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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Autoren: Fritz Leiber
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nackten Fußgelenken näherte. Er strich über die dicken Sehnen an den Fersen des Nordlings und sah Pulg flehend an.
    Pulg ließ keinen Blick vom Mausling.
    Der Mausling spürte eine unterträgliche Spannung. Er mußte doch etwas tun! Er hob den Handrücken vor den Mund und gähnte.
    Pulg deutete auf das andere Ende Fafhrds. »Grilli«, wiederholte er, »rasier mir diesen Mann! Bart und Haupthaar ab! Rasiere ihn glatt wie ein Ei!« Dann beugte er sich zu dem Mausling hinüber und sagte in vertraulichem Tonfall: »Ich habe sagen hören, daß das Haar einem Manne Kraft gibt. Glaubst du das auch? Nun gut, wir werden sehen.«
    Einem großgewachsenen Mann Bart und Kopfhaar abzuscheren und ihn dann glattzurasieren, kostet Zeit, auch wenn der Friseur so unheimlich schnell war wie Grilli der sich nicht um die unzureichende, flackernde Beleuchtung kümmerte. Jedenfalls hatte der Mausling genügend Zeit, um die Situation von verschiedenen Seiten zu beleuchten, ohne allerdings einen Schlüssel zur Lösung zu finden. Eins war in jedem Fall klar – die Unverständlichkeit von Pulgs Verhalten. Er gab Geheimnisse von sich ... er beschuldigte einen Leutnant vor anderen Helfern ... er schlug einen idiotischen ›Test‹ vor ... trug groteske Ferienkleidung ... ließ einen sinnlos Betrunkenen fesseln ... und jetzt der abergläubische Unsinn, Fafhrd glattrasieren zu lassen. Es sah wirklich so aus, als sei Pulg nicht mehr ganz bei Verstand und führe irgendein unheimliches Ritual aus, indem er so tat, als hätte er sich eine besonders raffinierte Taktik zurechtgelegt.
    Und von einer anderen Sache war der Mausling ebenso überzeugt: Wenn Pulg aus seiner Trance oder seinem Rausch erwachte – was immer es war –, konnte er keinem der Männer, die diese Stunden mit ihm durchgemacht hatten, jemals wieder trauen, einschließlich des Mauslings, der dann besonders gefährdet war. Es war eine traurige Schlußfolgerung, daß die hart erkämpfte Sicherheit plötzlich wertlos war – und doch war die Überlegung realistisch, und der Mausling konnte zu keinem anderen Ergebnis kommen. Während er noch an dem Problem herumrätselte, beglückwünschte sich der graugekleidete kleine Mann, daß er den unheilvollen Schritt, die schwarze Schaluppe zu mieten, doch getan hatte. Durchaus möglich, daß er bald dringend eine Fluchtmöglichkeit brauchte, und er glaubte nicht, daß Pulg schon wußte, wo Ourph das Boot versteckt hatte. Ab sofort mußte er ständig auf einen gemeinen Trick Pulgs gefaßt sein oder auf den Tod durch seine Helfer, die auf jede unwägbare Laune ihres Herrn reagieren würden. Der Mausling sagte sich, daß es wirklich das beste war, wenn die Burschen (besonders Grilli) gar nicht erst in die Lage kamen, ihm oder anderen zu schaden.
    Wieder lachte Pulg. »Also, der sieht ja wie ein Neugeborenes aus!« rief der führende Unterweltler der Stadt. »Gute Arbeit, Grilli!«
    Fafhrd wirkte ohne Haare wirklich überraschend jugendlich und entsprach mit diesem Aussehen weitaus mehr der landläufigen Vorstellung von einem Priestergehilfen. Er hätte vielleicht sogar romantisch-hübsch ausgesehen, wenn ihm Grilli in seinem Übereifer nicht auch noch die Augenbrauen abgeschoren hätte, so daß Fafhrds bleicher Kopf nun mehr oder weniger wie eine Marmorbüste wirkte, die man auf einen lebendigen Körper gesetzt hatte.
    Pulg konnte gar nicht aufhören zu lachen. »Und kein einziger Tropfen Blut – nein, kein einziger! Das ist wirklich ein gutes Omen! Grilli, ich liebe dich!«
    Und Pulg hatte recht – trotz der teuflischen Geschwindigkeit hatte Grilli kein einzigesmal Fafhrds Haut geritzt. Zweifellos mochte ein Mann, dem die Gelegenheit entgangen war, einem Gegner die Achillessehnen durchzuschneiden, unwichtigere Messerarbeiten mit einer gewissen Lässigkeit angehen – sie vielleicht sogar für unter seiner Würde halten. Aber nicht Grilli.
    Als er seinen kahlgeschorenen Freund musterte, hätte der Mausling fast selbst gelacht. Doch ging dieser Impuls – zusammen mit seiner sehr realen Angst um sich selbst und Fafhrd – vorübergehend in dem Gefühl auf, daß an der ganzen Sache etwas nicht stimmte – nicht nur im normalen Sinne, sondern auch auf einer rein okkulten Ebene. Daß Fafhrd entkleidet und rasiert worden war, daß man ihn an das klapprige alte Bett gefesselt hatte – irgend etwas war hier falsch, falsch, falsch! Wieder mußte der Mausling daran denken – und das Gefühl hatte sich verstärkt –, daß Pulg hier vielleicht
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