Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
alptraumhafter Schnelligkeit durch das sandige, doch gar keinen Widerstand bietende Erdreich davonschossen, und Ississi im Nu hinter sich zurückließen ...
Nein, nicht ganz. Denn es schien dem Mausling, als hielte an diesem Punkt seine Verfolgerin einen Augenblick lang inne, während ihr blau gestreiftes Fleisch den blaßgrünen Stoff der anderen einsaugte und Ississis Fischwut ihren eigenen gräßlichen Lüsten hinzufügte, bevor sie die grauenhafte Jagd fortsetzte.
Er war in großer Versuchung, einen Blick nach vorn zu werfen, in der Hoffnung auf einen Hinweis, wohin das rasende Vordringen unter das Äußere Meer sie alle führte, wagte dies jedoch nicht – aus Furcht, beim Anblick eines scheinbar vorbeirasenden Hindernisses könne er ein Ausweichmanöver versuchen und dabei an den Felswänden zerschmettern, die so dicht an ihm vorbeizischten. Nein, lieber überließ er sich der unbekannten Macht, in deren Griff er sich befand. Selbst wenn sie blind sein sollte, sie wußte mehr als er.
Sie sausten an der dunklen Einmündung eines anderen Tunnels vorbei, der nach Süden führte, wenn er den Überblick nicht ganz verloren hatte. Nach Simorgya? Wohin führte dann die Abzweigung, durch die er hier katapultiert wurde? Nach No-Ombrulsk? Oder noch weiter, unter dem Festland hindurch zur See der Ungeheuer? Zum entsetzlichen Schattenland selbst, der Wohnstätte des Todes?
Doch wozu die Raterei, da er sich ja diesem Wirbelwind ausgeliefert und die Kontrolle über seine Bewegungen verloren hatte? All dem zum Trotz, was man eigentlich hätte erwarten können, empfand er die große Geschwindigkeit als einschläfernd, trotz des Aufblitzens von Perlen und des flüchtigen Aufleuchtens von Meeresfossilien. Vielleicht atmete er ja genau jetzt in einem netten Grab auf der Reifinsel vor sich hin und träumte das alles nur. Selbst der Große Gott persönlich mußte während der Schöpfung des Universums oder der Universen Augenblicke gekannt haben, in denen ER sich nicht völlig sicher war, ob ER vielleicht träumte. Alles ist in Ordnung, sann der Mausling schläfrig. Dann nickte er ein.
Kapitel 18
Cif bestand darauf, Pshawris Ergebnis zu überprüfen, als das Pendel die beiden über die Große Wiese zurückführte, ließ den Würfel mit dem Schlackestück zwischen Ringfinger und Daumen ihrer eigenen linken Hand herabhängen, und als sie zum selben Ergebnis kam wie Pshawri, entschied sie, daß sie sich von jetzt an beim Pendeln abwechseln sollten. Er nahm diese Anordnung mit der angemessenen Höflichkeit an, konnte jedoch seine Unruhe, wenn das magische Pendel nicht in seiner Hand war, nicht ganz verbergen und beobachtete sie dann immer mit Argusaugen.
»Du bist wegen des Kapitäns eifersüchtig auf mich, nicht wahr?« neckte sie den jungen Korporal, jedoch ohne Spott.
Er bedachte das ernsthaft und antwortete dann ebenso frei heraus: »Nun ja, das bin ich, wenn ich Euch auch keineswegs Euren bei weitem größeren und ganz anderen Anspruch auf ihn streitig mache. Aber ich habe ihn eher kennengelernt als Ihr, da er mich in Lankhmar für seine Mannschaft anheuerte, noch bevor er die Treibgut ausrüstete und die Segel gen Reifinsel setzte.«
»Du vergißt«, verbesserte sie ihn freundlich, »daß Lady Afreyt und ich nach Lankhmar gereist waren, um ihn und Fafhrd zur Verteidigung der Insel anzuheuern, und zwar noch bevor du sein Mann wurdest, wenn wir auch damals von Khahkhts eisigem Sturm fortgerissen und in diese Polargegend hier zurückbefördert wurden.«
»Das stimmt«, räumte er ein. »Und doch ...« Dann schien er sich eines anderen zu besinnen.
»Und doch was?«
»Ich wollte sagen«, erklärte er etwas stockend, »daß er mich wohl schon vorher bemerkt hatte. Schließlich waren wir beide selbständige Diebe, wenn er auch unendlich weit über mir stand, was in Lankhmar, wo die Gilden so stark sind, sehr viel bedeutet, und es gab auch andere Gründe ... Na schön, auf jeden Fall kenne ich seinen Ruf.«
Cif war gerade mit einem Pendeldurchgang fertig geworden und hielt den Würfel mit der Schlacke in ihrer Rechten, hatte ihn noch nicht in ihren Beutel gesteckt oder Pshawri zu ähnlicher Aufbewahrung übergeben. Gerade wollte sie Pshawri fragen: ›Was für andere Gründe?‹, verlor sich aber statt dessen in die Betrachtung seines grüblerischen Gesichts, dessen Züge in der grauen Dämmerung eben erkennbar wurden, ohne die zusätzliche Beleuchtung durch das weiße Licht der Lampe, die neben der Stelle, wo Cif gependelt
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