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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Hirse übrig hatten, habe für dich aufbewahrt, damit du bei Kräften bleibst.«
    »Damit ich kräftig genug bin, um mein Leben erhobenen Hauptes wegzuwerfen? Warum hast du dein Abendessen geopfert, Nicci?«
    »Weil es das Richtige war – es diente dem Wohl anderer.«
    Nickend betrachtete er sie im dämmrigen Licht. »Du bringst es fertig und verhungerst anderen Menschen zuliebe – irgendwelchen beliebigen anderen Menschen.« Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter. »Was ist mit diesem Rohling, Gadi? Würdest du verhungern, damit er essen kann? Dein Opfer hätte einen Sinn, Nicci, wenn es jemandem gälte, den du achtest, aber das ist nicht der Fall; du opferst dich irgendeinem dunklen Ideal des Ordens.«
    Als sie nichts erwiderte, schob Richard den Rest seines Abendessens vor sie hin. »Ich will dein sinnloses Opfer nicht.«
    Sie tat Richard Leid, wie sie, völlig unfähig zu verstehen, in ihre Schale starrte. Er musste daran denken, was aus Kahlan werden würde, falls Nicci erkrankte, weil sie nicht genug zu essen bekam.
    »Iss, Nicci«, drängte er sie sanft.
    Schließlich nahm sie ihren Löffel auf und tat, was er verlangte.
    Als sie aufgegessen hatte, sah sie mit ihren blauen Augen hoch, jenen blauen Augen, aus denen eine Sehnsucht sprach, die er ihr nicht erfüllen konnte. Sie schob die leere Schale in die Mitte des Tisches.
    »Danke für die Mahlzeit, Richard.«
    »Wieso bedankst du dich bei mir? Ich bin nichts weiter als ein selbstloser Sklave, von dem man erwartet, dass er jedem wertlosen Menschen Opfer bringt, der ihm seine Not klagt.«
    Er ging entschlossenen Schritts zur Tür; die Hand bereits am losen Türknauf, drehte er sich noch einmal um. »Ich muss gehen, sonst verliere ich meine Stelle.«
    Ihre großen, blauen Augen waren voller Tränen, als sie nickte.
    Auf dem ersten Gang von der Gießerei durch die dunklen Straßen bis zu Victors Werkstatt schleppte Richard fünf Barren. Einige Leute schauten aus Fenstern am Weg auf den Mann hinab, der eine Last vorüberschleppte, und versuchten verständnislos blinzelnd zu ergründen, was er dort tat. Er arbeitete für nichts anderes als seinen eigenen Nutzen.
    Gebeugt unter dem Gewicht, redete Richard sich immer wieder ein, dass er, wenn er jedesmal fünf Barren schleppte, nur zehn Gänge zu machen brauchte, und je weniger Gänge er machen musste, desto besser. Beim zweiten Gang schleppte er abermals fünf, wie auch auf dem dritten. Als er das vierte Mal zur Gießerei zurückkehrte, entschied er, dass er einen zusätzlichen Gang einlegen musste, um sich selbst eine Verschnaufpause zu gönnen und auf einigen Gängen nur vier Barren schleppen zu müssen. Er verlor den Überblick, wie oft er bereits durch die menschenleere Nacht hin und her gegangen war. Beim vorletzten Gang hatte er Mühe, auch nur zwei Barren hochzuheben. Blieben noch drei. Er zwang sich, beim letzten Mal alle drei zu schleppen und die größere Anstrengung gegen den kürzeren Weg einzutauschen.
    Es gelang ihm, die drei letzten Barren noch vor Tagesanbruch zu Victors Werkstatt zu schaffen; seine Schultern waren voller blauer Flecken und schmerzten. Er musste den weiten Weg zu seiner Arbeit in Ishaqs Betrieb zu Fuß zurücklegen, daher konnte er nicht warten, bis Victor eintraf, um ihm den noch ausstehenden Rest von einem Viertel Goldtaler auszuzahlen.
    Die Arbeit des folgenden Tages war eine Erholung, verglichen mit der nächtlichen Schlepperei der Eisenbarren. Jori sagte kein Wort, es sei denn, man sprach ihn an, also legte Richard sich zu einer Fuhre Holzkohle auf die Ladefläche des Wagens und schloss ab und zu für ein paar Minuten die Augen, während der Wagen dahinrumpelte. Sein einziger Trost war, dass er sein Versprechen gehalten hatte.
    Als Richard nach einem endlos langen Tag nach Hause kam, sah er Kamil und Nabbi am oberen Treppenende stehen. Beide hatten Hemden an.
    »Wir haben schon darauf gewartet, dass du nach Hause kommst und deine Arbeit fertig machst«, begrüßte ihn Kamil.
    Richard konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. »Welche Arbeit?«
    »Die Treppe.«
    »Das haben wir doch gestern Abend schon erledigt.«
    »Du hast nur die Vordertreppe repariert. Die Hintertreppe ist doppelt so lang und in viel schlimmerem Zustand als die vordere. Oder willst du etwa, dass deine Frau oder die anderen Frauen im Haus stürzen und sich das Genick brechen, wenn sie durch die Hintertür zur Feuerstelle oder auf den Abort gehen?«
    Ganz offensichtlich wollten sie ihm ein wenig

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