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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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er.«
    »Ist er es?«
    »Wie soll ich das wissen?«, fragte ich. »Er behauptet, Christ zu sein, aber ich bezweifle, dass er die Verehrung der wahren Götter aufgegeben hat.«
    »Mögt Ihr ihn?«, fragte Erik zurückhaltend. »Jeder mag Guthred«, sagte ich, und das stimmte auch, wenn es mich auch immerzu wunderte, wie ein so freundlicher und entscheidungsschwacher Mann so lange auf dem Thron hatte bleiben können. Vor allem lag es wohl daran, dass mein Schwager die Unterstützung Ragnars, meines Seelenbruders, besaß, und dass kein Mann gegen Ragnars wilde Horden kämpfen wollte. »Ich habe gedacht«, sagte Erik, und dann verfiel er in Schweigen, und in seinem Schweigen verstand ich mit einem Mal, was er sich erträumte. »Ihr habt gedacht«, sagte ich ihm schonungslos die Wahrheit, »dass Ihr und Æthelflaed ein Schiff nehmen könntet, vielleicht das Schiff Eures Bruders, um damit nach Northumbrien zu segeln und unter Guthreds Schutz zu leben!« Erik starrte mich an, als wäre ich ein Hexenmeister. » Sie hat es Euch erzählt?«, fragte er. »Eure Gesichter haben es mir erzählt«, sagte ich.
    »Guthred würde uns schützen«, sagte Erik. »Wie?«, fragte ich. »Glaubt Ihr, er ruft seine Streitmacht zusammen, wenn Euer Bruder Euch verfolgt?«
    »Mein Bruder?«, fragte Erik, als würde ihm Sigefrid alles verzeihen.
    »Euer Bruder«, sagte ich schroff, »der eine Zahlung von dreitausend Pfund Silber und fünfhundert Pfund Gold erwartet. Und wenn Ihr mit Æthelflaed weggeht, dann verliert er dieses Geld. Glaubt Ihr nicht, dass er sie zurückhaben wollte?« »Euer Freund, Ragnar«, bemerkte Erik zögerlich. »Ihr wollt, dass Ragnar für Euch kämpft?«, fragte ich. Warum sollte er das tun?« »Weil Ihr ihn darum bittet«, sagte Erik entschlossen. »Æthelflaed sagt, ihr liebt euch wie Brüder.« »Das tun wir.«
    »Dann bittet ihn darum«, forderte er.
    Ich seufzte, betrachtete die fernen Wolken am Himmel und dachte darüber nach, wie die Liebe unser Leben durcheinanderbringt und uns in solch süßen Wahn treibt. »Und was werdet Ihr«, fragte ich, »gegen die Mörder tun, die nachts in Euer Haus kommen? Gegen die rachsüchtigen Männer, die Euren Palas niederbrennen?«
    »Mich vor ihnen in Acht nehmen«, sagte er halsstarrig.
    Die Wolkenberge türmten sich noch höher auf, und ich dachte, dass Thor seine Blitze auf die Felder von Cent herabschleudern würde, noch bevor dieser Sommerabend vorüber war. »Æthelflaed ist verheiratet«, sagte ich leise.
    »Mit einem niederträchtigen Bastard.«
    »Für ihren Vater«, fuhr ich fort, »ist die Ehe heilig.«
    »Alfred wird sie nicht aus Northumbrien zurückholen«, sagte Erik zuversichtlich, »kein westsächsisches Heer kann so weit entfernt kämpfen.«
    »Aber er wird Priester schicken, die ihr ins Gewissen reden«, sagte ich, »und woher wisst Ihr, dass er keine Männer schickt, um sie zurückzuholen? Es muss kein Heer sein. Eine Schiffsmannschaft entschlossener Männer kann schon ausreichen.«
    »Alles, worum ich bitte«, sagte Erik, »ist eine Gelegenheit zu einem anderen Leben! Ein Palas in irgendeinem Tal, Felder bestellen, Vieh aufziehen, ein Ort, um in Frieden zu leben!« Ich schwieg. Erik, dachte ich, baute in seinen Träumen ein Schiff, ein wundervolles, schlankes Schiff voller Anmut, doch es war alles ein Traum! Ich schloss die Augen und suchte nach den rechten Worten. »Æthelflaed«, sagte ich schließlich, »ist eine Trophäe. Sie hat einen Wert. Sie ist die Tochter eines Königs, und ihre Mitgift war Land. Sie ist vermögend, sie ist schön, sie ist kostbar.
    Jeder Mann, der reich werden will, wird wissen, wo er sie finden kann. Jeder Dieb, der auf ein schnelles Lösegeld aus ist, wird wissen, wo er sie finden kann. Ihr werdet niemals Frieden finden.« Ich sah ihn an. »Jede Nacht, wenn Ihr die Tür versperrt, werdet Ihr Feinde in der Dunkelheit fürchten, und jeden Tag werdet Ihr nach Feinden Ausschau halten. Ihr werdet keinen Frieden finden, gar keinen.«
    »Dunholm«, sagte er einfach.
    Fast musste ich lächeln. »Ich kenne den Ort«, sagte ich.
    »Dann müsst Ihr wissen, dass diese Festung nicht eingenommen werden kann«, sagte Erik eigensinnig.
    »Ich habe sie eingenommen«, sagte ich. »Und keinem anderen wird gelingen, was Euch gelungen ist«, sagte Erik, »nicht, bevor die Welt untergeht. Wir können in Dunholm leben.« »In Dunholm herrscht Ragnar.« »Dann werde ich ihm meinen Treueid ablegen«, sagte Erik leidenschaftlich. »Ich werde sein

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