Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
empor, vor der ihn Sheelba abgesetzt hatte – eine gute Bogenschußweite südlich des Marschtors. »Am Tor läufst du vielleicht deinen schwarzen Verfolgern in die Hände«, hatte Sheelba gesagt.
    Die verwitterte Mauer war leicht zu besteigen – ein wahres Kinderspiel für einen Mann, der in seiner Jugend sogar den Obelisk Polaris in den eisigen Riesenbergen bezwungen hatte. Er fragte sich nur besorgt, was geschehen würde, wenn er die Mauerkrone erreichte und einen kurzen Augenblick als Silhouette deutlich zu erkennen war.
    Doch noch mehr beunruhigte ihn die Dunkelheit und Stille, in die die Stadt gehüllt war. Wo war der Kampflärm, wo die Flammen? Oder wenn Lankhmar bereits besiegt war – wo blieben da die Schreie der Gefolterten, der Vergewaltigten, wo war das Gebrüll der Sieger?
    Er erreichte die Mauerkrone, zog sich hoch und hechtete flach durch eine breite Schießscharte auf den Mauergang, bereit, beim geringsten Anzeichen einer Gefahr Graywand und seine Axt zu ziehen. Doch so weit er erkennen konnte, war niemand auf der Mauer.
    Die Mauerstraße unter ihm lag im Dunkeln und schien ebenfalls leer zu sein. Auch in der Straße der Geldwechsler, die sich nach Westen erstreckte und vom Mond voll ausgeleuchtet wurde, ließ sich niemand blicken. Und die Stille war womöglich noch betonter geworden. Sie schien die große, von Mauern umgebene Stadt zu erfüllen wie ein gewaltiges Becken.
    Fafhrd war unheimlich zumute. Waren die Eroberer Lankhmars schon wieder abgezogen – hatten sie seine Schätze und seine Bewohner mit unvorstellbar großen Flotten oder Karawanen aus dem Land geschafft? Hatten sie sich und ihre geknebelten Opfer in den stummen Häusern eingeschlossen, um in der Dunkelheit fremdartige Massen-Folterrituale durchzuführen? War die Stadt von einer Dämonen-Armee überfallen und ihre Bewohner fortgezaubert worden? Hatte sich die Erde aufgetan und Sieger und Besiegte verschlungen? Oder war da jetzt, in diesem Augenblick, ringsum ein wilder Kampf im Gange, den er – von Ningauble verhext – nicht sehen und nicht hören konnte? Vielleicht löste erst der Klang der Glocken den Einfluß dieses Zaubers und offenbarte ihm das Chaos in der Stadt!
    Seine Glockenmission gefiel ihm überhaupt nicht. In seiner Vorstellung lagen die Götter von Lankhmar in zerfallenen schwarzen Togen wie braune Mumien auf ihren Lagern – eine Schar, die man am besten ruhen ließ. Aber Auftrag war Auftrag. Er kam nicht darum herum.
    Hastig eilte er die nächste dunkle Steintreppe hinab und ging nach Westen durch die Geldwechslerstraße, die parallel zur Handwerkerstraße verlief. Er überquerte die gewundene Marktstraße, die nicht minder schwarz und leer war und wie die anderen, und glaubte nun plötzlich Murmeln und Gesang aus dem Norden zu hören – so schwach, daß die Laute mindestens von der Straße der Götter kommen mußten. Doch er hielt sich an seinen festgelegten Weg – er wollte der Geldwechslerstraße bis zur Nonnenstraße folgen und dann drei Häuserblocks nach Norden gehen, bis er den verfluchten Glockenturm erreichte.
    Die Hurenstraße, die noch gewundener war als die Marktstraße, schien ebenfalls menschenleer zu sein, doch er hatte sie kaum einen halben Häuserblock hinter sich gelassen, als hinter ihm der feste Schritt zweier Soldaten aufklang. Er huschte in den Schatten eines Hauseingangs und sah die beiden Wächter auf der Hurenstraße nach Süden gehen – in Richtung Südkaserne. Sie hatten die Waffen gezogen und sahen sich wachsam um, obwohl weit und breit kein Gegner zu sehen war. Verwundert setzte Fafhrd seinen Weg fort.
    Nun begann er hier und da in den Obergeschossen die dünnen Lichtstreifen verriegelter Fenster zu sehen; die langgezogenen Rechtecke steigerten seine seltsame Angst noch mehr, und er wünschte sich nichts sehnlicher als eine Unterbrechung dieser beengenden Stille. Und das Ziel seines Marsches: Mumien!
    Irgendwo schlug eine Glocke elf Uhr. Ganz plötzlich begann es drüben in der pechschwarzen Silberstraße tausendfach zu prasseln und zu trapsen – wie Regentropfen. Aber der Himmel war klar, und er spürte keinen Tropfen. Er begann zu laufen.
    An Bord der Squid hob das Kätzchen den Kopf, als habe es einen Schrei gehört, dem es sich trotz aller Ängste nicht entziehen konnte, sprang zum Pier hinüber und huschte mit gesträubtem Fell und angstvoll schimmernden Augen in die Dunkelheit.
     
    Glipkerio und Samanda saßen in seinem Peitschenraum und prosteten sich zu, um in die richtige

Weitere Kostenlose Bücher