist!« rief er.
    »Lankhmar hat ihn verschluckt! Lankhmar hat ihn verzehrt – Lankhmar, die böse Stadt, die Stadt der Trunkenheit, der Lust und der Korruption – Lankhmar, die Stadt der stinkenden Schwarzen Knochen!«
    Diese letzte blasphemische Äußerung, die sich auf die Götter von Lankhmar bezog (die zu beleidigen den Tod bringen kann, während man über die Götter in Lankhmar ungestraft herziehen darf), führte dazu, daß die Menge entsetzt schwieg.
    Bwadres hob Hände und Gesicht zu den Wolken empor, die tief am Himmel dahinzogen.
    »Oh, Issek, gütiger, mächtiger Issek, höre deinen unterwürfigen Diener, der nun ohne Freunde und allein in der Welt steht. Ich hatte einmal einen Gehilfen, der sich vor deinen Feinden auszeichnete, aber er wurde mir genommen. Issek, du hast ihm viel erzählt über dein Leben und deine Geheimnisse, er hatte Ohren, deine Worte zu hören, und Lippen, von deinen Taten zu singen – aber jetzt haben ihn die schwarzen Teufel geholt! Oh, Issek, erbarme dich!«
    Bwadres breitete die Hände aus, deutete auf die Menge und machte eine umfassende Armbewegung.
    »Issek war ein junger Gott, als er über die Erde wanderte, ein junger Gott, der nur die Liebe predigte – und doch fesselte man ihn auf die schmerzhafte Streckbank. Uns allen brachte er das Wasser des Friedens in seinem Heiligen Krug, aber der Krug wurde zerbrochen!«
    Und Bwadres beschrieb ausführlich und in glühenderen Farben, als
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