Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
gelaunt und will mir eure Frage anhören. Aber bedenkt, daß sie mit ziemlicher Sicherheit schwer für mich ist.«
»Wir kennen dein Genie im Angesicht unüberwindlicher Hindernisse«, meinte der Mausling in angemessen beruhigendem Ton.
»Warum tritt dein Freund nicht vor?« fragte Ningauble, der plötzlich wieder gereizt zu sein schien.
Fafhrd hatte auf diese Frage gewartet. Es ging ihm immer sehr gegen den Strich, gegenüber einem Wesen freundlich zu tun, das sich den Mächtigsten Zauberer der Welt und Schwätzer der Götter nannte. Und daß Ningauble an seinen Schultern zwei Fledermäuse hängen hatte, die er in offenem Spott auf Odin, der stets zwei Raben bei sich hatte, Hugin und Munin nannte, war zuviel. Für Fafhrd war das mehr eine patriotische als eine religiöse Sache. An Odin glaubte er nur in Momenten sentimentaler Schwäche.
»Töte die Fledermäuse oder schick sie fort – dann komme ich. Vorher nicht«, forderte er.
»Jetzt sage ich überhaupt nichts mehr«, schmollte Ningauble. »Es ist allgemein bekannt, daß meine Gesundheit keinen langen Streit zuläßt.«
»Aber Schulmeister der Täuschung!« schnurrte der Mausling und warf Fafhrd einen wütenden Blick zu. »Das ist wirklich bedauerlich, zumal ich mich sehr darauf gefreut hatte, dich mit dem komplizierten Skandal zu erfreuen, den die derzeitige Konkubine des Satrapen Philip sogar ihrer Leibsklavin vorenthalten hat.«
»Also gut«, räumte der Vieläugige ein, »es ist ohnehin Essenszeit für Hugin und Munin.«
Widerstrebend öffneten die Fledermäuse ihre Flügel und verschwanden gemächlich in der Dunkelheit.
Fafhrd setzte sich in Bewegung, trat vor und ließ den kritischen Blick der Mehrzahl der sechs Augen über sich ergehen, die der Nordling für geschickt manipulierte Täuschungen hielt. Das siebente Auge hatte bisher noch kein Mensch geschaut, nur der Mausling brüstete sich damit und behauptete, es sei Odins anderes Auge, von dem weisen Mimer gestohlen – nicht weil er daran glaubte, sondern um seinen Kameraden aus dem Norden zu ärgern.
»Sei gegrüßt, Schlangenauge!« sagte Fafhrd laut.
»Ach du bist es, Riese«, sagte Ningauble tonlos. »Setzt euch ihr beiden, genießt mein bescheidenes Feuer!«
»Werden wir nicht durch das Große Tor gebeten, um uns in deinem sagenhaften Reich auszuruhn?«
»Spotte nicht, Graugekleideter. Es ist allgemein bekannt, daß ich der arme, völlig mittellose Ningauble bin.«
Seufzend hockte sich der Mausling auf die Fersen, denn er wußte sehr wohl, daß der Schwätzer seinen Ruf als armes, keusches, bescheidenes und sparsames Wesen über alles schätzte und aus diesem Grunde den eigenen Türwächter spielte – bis auf bestimmte Tage, da das Große Tor das Klirren des Sistrums und das wollüstige Klagen von Flöten und das Kichern jener dämpfte, die sich in den Schattenspielen präsentierten.
Doch jetzt hustete Ningauble zum Steinerweichen und schien zu schaudern und wärmte seine umhüllten Glieder am Feuer. Und die Schatten flackerten schwach über Metall und Gestein, und die kleinen Wesen raschelten hierhin und dorthin, rissen die Augen auf, um zu sehen, und stellten die Lauscher auf, um zu hören; und an den rhythmisch schwingenden und sich windenden Stengeln pulsierten die sechs Augen. Ab und zu nahm Ningauble auch wie zufällig eine Tonscherbe von dem großen Haufen, studierte hastig den Text, der darauf vermerkt war, ohne auch nur minimal den Takt der Augenstengel zu unterbrechen oder in seiner Aufmerksamkeit nachzulassen.
Der Mausling und Fafhrd hockten vor ihm.
Als Fafhrd zu sprechen begann, unterbrach ihn Ningauble hastig: »Und jetzt, ihr Kinder, wolltet ihr mir etwas über die derzeitige Konkubine erzählen, die ...«
»Ach ja, du Künstler der Unwahrheit«, warf der Mausling hastig ein. »Aber es geht weniger um die Konkubine als um drei Eunuchenpriester Cybeles und ein Sklavenmädchen aus Samos – eine saftige und herrlich komplizierte Affäre, die noch ein Weilchen in meinem Kopf reifen muß, damit ich sie dir servieren kann, nachdem auch das letzte Fett der Übertreibung abgeschöpft ist und alle Gewürze wahrer Einzelheiten beigegeben sind.«
»Und während wir darauf warten, daß der Topf des Mauslings überkocht«, sagte Fafhrd, der endlich in die rechte Stimmung kam, »magst du um so fröhlicher sein, als du uns bei einem kleinen Problem zur Seite stehen kannst.«
Und er schilderte in allen Einzelheiten den qualvollen Ärger, den ihnen die Mädchen in letzter Zeit
Weitere Kostenlose Bücher