Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
dazu?«
»Eines will ich dazu sagen«, erklärte Pshawri sofort: »Als Kapitän Mausling mich gestern abend wegen meiner Tätigkeiten beim Mahlstrom tadelte, spürte ich den Würfel durch die Hüfttasche hindurch am Bein vibrieren, als gäbe es ein geheimes Band zwischen dem Wirbeltöter und dem Kapitän, obwohl weder dieser noch sonst jemand wußte, daß ich den Würfel geborgen hatte.«
Das feine Geläut von flott klingelnden Gespannglöckchen lenkte den Blick aller Zuhörer – und schließlich auch Cifs – nach Osten, weg vom Mond, zu der auf und ab hüpfenden Lampe einer Zugkarre, die das baldige Eintreffen eines Hundegespanns von den Baracken ankündigte.
Doch weder das Läuten der Glöckchen, noch das vorangegangene Gespräch drang sehr tief in die melancholische Träumerei vor, in die Fafhrd, der im Schatten des Halbzeltes an seinem kalt werdenden branntweinversetzten Gahveh nippte und seine schmerzenden Glieder ausruhte, nach und nach versunken war.
Das hatte in dem Augenblick begonnen, als er sich behutsam auf dem Fußende von Maras und Klutes Schlafstätte niedergelassen, und ihn plötzlich eine lebhafte Erinnerung überfallen hatte – in verblüffender Dichte – und zwar an eine andere Gelegenheit vor beinahe zwei Jahrzehnten, als er für eine Zeitspanne, die ihm damals wie Stunden erschienen war, wild um die Errettung des Mauslings aus der Umklammerung des Todes hatte kämpfen und den brüllend um sich tretenden Grauen am Ende mit Gewalt aus dem für ihn vorgesehenen Sarg hatte herausschleppen müssen. Das alles war in dem durch Zauberei erbauten, magischen Reich jener kosmischen Abfallhändler geschehen, der Gierigen, und auch damals war ihm keinerlei Rast vergönnt gewesen.
Zunächst hatte Fafhrd eine halbe Ewigkeit äußerst hintertrieben mit ihren beiden streitsüchtigen, elephantenhirnigen Zauberermentoren und Meistern, dem Augenlosen Sheelba und dem Siebenäugigen Ningauble, argumentieren müssen, um nur die unabdingbaren Mittel und Kenntnisse für des Mauslings Rettung zu bekommen, und dann hatte er endlos und mit schlagfertiger, brillanter List gegen eine nie ermüdende Eisenstatue und ein teuflisches Langschwert, einen Zweihänder aus blauem Stahl, kämpfen müssen – ganz zu schweigen von bunten Riesenspinnen, die sein wollüstig verzauberter Kamerad als wunderbar geschmeidige Mädchen in knappen Samtkleidchen sah.
Aber damals war der Mausling die ganze Zeit anwesend gewesen, hatte den Narren gespielt, den Kämpfenden verrückte Sprüche zugerufen und zum Schluß sogar die Statue erschlagen, ihren eisernen Kopf mit Fafhrds Axt spaltend, da er die Waffe für die Schweinsblase eines Spaßvogels hielt, während er selbst, Fafhrd, derjenige gewesen war, den das doppelte Gewicht von Zaubererworten und schmetternden Schwertschlägen unter sich begraben hatte. Aber diesmal war der Mausling einfach sang- und klanglos verschwunden, auf ungemein endgültige Art ohne Vorwarnung von der Erde verschluckt worden, ohne Leichentuch oder Sarg, die ihn gegen den grausamen, kalten Griff der Erde beschirmt hätten, und ohne Worte, närrische oder andere, außer dem kläglich hervorgestoßenen: »Hilf mir, Fafhrd«, bevor sein Mund, von der hungrigen Erde verschlungen, verstummte. Und nun, da er fort war, war kein Kampf zu bestehen, um ihn zurückzuholen, kein heftiges Gefecht mit Schwertern oder Worten, sondern nur ein langsames, mühseliges Kratzen und Graben, sorgfältig und gezielt, das nur so lange Sinn zu machen und Hoffnung zu bergen schien, wie man damit beschäftigt war. Sobald man mit Graben aufhörte, merkte man, was für ein verzweifelter, fast hoffnungsloser Versuch es wirklich war – zu glauben, ein Mensch könne so lange unter der Erde atmen, wie ein kleshitischer Ghul oder ein Fakir aus dem Osten, bis man sich zu ihm durchgegraben hatte. Lächerlich! Nun ja, Fafhrd hatte sich selbst und die anderen nur deshalb davon überzeugen können, weil keiner eine bessere Idee hatte – und weil sie alle (oder auf jeden Fall einige von ihnen) etwas zu tun brauchten, um das elend machende Gefühl des Verlusts und der Angst vor einem ähnlichen Schicksal von sich abzuhalten.
Fafhrd ballte die gesunde Faust und hätte sie fast in einem Anfall von enttäuschter Wut neben seinem Bein auf die Schlafstätte niederschmettern lassen, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig an die schlafenden Mädchen. Er hatte gedacht, die nächste Schlafstätte sei leer, sah nun aber, daß unter der dunkelgrünen Decke
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