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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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eine einzelne Schläferin lag, deren schmale Gestalt und kurzer Büschel flammendroten Haares sie als die selbsternannte ilthmarische Prinzessin, das Kabinenmädchen Finger auswies, das ihn die ganze Nacht mit vorwurfsvollen Blicken verfolgt hatte, weil er den Mausling nicht vor dem Versinken bewahrt hatte oder nicht wenigstens Seite an Seite mit ihm im Grund versunken war, wie es einem treuen Kameraden anstehen würde. Plötzlich fühlte er eine schreckliche Verärgerung über das kleine Biest in sich aufwallen – was hatte sie für einen Grund, ihn so zu kritisieren?
    Und doch stimmte es, warf er sich selbst vor, als eine weitere Flut melancholischer Erinnerungen ihn überkam, daß er und sein grauer Kamerad sich oft wie Todessuchende verhalten hatten, wie damals zum Beispiel, als sie mit steinernem Gesicht in völligem Stillschweigen Seite an Seite auf der Suche nach jenem Öde Küste genannten Strand des Verderbens im Äußeren Meer immer weiter westwärts gesegelt waren, oder als sie, von Schimmerwesen verlockt, ihr Fahrzeug südwärts in den großen Äquatorstrom gelenkt hatten, von dem kein Schiff zurückkehrt, oder als sie Stardock erstiegen hatten, den mächtigsten Berggipfel Nehwons, oder sich in die Höhlen Quarmalls vorgewagt hatten und im sonnenlosen Schattenland zweimal dem Tod selbst begegnet waren; dieses letzte Mal jedoch, nun wo Nehwon den Mausling verschluckt hatte, hatte er selbst, Fafhrd, sich aus unerfindlichen Gründen zurückgehalten.
    Mit dem silbrigen Klingeln der am Zuggeschirr befestigten Glöckchen fuhr das vollgeladene Hundewägelchen auf der anderen Seite des Feuers ein. Vom Fahrersitz heruntersteigend, berichtete Skullick in übersprudelnder Eile die Neuigkeit, der Große Mahlstrom kreise, wie jemand beobachtet habe, nun schneller, drehe sich wogend und brodelnd im kühlen Mondschein rund und rund. Cif und Pshawri standen auf.
    Der Lärm drang gerade so weit in Fafhrds Träumerei vor, daß ihm bewußt wurde, worauf sein Blick wie in Trance ausgeruht hatte, ohne etwas wahrzunehmen. Das Mädchen Finger hatte sich im Schlaf umgedreht, so daß jetzt ihr Gesicht zu sehen war, und ein nackter Arm hatte sich vorgeschoben und lag wie eine bleiche Schlange auf der rauhen Decke. An wen erinnerte ihn ihr Gesicht? fragte er sich. Diese Züge hatte er einmal geliebt, dessen war er sich plötzlich sicher. Welche süße, sich hingebende Frau ...?
    Und dann bemerkte er, als er ihr Gesicht genauer betrachtete, daß ihre Augen offen waren und sie ihn beobachtete, und daß ihre Lippen sich zu einem schläfrigen Lächeln verzogen hatten. Die Zungenspitze kam am Mundwinkel hervor und leckte über die Lippen. Fafhrd spürte, wie seine heftige Verärgerung zurückkehrte, falls es nicht noch mehr war. Das freche Ding! Was schaute sie ihn an, als teilten sie ein Geheimnis? Was trieb sie für ein Spiel? Blitzartig kam ihm die Erinnerung, daß er und der Graue Mausling, als das Mädchen mit seiner albernen Komödie in den Keller gekommen war, gerade von Männern gesprochen hatten, die unter die Erde gezerrt oder vom rachsüchtigen Erdreich bis in luftige Höhen hinein verfolgt worden waren. Wie kam das? Was hatte diese Gleichzeitigkeit zu bedeuten gehabt? Hatte das Mädchen irgend etwas mit dem unterirdischen Verschwinden des Mauslings zu tun, dieses besudelte Hexenkind aus der Rattenstadt Ilthmar? Schnell und lautlos stand er auf, ging ebenso rasch zu ihrer Schlafstatt, beugte sich über sie und starrte auf sie nieder, als wolle er sie kraft seines Blickes von allen Geheimnissen entkleiden. Was er mit seiner erhobenen Hand vorhatte, wußte er selbst nicht mehr, als sie mit völligem Vertrauen zu ihm hinauflächelte.
    »Kapitän!« Hohl drang Skors dringliches Brüllen aus dem Loch heraus und dröhnte über den Platz.
    Alles andere vergessend, kam Fafhrd geduckt aus dem Schutzzelt heraus und war der erste bei der Schachtöffnung, über der inzwischen ein fester, mannshoher Dreifuß aus Eisenholz errichtet worden war, an dem das Rollenpaar eines Flaschenzugs die zum Hochziehen der Eimer benötigte Kraft halbierte. Sich an zwei Beinen des Dreifußes festhaltend, beugte der Nordling sich vor und blickte ganz nach unten. Die Bretter der zweiten Stützschicht waren nun an Ort und Stelle, mit Querleisten vernagelt und mit der ersten Schicht verbunden – und die Ausgrabung war inzwischen noch ein paar Fuß weiter nach unten fortgeschritten. Von der Rolle in Höhe seiner Wange liefen zwei Seile nach unten zur zweiten

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