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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Autoren: Fritz Leiber
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man sonst von ihm gewohnt war (vielleicht meinte er das Fehlen seines singenden Gehilfen ausgleichen zu müssen), das Leben und insbesondere die Qualen und den Tod Isseks vom Krug, bis es in der Menge keinen mehr gab, der nicht das Bild Isseks auf seiner Streckbank (auf seiner Folge von Streckbänken) lebhaft vor Augen hatte und der nicht zumindest einen Hauch von Mitleid empfand, wenn er an die Qualen des Gottes dachte.
    Frauen und erwachsene Männer weinten ohne Scham, Bettler und Küchenjungen heulten vor sich hin, Philosophen bedeckten die Ohren mit den Händen.
    Mit jammervoller Stimme näherte sich Bwadres einem dramatischen Höhepunkt. »Als du auf der achten Streckbank deinen kostbaren Geist aufgabst, o Issek, als deine gebrochenen Hände noch den Halsreif deines Folterers zu einem Krug von überagender Schönheit formten, dachtest du nur an uns, o heiliger junger Mann. Deine Gedanken galten nur dem Ziel, das Leben der Gequältesten und Gestraftesten unter uns zu verschönen, deiner elenden Sklaven.«
    Bei diesen Worten machte Pulg einige taumelnde Schritte aus dem Schatten des Torbogens, wobei er Grilli mitzerrte, und fiel auf die Knie, ohne auf das schmutzige Pflaster zu achten. Die schwarzsilbern gestreifte Kapuze fiel auf seine Schultern zurück, und seine juwelenbesetzte schwarze Gesichtsmaske sank herab und offenbarte ein Gesicht, über das dicke Tränen rannen. Er weinte ohne Scham.
    »Ich weise alle anderen Götter zurück!« sagte der führende Verbrecher der Stadt schluchzend. »Von jetzt an will ich nur noch dem gnädigen Issek vom Krug dienen!«
    Der wieselhafte Grilli, der ziemlich verdreht dahockte, weil er sich auf dem Pflaster nicht beschmutzen wollte, starrte seinen Herrn an, als habe dieser den Verstand verloren. Doch er wagte es nicht, Pulgs Hand zu lösen, die seinen Arm umklammert hielt.
    Pulgs Verhalten erregte keine besondere Aufmerksamkeit – im Augenblick waren Übertritte zum Issekglauben ziemlich alltäglich –, doch dem Mausling entging diese Entwicklung nicht, zumal Pulgs Bewegung ihn so dicht neben den Mausling gebracht hatte, daß dieser die Hand ausstrecken und Pulgs kahlen Kopf streicheln konnte. Der graugekleidete kleine Mann empfand eine gewisse Befriedigung und sogar Erleichterung – wenn Pulg schon seit einiger Zeit ein geheimer Verehrer Isseks war, ließ sich damit vielleicht ein seltsames Verhalten erklären. Zugleich durchfuhr ihn ein Gefühl, das fast an Mitleid grenzte. Als der Mausling auf seine linke Hand hinabblickte, bemerkte er, daß er das goldene Schmucksymbol Fafhrds aus der Tasche genommen hatte. Er war in Versuchung, das kostbare Stück Pulg in die Hand zu drücken. Wie passend, wie aufwühlend, wie schön wäre es, wenn Pulg in dem Augenblick, da in ihm die Dämme religiöser Gefühlswallung brachen, dieses wirklich schöne Erinnerungsstück an den Gott seiner Wahl erhielte! Aber Gold ist Gold, und eine schwarze Schaluppe kostet soviel Unterhalt wie jede andere Jacht, und so widerstand der Mausling der Versuchung.
    Bwadres streckte die Hände aus und fuhr fort: »Mit trockenen Kehlen, o Issek, dürsten wir nach deinem Wasser! Mit brennenden, gesprungenen Lippen sehnen sich deine Sklaven nach einem einzigen Tropfen aus deinem Krug. Wir würden unsere Seelen verpfänden für einen Schluck dieser Flüssigkeit, die uns in dieser bösen Stadt, die verdammt ist durch die Schwarzen Knochen, kühlen soll. O Issek, steig zu uns herab! Bring uns dein Wasser des Friedens! Wir brauchen dich, wir wollen dich bei uns haben! O Issek, komm!«
    Die Intensität dieser letzten Aufforderung und die Sehnsucht der Menge waren so groß, daß sich die kniende Gemeinde den Ruf schließlich zu eigen machte und inbrünstig und immer lauter die endlos wiederholten, fast selbsthypnotischen Worte hinausschrie: »Wir wollen Issek sehen! Wir wollen Issek sehen!«

Und es waren diese rhythmischen Rufe, die schließlich in das winzige Kämmerchen des Bewußtseins in Fafhrds weinseligem Gehirn vordrangen, während er in der Dunkelheit lag – wenn auch Bwadres' Bemerkungen über trockene Kehlen und brennende Lippen und heilende Tropfen und Flüssigkeiten eine gewisse Vorarbeit geleistet hatten.
    Jedenfalls kam Fafhrd plötzlich erschaudernd und mit dem überwältigenden Gedanken zu sich: Ein Schluck zu trinken! Dann kam ihm die Erinnerung, daß da ja noch Wein übrig sein müsse.
    Es störte ihn ein wenig, daß seine Hand nicht mehr auf dem Steinkrug unter der Bettkante, sondern aus einem
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