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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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sich mühelos in seine breit angelegten Geschichten hinein. Es kam der Augenblick, da selbst Fafhrd verblüfft die Augen aufriß, und ein anderer Augenblick, da Ningaubles Bauch wie ein kleiner Berg bebte, der von einer Naturkatastrophe heimgesucht wurde, doch schließlich endete die Geschichte abrupt und scheinbar in der Mitte, wie ein Stück fremdländische Musik.
    Anschließend verabschiedete man sich, auf letzte Fragen wurde die Antwort verweigert, und die beiden Abenteurer schlugen den Weg ein, auf dem sie gekommen waren. Ningauble begann im Geiste die Einzelheiten der Geschichte des Mauslings zu sortieren, die ihm um so mehr gefiel, als er wußte, daß sie eine Improvisation war – sein Lieblingsspruch lautete immerhin: »Wer kunstvoll lügen kann, kommt näher an die Wahrheit heran, als er ahnt.«
    Fafhrd und der Mausling hatten fast das untere Ende der Felsentreppe erreicht, als sie ein leises Pochen hörten. Sie wandten sich um und sahen Ningauble über den Rand des Abgrunds blicken. Dabei stützte er sich auf eine Art Stock und klopfte mit einem anderen gegen das Gestein.
    »Kinder!« rief er, und seine Stimme war so leise wie die Musik der einsamen Flöte im Tempel Baals. »Mir ist eben eingefallen, daß ein Wesen im weiten All nach etwas dürstet, das in euch liegt. Ihr müßt genau bewachen, was sonst nicht bewacht zu werden braucht.«
    »Ja, Allvater der Rätselhaftigkeit.«
    »Ihr werdet doch auf euch aufpassen?« tönte es leise herab. »Euer Fortbestehen hängt davon ab.«
    »Ja, Vater.«
    Und Ningauble winkte kurz und humpelte davon. Die kleinen Wesen seiner undurchdringlichen Dunkelheit folgten ihm – doch ob sie ihm Bericht erstatteten oder Befehle entgegennahmen oder ihn nur mit ihren netten Streichen erfreuten, wußte niemand. Viele meinte, Ningauble sei von den Älteren Göttern geschaffen worden, damit die Menschen an ihm herumrätselten und ihre Phantasie für noch schwierigere Rätsel übten. Niemand wußte, ob er in die Zukunft schauen konnte oder ob er nur für künftige Ereignisse die Bühne bereitete – und zwar mit einer derartigen Geschicklichkeit, daß nur ein Zauberer oder Adept der ihm zugedachten Rolle ausweichen konnte.
     

3. Die Frau, die kam
    Als Fafhrd und der Graue Mausling die Bodenlosen Höhlen verließen und in das grelle Sonnenlicht der Oberwelt hinausgetreten waren, verwischte sich ihre Spur. Das vorhandene Material über sie ist von den Geschichtsforschern ohnehin oft übersehen worden, da die beiden Helden für den klassischen Mythos zu unseriös waren, zu rätselhaft unabhängig, um sie je einem bestimmten Volk zuzuordnen, zu unruhig und phantastisch in ihren Reisen, um den Historikern zu gefallen, zu oft liiert mit einem Pöbel aus zweifelhaften Dämonen, entehrten Zauberern und abgetakelten Gottheiten – mit einer wahrhaftigen Unterwelt des Übernatürlichen. Doppelt schwierig wird es, ihre Taten nachzuvollziehen, wenn sie sich – wie eben – große Mühe gaben, ihre Spuren zu verwischen, wenn sie Dinge planten, die Heimlichkeit und kühne Täuschung erforderten. Aber von Zeit zu Zeit stößt man doch auf die Spuren ihres Tuns.
    Zum Beispiel besangen hundert Jahre später die Priester Ahrimans den wunderbaren Umstand, daß ihr Gott sein eigenes Leichentuch an sich gebracht hatte – obwohl viele Priester zu intelligent waren, um wirklich daran zu glauben. Jedenfalls geschah es in einer Nacht, daß die zwölf verfluchten Schwertkämpfer das mit schwarzen Schriftzeichen bedeckte Leichentuch wie eine Säule aus Spinnweben vom Altar aufsteigen sahen. Es erhob sich über die Dimensionen eines Sterblichen hinaus, obwohl die Gestalt darunter anthropoid zu sein schien.
    Dann sprach Ahriman aus seinem Leichentuch, und man verehrte ihn, und er äußerte unverständliche Parabeln und schritt schließlich wie ein Riese aus dem geheimen Schrein. Der schlaueste Priester bemerkte ein Jahrhundert später: »Ich würde sagen, ein Mann auf Stelzen oder ...« – (welch treffender Verdacht!) – »ein Mann auf den Schultern eines anderen!«
    Dann waren da die Ereignisse, die Nikri, Leibsklavin der berüchtigten Laodice, der Köchin berichtete, während sie die Wunden ihrer letzten Strafung ölte. Dabei ging es um zwei Fremde, die ihre Herrin besuchten und um das Fest, das ihre Herrin vorschlug, und um die Art und Weise, wie die beiden den Eunuchenschwertern entgingen, die auf sie gehetzt worden waren, als das wilde Fest endete.
    »Zauberer waren beide!« behauptete Nikri. »Als

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