Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Melkarth-Tempels eine kleine goldene Schimmerspur über das Meer schickte, die sich der größeren und breiteren Lichtbahn der Sonne näherte.
Der verblassende phönikische Hafen schien seltsam verzaubert zu sein, schien von vergangenem Ruhm zu träumen und noch nicht so recht auf die aktuellen Nachrichten über das unaufhaltsame Vordringen Roms nach Osten zu achten, auf die Schlacht, die Philipp von Makedonien in der ersten Runde verloren hatte, auf Antiochos, der die zweite Runde einläutete, während ihm Hannibal aus Tyrus' gefallener Schwester Karthago zu Hilfe eilen wollte.
»Ich bin sicher, daß Chloe mitkommt, wenn wir bis morgen warten«, fuhr der Mausling fort. »Wir müssen ja sowieso warten, denn Ningauble hat gesagt, die Frau kommt erst, wenn sie fertig ist.«
Eine kühle Brise wehte aus dem Ödland von Alt-Tyrus herüber. Die Händler beeilten sich; einige schritten bereits über die Mole nach Hause, und ihre Sklaven trugen schwere Lasten und Ballen auf Köpfen und Schultern, so daß sie wie bucklige Zwerge oder entstellte Ungeheuer aussahen.
»Nein«, sagte Fafhrd, »wir reiten los. Und wenn die Frau nicht kommt, sobald sie fertig ist, dann ist sie eben nicht die Frau, die kommt, wenn sie fertig ist. Oder wenn sie es ist, muß sie sich beeilen, um uns einzuholen.«
Die drei Pferde der Abenteurer bewegten sich unruhig, und das Tier des Mauslings wieherte. Nur das große Kamel, auf dem Weinbeutel, verschiedene kleine Truhen und die gut verpackten Waffen verstaut worden waren, stand mürrisch zähnebleckend da und rührte sich nicht.
Fafhrd und der Mausling starrten indessen desinteressiert auf eine Gestalt, die sich gegen den Strom der Heimkehrer auf der Mole bewegte; sie waren nicht gerade mißtrauisch, doch nach ihren vielen Abenteuern im letzten Jahr durften sie die Möglichkeit gefährlicher Verfolger nicht außer acht lassen – die in der Form verfluchter Schwertkämpfer, schwarzer Eunuchenstreiter oder goldpfeilbewehrter babylonischer Priester auftreten mochten, ganz zu schweigen von den Helfern, die sich Hieronymus aus Antiochia aussuchen mochte.
»Chloe wäre rechtzeitig gekommen, wenn du mir beigestanden hättest, sie zu überreden«, sagte der Mausling mürrisch. »Sie mag dich, und ich bin sicher, daß Ningauble sie gemeint hat, denn sie hat das Amulett, das den Einfluß des Adepten abwehrt.«
Die Sonne war nur noch ein greller Streifen über dem Meereshorizont, dann ging sie unter. Die schimmernden Lichtreflexe auf den Dächern Tyrus' verlöschten. Der Tempel Melkarths ragte düster vor dem sich verdunkelnden Himmel auf. Der letzte Verkaufsstand wurde abgebaut, und die meisten Händler waren auf dem Heimweg über die Mole.
Nur eine Gestalt bewegte sich noch auf die Küste zu.
»Waren sieben Nächte mit Chloe nicht genug?« fragte Fafhrd. »Außerdem dürfte sie nicht gerade deinem Ideal entsprechen, wenn wir den Adepten töten und uns von seinem Zauber befreien.«
»Das mag ja sein«, gab der Mausling zurück. »Aber bedenke, daß wir den Adepten erst einmal haben müssen. Und nicht nur ich könnte von Chloes Gesellschaft profitieren.«
Ein leiser Ruf lenkte ihre Blicke und ihre Aufmerksamkeit über das düstere Wasser auf einen Lateinersegler, der langsam in den ägyptischen Hafen glitt. Einen Augenblick lang dachten sie, das landseitige Ende der Mole sei nun völlig menschenleer. Im nächsten Moment erschien die auf sie zukommende Gestalt als scharfer Umriß vor dem Meer, eine schmale Gestalt, die keine Last zu tragen schien.
»Noch ein Dummkopf, der das süße Tyrus zur unrechten Zeit verläßt«, bemerkte der Mausling. »Stell dir mal vor, was eine Frau in den kalten Bergen bedeutet, die wir aufsuchen wollen, Fafhrd, eine Frau, die uns Leckereien bereitet und den Kopf streichelt.«
»Kleiner Mann«, sagte Fafhrd, »du denkst doch jetzt bestimmt nicht an deinen Kopf.«
Wieder frischte der Wind auf, und der feste Sand klagte, als die Brise darüber hinstrich. Tyrus schien sich in der Dunkelheit hinzuducken wie ein Tier, das sich der Gefahren der Nacht erwehren will.
Ein letzter Händler suchte hastig den Boden ab; offenbar hatte er etwas verloren.
Fafhrd legte seinem Pferd die Hand auf die Flanke und sagte: »Komm, wir müssen los!«
Der Mausling versuchte ein letztes Argument zu finden. »Chloe würde wohl nicht darauf bestehen, das Sklavenmädchen mitzunehmen, das ihr die Füße ölt – ich meine, wenn wir ihr gut zureden.«
Dann sahen sie, daß der andere Dummkopf,
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